Es gab aber vor kurzem im September noch einen formellen Kommentar von Jeremy Fyke  und Michael Eby. Sie haben genau die gleiche Modell/Daten Konfiguration genommen und sich einige Sachen nochmal genauer angeschaut. So befanden sie, dass einige Daten in der Nähe der Eisschilde nicht genommen berücksichtigt sollten, da im Modell an der jeweiligen Stelle Eis simuliert wurde, während aber die Daten auf Polleninformationen beruhten. Auch an einigen weiteren Daten in der nördlichen Hemisphäre hatten sie etwas auszusetzen und nahmen sie aus dem Daten/Modell-Vergleich heraus. Obwohl es sich um eine relative kleine, geographisch eingegrenzte Untermenge der verfügbaren Paleodaten handelt, ist die Wirkung des Wegstreichens dieser Daten erheblich. Fyke/Eby nahmen noch eine leicht geänderte Version desselben Klimamodells und führten eine ähnliche Rechnung wie Schmittner et al. durch. Jetzt lag diese Modellversion mit ihrer Klimasensitivität von ca. 3.5°C vorne. Das ganze Verfahren erscheint also relativ sensibel und vor allem der sehr enge Unsicherheitsbereich scheint doch sehr zweifelhaft. Fyke/Ebys Modellversion wäre, soweit ich das sehe, ausserhalb des 95% Bereichs des ursprünglichen Papers.

Die Antwort der Autoren des Originalpapers findet sich hier  und fällt gemischt aus. Teils Zustimmung, teils Ablehnung. Es werden mit Sicherheit noch weitere Modelle mit einem ähnlichen Ansatz auf die stetig wachsende Menge an Daten aus dem letzten glazialen Maximum losgelassen werden (hier zb). Primaklima bleibt natürlich bei diesem Thema am Ball.

 

 

 

 

 

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Kommentare (10)

  1. #1 K.a.r.S.t.e.N
    November 8, 2012

    Hi Georg,

    Bien hecho! Muchas gracias 🙂

    Tamsin Edwards (MetOffice) und Kollegen haben sich ebenfalls an etwas ähnlichem versucht: allmodelsarewrong.com
    Bin allerdings gerade nicht im Bilde, ob da bereits was submittet wurde. Gab länger kein Update im Thread. Die vorläufigen Ergebnisse (in ihrem Blogpost nur mit einem Trick zu finden) lassen ebenfalls auf eine viel höhere Sensitivität schließen.

    Weiters hat thingsbreak sich jüngst mit dem Thema befasst. Dabei auch der Verweis auf das von James Annan und Julia Hargreaves zu CPD submittete Paper welches gleichfalls eine höhere Temperaturvariabilität findet. Allerdings ist deren korrespondierende LGM-Forcingannahme aus einem vorangegangenen eigenen Paper sehr hoch, was die Sensitivität reduziert. Ist jedoch nur eine Randbemerkung und mit entsprechenden “Warnhinweisen” versehen (siehe Diskussion von thingsbreak).

    Grüße KarSteN

  2. #2 axel
    November 8, 2012

    Es lohnt, sich nochmals das Interview des Koautors Nathan Urban bei Planet3 in Erinnerung zu rufen:
    https://rogerpielkejr.blogspot.fr/2012/11/loss-normalization-methodologies.html

    Imponierend, diese Bescheidenheit und Offenheit gegenüber möglichen caveats. Erinnert man sich noch daran, dass bei WUWT die Landverteilung mit höheren Werten der Klimasensitivität einfach mal so aus Schmittners Diagramm entfernt wurde? Das war schon fast komisch.

  3. #3 axel
    November 8, 2012

    @ Georg

    Bin etwas desillusioniert. Ich empfand es an der Methode immer so attraktiv, dass atmosphärische Klimafeedbacks (Wolken etc.) nicht mit GCMs bestimmt werden müssen, sondern in den Temperaturdaten einfach schon als Ganzes enthalten sind.

    Modelle haben hier nur die (untergeordnete) Rolle, die Randwerte (Veränderungen von Eis/Seeeis, Veränderungen der Biosphäre) zu bestimmen.

    Wenn ich jetzt sehe, dass die Ergebnisse immer noch stark vom verwendeten Modell abhängen, dann bin ich etwas ernüchtert.

  4. #4 Georg Hoffmann
    November 8, 2012

    @Axel
    “Bin etwas desillusioniert. ”
    Sei das bitte nicht. Es gibt ja nach wie vor die (fast) reinen Daten Paper, die die Klimasensitivitaet abschaetzen.
    https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0277379109003291

    Diese Modell/Daten Paper gehen aber noch einige Schritte weiter. Es geht nicht mehr nur um die Klimasenistivitaet (eine Zahl) sondern praktisch die gesamte Parameterisierung der Modelle. Hier wurde zb (Karsten fuer dich) auch etwas zur Wichtigkeit des Staubs wg des LGM gesagt. Der Grund dafuer dass man am Ende vielleicht mehr rausbekommt liegt schlicht daran, dass man ja ein ganzes 2D-Temperaturfeld reinsteckt.

  5. #5 Georg Hoffmann
    November 8, 2012

    @Karsten
    Danke. 1A Links.

  6. #6 axel
    November 8, 2012

    Tja, auch den Karsten werden wir hier nicht los *grins*.

    Da dachte ich immer, prima Methode, Einflüsse anthropogener Aerosole gibt es ja nicht, ein große Unsicherheit fällt weg. Und nun streiten die sich über den Einfluss der Aerosole…
    (Wenigstens geht’s jetzt “nur” um Zehntelgrad in der ECS)

  7. #7 K.a.r.S.t.e.N
    November 9, 2012

    @axel:

    Je kälter, desto mehr Staub, desto höher das Gesamtforcing (Staub wirkt im als pos. Feedback, sprich je kälter, desto größer seine negatives Forcing und umgekehrt), welches aber alle anderen Feedbacks zw. Holocene und LGM, desto geringer die Klimasensitivität. Auf dieser Argumentation basierte IIRC das Chylek und Lohmann 2008 Paper, auf welches Georg sicher anspielt. Das Paper wurde jedoch ziemlich heftig attackiert (u.a. von Annan und Hargreaves), da die Auswahl einzelner Datenpunkte mehr als fragwürdig war. Nimmt man zeitlich gemittelte Werte, landet man plötzlich wieder in der üblichen Spanne. Mit anderen Worten. Es gibt definitiv ein Staubfeedback, aber es ist ziemlich gering. Für das anthropogene Forcing bisher nicht nachweisbar, was sicher auch an der Sahel-Drought der 1970/80er Jahre liegt, welche u.U. ebenfalls ein Aerosol-byproduct ist (anthropogene Sulfate).

    Soweit, so verwirrend 😉

  8. #8 K.a.r.S.t.e.N
    November 9, 2012

    Ich werde ohne Vorschau einfach nicht glücklich. Die Neigung zum “Überlesen” von unvollständig nachgebesserten Textpassagen ist ziemlich groß. Mithin, der erste Satz ist derart entstellt, dass ich ihn wohl nochmal nachreichen muss. Here we go:

    Je kälter, desto mehr Staub, desto höher das Gesamtforcing zw. Holocene und LGM (…), desto geringer die Klimasensitivität.

    I’m sorry …

  9. #9 K.a.r.S.t.e.N
    November 20, 2012

    Übrigens lobt Andreas Schmittner das von Annan und Hargreaves bei CPD submittete (und oben von mir verlinkte) Paper über den Klee:

    I think that this is the best reconstruction of global LGM temperatures yet, because the authors use a more extensive and newer dataset as well as better models than previous studies. Uncertainties are quantified and sensitivity tests are performed, which indicate the robustness of the result. The paper is well suited for Climate of the Past. I recommend publication with minor revisions and congratulate the authors on a nice piece of work.”

    Solch eine Bauchpinselei hätte wohl jeder gern mal 😉

  10. #10 K.a.r.S.t.e.N
    November 20, 2012

    Link funzt net … k.a. was da wieder passiert ist. Also nochmal *dull*: Comment Andreas Schmittner