Ich durfte im April bei Yuri’s Night in Wien ein wenig über Exoplaneten plaudern. Ich muss zugeben, vor 200 Laien hab ich noch nie gesprochen. Das ist ja auch etwas anderes, ob ich vor Kolleginnen oder vor “normalen” Menschen spreche 🙂
Jedenfalls hab ich die Zeit genutzt, mir ein wenig Wien anzusehen. Netterweise bekam ich die Gelegenheit von dem Co-Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums, Ludovic Ferrière,eine Führung mitzumachen. Prädikat: Empfehlenswert.
Mir gefällt alleine schon dieses altehrwürdige Gebäude, das eigens für die Naturaliensammlung des Gemahls von Kaiserin Maria Theresia – Franz Stepfan – geschaffen wurde. Jeder Saal ist so gestaltet, dass die Ausstattung zu den jeweiligen Exponaten passen. Z.B. schmückt ein Gemälde eines Bolliden den Saal, der die Meteoritensammlung beherbergt. Was natürlich auch gewisse Einschränkungen in der Neugestaltung des Museums mitbringt wie Ferrrier erklärte.
Ich muss zugeben, dass ich mich mit Gesteinen nicht wirklich auskenne. Von daher brachte die Führung allerhand Neues für mich. Ein besonderes Gestein ist im folgenden Bild zu sehen. Gemeint sind die dünnen Platten.
Das ist Gelenkquarzit bzw. biegsame Sandstein-Platten, von denen noch nicht ganz so ganz klar ist, warum die sich plastisch verformen lassen, wenn man sie in zentimeter-dicke Schichten schneidet. Im Museum waren die Platten so geschnitten, dass sie sich recht weit durchbiegen konnten, was sich sehr unwirklich anfühlte. In dem folgenden Video kommt das leider nicht annähernd so beeindrucken raus, weil die Platte nicht dünn genug geschliffen ist. Und ich hab natürlich vergessen, dass ich ein Video hätte machen können.
Einen schwarzen Raucher habe ich auch noch nie aus der Nähe gesehen.
Im Bereich Astrobiologie sind Schwarze Raucher wie im Bild oben interessant, weil sie als Quelle für mögliches außerirdisches Leben, z.B. auf dem Jupitermond Europa sein könnten bzw. manche vermuten, dass hier auf der Erde das erste Leben an solchen Quellen entstand.
Natürlich durften bei der Führung auch Kristalle nicht fehlen. Der oben abgebildete Kristall wurde in jeder Wachstumsphase durch verschiedene Verunreinigung vor Ort eingefärbt. Oder zumindest ist es das, was mir bei der Erklärung hängengeblieben ist 😉
Für mich als Planetenforscherin war die Meteoriten-Abteilung natürlich das Allergrößte und habe dabei auch allerhand gelernt.
Ich hab z.B. nicht gewusst, dass Meteoriten innerhalb von ein paar hundert Jahren verwittern, wenn sie auf der Erde einschlagen. Manchmal allerdings bleiben ihre Abdrücke im Gestein erhalten und werden so zu Meteoriten-Fossilien:
So nah bin ich Mondgestein von der Apollomission noch nie gekommen.
Sogar Teile des Meteoriten von Chelyabinsk waren da schon in der Vitrine.
Baff erstaunt war ich zu hören, dass Marsmeteoriten in Inklusionen noch “alte” Marktatmosphäre enthalten, die sich analysieren lässt.
Leider waren keine Mond-Meteoriten vor Ort, weil die schweineteuer sind – wir sprechen hier von einer Preiskategorie von 500 000 Euro und mehr. Dieses Problem, dass Sammler den Zugang der Forscher zu wichtigem Material erschweren oder gar verhindern, ist also leider nicht nur auf Fossilien beschränkt. Dazu kommt, dass zumindest in Europa die Sammler lieber auf dem Zeug sitzen als es zumindest als Leihgabe mal ausstellen zu lassen. Das sei in den USA ganz anders, wo es durchaus nicht selten sei, dass Sammler auch Gegenstände an Museen stiften.Überhaupt war ganz deutlich eine gewisse Geldknappheit in der Forschung herauszuhören. Auf www.inject-power.at kann mensch die nächste Expedition allerdings finanziell unterstützen. Hier geht es zur Spenden-Seite: Spenden für Expeditionen zut Impakt-Krater-Suche.
Die Einladung eine solche Expedition selber mitzumachen, werde ich aber persönlich ausschlagen, nachdem Ludovic Ferriere in einem Nebensatz meinte. “Und dann stürzte mein Flugzeug ab und ich verbrachte zwei Tage im Dschungel” So ein unberührter Einschlagskrater liegt nun mal eben Abseits, z.B. im Kongo. Unterstützendswert finde ich die Forschung auf jeden Fall.
Ansonsten könnt Ihr Euch hier über Ludovic Ferriere’s Webseite informieren.
Ach ja, wenn Ihr in Wien sein solltet: Das Naturhistorische Museum ist wirklich einen Besuch wert.
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