Bei den Kepler-Planeten und CoRoT-Planeten kommt dann auch regelmäßig eine Verwechslungsgefahr hinzu. Selbst mir als Expertin passiert das, so dass ich vor Vorträgen nochmal nachschlage, um sicherzugehen, dass ich nicht CoRoT-15b mit CoRoT-16b verwechsle oder so ähnlich.
Es ist also allerhöchste Zeit zumindest den wichtigsten (3) Exoplaneten Namen zu geben, die beim Publikum keine glasigen Augen hervorrufen und einen gewissen Wiedererkennungswert haben. Außerdem wäre es eine großartige Gelegenheit, die Öffentlichkeit zu beteiligen und ihnen das Gefühl zu geben, dass diese Planeten auch irgendwie ‘ihrs’ sind und mehr als Datenpunkte, mit denen sich ‘so komische Wissenschaftlerinnen’ abgeben und die eh keiner versteht. Was für ein dankbares Feld, was für eine tolle Aufgabe, was mensch daraus tolles machen könnte…
Stattdessen wird daraus so ein absolut bescheuerter kindischer Hick-Hack.
Ausgelöst wurde das Ganze wohl schon vor ein paar Wochen durch Alan Stern’s Uwingu-Projekt, in dem dazu aufgerufen wurde, den Planeten um Alpha Centauri zu benennen. Der Spaß soll 4.99 Dollar kosten, wobei das Geld laut eigener Angabe in einen Fond fließen soll, der dann dazu benutzt werden soll, weitere Forschung zu finanzieren. An sich finde ich die Idee nicht schlecht und auch die Sache mit dem Forschungs-Fond find ich reizvoll und, ja, Mr. Stern ist ein verdienter Planetenforscher…
ABER er hat effektiv nicht das Recht, auf eigene Faust Planeten-Benennungen vorzunehmen. Was hat er denn gedacht, was passieren würde, dass die Astronomie-Gemeinschaft seinen kleinen Coup einfach so akzeptieren würde? Es kam natürlich, wie es kommen musste und die IAU (die Versammlung internationaler Astronominnen) hat am 12. April dann mit einer reichlich angepissten Pressemitteilung reagiert. Die IAU sagt im Grunde nichts anderes als: ‘Nicht mit uns! Wir machen die Namen und nicht Du und die Namen, machen wir so, wie wir sie als Wissenschaftler brauchen und das sind eben diese drögen Zahlenkolonnen. Ätsch!’
Boah, echt jetzt? Ich kann ja verstehen, dass die IAU was dagegen hat, dass Alan Stern hier nen Alleingang macht, ABER müssen die den Elfenbeinturm derart raushängen lassen? Und dann wundern wir uns, warum Wissenschaftlerinnen als korinthenkackende elitäre Fachidioten wahrgenommen werden. Meine Fresse…Sie hätten ja zumindest das Potenzial und die guten Absichten hinter Uwingu anerkennen können, aber neee…Wer auch immer diese Pressemitteilung verbockt halt, sollte ein Kommunikations-/Streitkultur-Seminar mitmachen.
Ich bin jetzt ehrlich gesagt überfragt, ob die IAU wirklich alleine das Recht hat, astronomischen Objekten Namen zu geben. Sehr demokratisch erscheint mir das nicht. Dass die IAU de facto das Recht ausübt, funktioniert meines Erachtens doch nur, weil die Öffentlichkeit keinen großen Bedarf an Asteroid Nummer 100 001 oder Stern xyz hat und weil Astronominnen nun mal eine verbindliche Nomenklatur brauchen. Ich bin da keine Expertin, aber handelt es sich hier nicht eher um eine Art Gewohnheitsrecht, das sich nur deswegen etablieren konnte, weil niemand außerhalb der Community dagegen protestierte?
Auf jeden Fall haben die Entdecker das Recht, Planeten zu benennen und von daher bin ich persönlich sehr angetan von der Idee von Cumbrian Sky: Lasst die Entdecker einen Namen aussuchen! Zarminas Welt, z.B., klingt doch soviel besser als Gliese 581g und es gibt kaum etwas Schöneres, als wenn ein Mensch einem anderen Menschen aus Liebe einen ganzen Planeten widmet 😉 (4)
Nachtrag (pure Spekulation): Vielleicht hat Alan Stern die IAU aber auch bewusst provoziert. Stern ist nämlich auch der PI (sozusagen wissenschaftl. Chef) von New Horizons, das auf dem Weg zum Ex-Planeten Pluto ist. Alan Stern war jedenfalls von der IAU ziemlich angepisst, als dann die Planeten-Nomenklatur reformiert wurde (5) und Pluto auf einmal kein Planet war (6). Nach diesem Debakel hier kann ich wohl mit großer Sicherheit sagen, dass Alan Stern und die IAU in diesem Leben wohl keine Freunde mehr werden.
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