Der Klimawandel fällt in der Arktis im weltweiten Vergleich am stärksten aus und seine Auswirkungen sind dort am augenfälligsten. Ich habe hier schon mehrmals berichtet wie sich die verschiedenen Arktis-Anrainerstaaten auf diesen Wandel einstellen, strategisch-politische Entscheidungen treffen, Investitionen tätigen und doch manchmal so tun, als gäbe es keinen Grund, vom Klimawandel überzeugt zu sein (etwa hier und hier). Christoph Seidler schreibt beim Spiegel häufig zum Thema Klimawandel, internationale Verhandlungen und zur Arktis im besonderen. Jetzt hat er im “Spiegel Buchverlag” ein Buch zum Wandel in der Arktis veröffentlicht: “Arktisches Monopoly”.
Bild 1: Arktisches Monopoly von Christoph Seidler erschienen im Spiegel Buchverlag
Das Buch streift nur beiläufig die klimatischen Vorhersagen für diesen Teil des Globus und erwähnt eben, dass der Arktische Ozean schon in absehbarer Zeit radikal anders aussehen wird. Diese Änderungen selbst sind nicht das eigentliche Thema des Buchs, es geht um die geopolitischen Konsequenzen des Klimawandels. Seidler begibt sich auf eine lange Reise, um herauszubekommen, was im hohen Norden geschieht. Er spricht mit Mitgliedern der “Festlandsockelgrenzkomission” (herrliches deutsches Wort) der UNO, die in monate- und jahrelangen Verfahren Ansprüche der Nationen, die das internationale Seerechtsabkommen unterzeichnet haben, beurteilen müssen. Diese Entscheidungen erfolgen mittels eines atemberaubenden Regelwerks aus geophysikalisch-juristischen Überlegungen. Das medienwirksame Abwerfen der russische Fahne auf den Meeresboden am geographischen Nordpol ist deutliches Anzeichen, dass momentan in der Komission mehrere Anträge vorliegen, die grosse Teile des arktischen Ozeans zu Binnengewässern machen würden. Insbesondere um Länge, Form, Ausdehnung und geologische Zugehörigkeit des Lomonossow Rückens toben wilde geophysikalische Schlachten.
Bild 2: Meins! Die russische Fahne wird von den beiden Spezial-U-Booten Mir 1 und 2 in den Nordpol gerammt.
Dieses juristische Schlachtfeld dreht sich in erster Linie um zwei Interessensfelder, erstens die Schiffahrtsrechte, die in den Sommermonaten Nord/West und Nord/Ost Passage zu sehr attraktiven Schiffahrtsrouten machen werden sowie natürlich Öl- und Gasvorkommen. Seidler wühlt sich wirklich durch die Details moderner Offshore-Bohrtechniken und zeigt auf, dass viele der grossen Hoffnungen auf vermeintlich riesige Energievorkommen in der Arktis mindestens etwas optimistisch, wenn nicht völlig illusorisch sind.
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