Cedric Villani ist sicher momentan einer der prominentesten Mathematiker überhaupt. Er hat in Frankreich mittlerweile den Status eines Stars erreicht, der eigentlich ziemlich regelmäßig in Talkshows und Ähnlichem auftritt. Für die noch nicht Eingeweihten: Cedric Villani machte sein Bac mit 16 und hat in seinem ganzen schulischen Leben nur die Höchstpunktzahl in Mathematik erreicht. Da Mathe in Frankreich immer noch das Königsfach ist, in dem die Maximalpunktzahl nur seeeehr selten erreicht wird, gibt das schonmal eine Vorstellung vom jungen Cedric. Er hat natürlich dann an der Ecole Normal in Paris studiert, ist mittlerweile Professor in Lyon und jüngster Direktor des Institut Henri Poincare, den es bislang je gegeben hatte. Er hat sich überraschenderweise nicht hauptsächlich mit reiner Mathematik beschäftigt, sondern mit der vergleichweise “anwendungsorientierten” mathematischen Physik und den partiellen Differentialgleichungen. Für seine Arbeiten zur Boltzmanngleichung hat er dann 2010 die Fieldsmedaille erhalten. Für mehr Details siehe hier bei Thilo. Es ist nicht ohne Witz, dass er sich meist auch so anzieht wie Boltzmann (die berühmte Lavalliere).
Hier ein paar Videos mit Cedric, zwei in Französisch und ein TED Talk in Franglais.
Le Monde hat eine kleine Reihe gestartet, in dem Cedric jedesmal ein kleines Matherätsel gibt. Das erste ist nicht so schwierig (glaube ich). Er erklärt, was ein Zahlen-Palindrom ist: Ergibt, von links nach rechts gelesen, das Gleiche wie von rechts nach links. Frage ist also: Wieviele unterschiedliche Palindrome gibt es, wenn das Palindrom eine 351-stellige Zahl ist, und, was ist der kleinste Abstand zwischen zwei 351stelligen Palindromen. So formuliert klinkt es vielleicht erstmal komisch, ist aber ganz einfach. Ihr könnt ja mal sagen, was ihr rausbekommt (Thilo darf nicht mitmachen). Und Cedric erklärt es natürlich nochmal besser.
Les défis mathématiques du Monde, épisode 1… door lemondefr
Das zweite Video ist ein Talkshow auftritt, in dem er seinen Roman Theoreme vivant vorstellt. Roman ist vielleicht nicht ganz das richtige Genre. Das Buch hat schon einen sehr autobiographischen Charakter. Lustig aber auch für die nicht Französischsprechenden ist sicher, dass er es geschafft hat, da bald 10 Seiten partielle Differentialgleichungen reinzupacken, obwohl sein Editor ihm gesagt hat, dass jede Formel die Zahl der Leser durch 2 teilt. Na, hat man erstmal die Fieldsmedaille, dann geht vieles leichter.
Und schliesslich eine TED Präsentation, in dem er ein bisschen erzählt, wofür er die Fieldsmedaille bekommen hat und was Mathematiker so antreibt. Mit so einem Mathebotschafter braucht sich die Mathematik in Frankreich keine Sorgen machen!
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