Ich wollte schon seit langem versuchen, Interviews mit Klimaforschern zu führen und dann hier zu veröffentlichen. Es sollen da  die vermeintlich großen Fragen des Klimageschäfts behandelt werden, aber auch gefragt werden, wie denn der eine oder andere überhaupt dazu gekommen ist, zu diesem Thema zu arbeiten. Man mag es nämlich kaum glauben, aber als ich angefangen habe, war das Thema Klima noch längst nicht so en vogue wie heute und und als mein erster Interviewpartner, Dr. Martin Heimann, damit anfing erst recht nicht. Martin Heimann ist Schweizer und arbeitet seit einiger Zeit aber am MPI für Biogeochemie in Jena als Chef der Arbeitsgruppe Biogeochemische Systeme. Er ist contributing und lead author von mehreren IPCC Berichten (ich glaube alle, die ich kenne). Ach ja, und vor langer Zeit hatte er einen Doktoranden namens Georg Hoffmann.

 

Prof. Dr. Martin Heimann, Direktor am MPI für Biogeochemie

 

Bild: Prof.Dr.Martin Heimann irgendwo in Sibirien bei der Erstellung der Kohlenstoffbilanz von Taiga und Tundra. © MPI für Biogeochemie

 

 

 

Guten Tag Martin.

1)   Was ist deine momentane Tätigkeit?
Ich schreibe diese Zeilen im Allegro-Zug von St. Petersburg nach Helsinki; komme zurück von einem kleinen Workshop über Methanemissionen aus Permafrostregionen. Zur Zeit bin ich Gastprofessor am physikalischen Institut der Uni Helsinki und leite aber nach wie vor die Abteilung „Biogeochemische Systeme“ am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena.

 

2)   Wie bist du eigentllich zum Thema Erforschung des Kohlenstoffkreislauf gekommen?

Ich habe in den 1970’er Jahren an der Uni Bern in der Schweiz Physik studiert. Obwohl ich mich zuerst für die Theorie interessierte, wurde ich aufmerksam auf die Arbeitsgruppe von Hans Oeschger und Uli Siegenthaler, die sich mit der Erforschung des Kohlenstoffkreislaufs befassten. Im Rückblick würde man dies heute wohl schon mit „Erdsystemforschung“ bezeichnen. Oeschger hatte einen neuen, besseren Zähler für die Messung von Radiokohlenstoff  (14C) entwickelt und nutzte eine Batterie dieser Zähler in einem extra dafür gebauten „Tiefenlabor“, einem etwa 30m tief unter dem Institut gelegenen Keller, um alle möglichen Substanzen zu datieren. Der Keller sollte dabei die kosmische Strahlung reduzieren, zudem wurde ein Uran-armer Spezialbeton verwendet um möglichst wenig falsche Impulse im Zähler zu registrieren. Um den Effekt der verschiedenen Abschirmungen zu bestimmen, brauchten sie einen Rechenknecht, der sich mit Numerik und Programmierung des damaligen IBM-360 Universitätsrechners auskannte. Ergo I.

Um die Radiokohlenstoffmessungen in den unterschiedlichsten Medien über die reine Datierung hinaus zu interpretieren, interessierte sich die Oeschger-Gruppe für den globalen Kohlenstoff und dessen Veränderungen durch das Klima und den Menschen. Änderungen der Produktion des natürlichen 14C aber auch das durch die Atomwaffentests erzeugte 14C wiederspiegeln sich unterschiedlich in den verschiedenen Kohlenstoffreservoiren der Erde. Aus diesen Unterschieden lässt sich sehr viel über die Transferraten und Umwälzzeiten im Kohlenstoffkreislauf lernen. Die Berner Gruppe entwickelte hierzu ein globales, recht simples, aber auch heute noch aktuelles Kohlenstoffmodell (das sogenannte Box-Diffusion-Model), dessen Modellparameter durch 14C-Beobachtungen kalibriert wurden, und welches die globale Dynamik des Kohlenstoffkreislaufs eigentlich recht realistisch wiedergibt. Auch hier wurde ein Rechenknecht gesucht, der u.a. das stabile Isotop 13C in das Modell einzubauen hatte. Ergo II.

Ein dritter Grund ergab sich aus der damals faszinierenden Hoffnung, aus Eiskernen durch hochpräzise Analysen der Gaskonzentrationen in den Eisbläschen die Geschichte der Zusammensetzung der Atmosphäre in der Vergangenheit zu rekonstruieren. War technische eine enorme Herausforderung und es dauerte etwa 10 Jahre bis erste glaubwürdige Resultate etwa um 1984 publiziert werden konnten. Allein schon die Aussicht als Student möglicherweise nach Grönland oder sogar in die Antarktis zur Feldarbeit mitgenommen zu werden hatte was, auch wenn es dann nur zu einigen Messkampagnen auf Alpengletschern und mit Schweizer Militärflugzeugen reichte.

Nach meinem Diplom kam Dave Keeling, der Vater der Mauna Loa Kurve, zu uns nach Bern für ein Gastsemester mit einem tollen Projektthema. Es ging dabei um die Interpretation einer seiner atmosphärischen Messkampagnen mit Hilfe von einem Modell des atmosphärischen Transports. Daraus wurden dann zwei Paper in meiner Diss und danach eine Stelle als Postdoc am Scripps Institution of Oceanography in La Jolla in Kalifornien.

 

3)   Zwei Frage zur globalen Verteilung der CO2 Emissionen. Es herrscht mittlerweile weitestgehend Einigkeit darüber, dass von den anthropogenen Emissionen ca 30% vom Ozean absorbiert werden, 30% in die terrestrische Biosphäre und die restlichen 40% in die Atmosphäre gehen. Lange Zeit sprach man aber von einer missing sink von ca 20% des totalen Budgets.

A)   Was ist passiert, dass man meint, das Budget sei jetzt besser im Griff?

Der Begriff „missing sink“ stammt aus den 1960ern und frühen 1970ern, als man nur die fossilen Emissionen (Verfeuerung von Kohle, Öl  und Gas) aufsummierte und dem Atmosphärenzuwachs und der Ozeanaufnahme (berechnet mit Hilfe der 14C Methode, wie oben aufgezeigt) gegenüber stellte. Ein allfälliges, meistens sehr kleines Residuum, wurde als „missing sink“ bezeichnet. In 1978 schlug dann ein Paper in Science von Woodwell und Kollegen wie eine Bombe ein: Sie hatten erkannt, dass durch Änderungen der Landnutzung, vor allem den Brandrodungen durch den Menschen, beträchtliche weitere Mengen CO2 freigesetzt werden. Woodwell et al.’s Schätzungen gingen dabei bis zu 18 PgC/Jahr! (zum Vergleich: In 2012 betrugen die gesamten anthropogenen Emissionen etwa 9.7 PgC/Jahr). Damit mussten neue Senken her, um die globale CO2 Bilanz zu schliessen. Viele Kohlenstoffkreislauf-“Experten“ wandten sich nun auch der Landbiosphäre zu und eine Vielzahl von Ökologen begannen sich nun auch für den Kohlenstoffkreislauf zu interessieren. Die zentrale Frage lautete damals und auch heute noch: welcher Prozess steckt denn hinter der nun beträchtlichen „missing sink“? Aus einer Vielzahl von Untersuchungen, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde, wissen wir, dass die „missing sink“ oder „unidentified sink“ in der Landbiosphäre zu suchen ist. Daher wird sie nicht mehr so benannt. Bei der quantitativen Berechnung der Bilanz ist es allerdings nach wie vor so, dass man den Emissionen die Zunahme in der Atmosphäre und die inzwischen sehr genau bekannte Ozeanaufnahme entgegenstellt und das Residuum der Landbiosphäre zuordnet.

B)   Es gibt ja Arbeiten, die sagen, dass der Anteil des CO2, der in der Atmosphäre bleibt, über längere Zeitskalen (100 Jahre) relativ konstant ist (Airborne Fraction). Mit anderen Worten, ist die obige Aufteilung von 30:30:40 wirklich so stabil, wo doch anscheinend über die letzten 100 Jahren so viel passiert ist (wärmere Ozeanoberfläche, Waldnutzung, Landwirtschaft, etc)? Verstehen die Modelle die Gründe für diese Konstanz?

Die nahezu-Konstanz der „Airborne Fraction“ (AF) ist in der Tat auf den ersten Blick erstaunlich. Man muss allerdings die Daten über 10 Jahre mitteln; von Jahr zu Jahr gibt es schon erhebliche Veränderungen, die auf Klimaeffekte (u.a. El Nino) zurückgeführt werden können. Zudem ist fest zu halten, dass der aus Beobachtungen ermittelte Wert der AF beträchtliche Unsicherheiten aufweist, da die Emissionen aus den Änderungen der Landnutzung grosse Unsicherheiten aufweisen. Im neusten IPCC Bericht geben wir in Kapitel 6 den Wert der AF mit 0.44 ± 0.06 an, berechnet über den Zeitraum 1960-2010. In diesen Unsicherheiten könnte sich natürlich ein Trend verbergen, der jedoch zur Zeit statistisch nicht signifikant ermittelt werden kann.

Die Abbildung zeigt die AF berechnet aus den publizierten Daten des „Global Carbon Projects“. Die gestrichelte Linie bezeichnet die jährlichen Werte; die ausgezogene schwarze Linie stellt das gleitende 10-Jahresmittel dar.

Airbornefraction

 

Abbildung: Welcher Anteil des vom Menschen emittierten CO2 bleibt eigentlich in der Atmosphäre “hängen”. Die “Airborne fraction” variiert zwar stark, ist aber im langzeitlichen Mittel erstaunlich konstant bei ca. 44±6% und das, obwohl in den 150 Jahren stets anwachsender anthropogener Emissionen doch so viel mit dem Klima und den natürlichen Kohlenstoffsenken und Quellen passiert ist.

 

 

Warum ist die AF aber auf dekadaler und längerer Skala nahezu konstant? Als Physiker kann man dies recht gut verstehen, wenn man bedenkt, dass der globale Kohlenstoffkreislauf im wesentlichen ein System von Reservoiren unterschiedlicher Grösse und Umwälzraten ist, welche untereinander durch Transferprozesse verknüpft sind. Regt man ein solches System durch eine kleine Störung an, so kann man es mit einem Differentialgleichungssystem erster Ordnung beschreiben. Mathematisch entspricht dies einer Taylor-Entwicklung der u.U. sehr komplexen Austauschflüsse um einen Basiszustand. Wenn man sich den zeitlichen Verlauf der CO2 Emissionen ansieht, dann erkennt man, dass dieser nahezu exponentiell verläuft. Facht man ein solches Differentialgleichungssystem mit einer exponentiellen Störung an, dann ist leicht einzusehen, dass sich alle Inhalte der Reservoire und alle Austauschflüsse exponentiell mit derselben Zeitkonstante verändern. Und die Verhältnisse zwischen irgend zwei Variablen in diesem System sind konstant. Ergo ist auch die AF konstant.

Natürlich ist die Wirklichkeit komplexer, aber ich glaube dass dies der Effekt erster Ordnung ist, und dass sich die anthropogene Störung des Kohlenstoffkreislaufs daher noch weitgehend im linearen Bereich bewegt. Offensichtlich wirken sich alle nichtlinearen Effekte auf globaler Skala noch nicht messbar aus (auch wenn dies in der Literatur manchmal anders behauptet wird).

In gekoppelten Kohlenstoffkreislauf-Klimamodellen kann man dies nachrechnen. Alle Modelle zeigen längerfristig einen positiven Trend, d.h. dass Ozean und Land mit weiterhin zunehmenden Emissionen relativ weniger CO2 aufnehmen. Der Trend ist allerdings recht gering und dürfte sich, je nach angenommenem Emissionsszenarium, erst gegen Mitte dieses Jahrhunderts in den Beobachtungen abzeichnen. Für Details dazu siehe auch das Paper von Manuel Gloor, Jorge Sarmiento und Nicolas Gruber.

4)   Für jede Art von Klimaverhandlungen, möchte man die CO2 Flüsse am besten für jedes Land, zumindest aber für jede Region so genau wie möglich abschätzen können.

A)   Was denkst du, wie gut wird man in der Zukunft die Emissionen der einzelnen Länder/Regionen durch verschiedene Messsyteme kontrollieren können und welche Messungen sind momentan verfügbar?

Dies ist eine sehr schwierige Frage. Es gibt drei verschiedene Verfahren, um regionale Bilanzen zu quantifizieren, die einzeln oder in Kombination zusammen genutzt werden können:
(1) Mit Hilfe von atmosphärischen, sehr genauen, kalibrierten Konzentrationsmessungen: Man misst z.B. in Irland und in Ostpolen die CO2 Konzentration. Wenn man annimmt, dass der Wind von Irland nach Polen strömt, kann man aus der beobachteten Zu- oder Abnahme der CO2 Konzentration das auf dem Weg der Luft über Europa zugemischte, resp. entzogene CO2 schätzen. In der Praxis nutzt man ein dreidimensionales, zeitabhängiges Transportmodell, welches die Winde aus einem Modell der Wettervorhersage nutzt, um den Weg der Luft genauer zu beschreiben. Und man nutzt wenn möglich ein ganzes Netz an Beobachtungsstationen: über Europa mit seiner komplexen Quellen-/Senkenverteilung vorwiegend sogenannte „Tall Towers“, d.h. möglichst hohe Türme, z.B. Sendemasten, welche regional repräsentative Luftschichten erfassen (i.a. 200-500m hoch). Dieses Verfahren, das übrigens mathematisch nicht ganz trivial ist – Stichwort „Inversionsproblem“, wird oft als „Top-down“ Methode bezeichnet. Im wesentlichen liefert es die Netto-Kohlenstoffbilanz einer Region.

(2) Die lokalen CO2 Flüsse lassen sich an einzelnen Standorten mit Hilfe der Eddykovarianzmethode messen. Dabei misst man mit hoher Frequenz (20 Hz) den 3-dimensionalen Wind und die CO2 Konzentration an einem kleinen Turm z.B. über einem Wald oder einer Wiese. Da das Produkt Windgeschwindigkeit mal CO2 Konzentration dem CO2 Fluss entspricht, kann man mit diesem Verfahren durch Aufsummierung den durch die lokale Windturbulenz bewirkten vertikalen CO2 Transport messen.  Um die Bilanz einer Region zu erfassen benötigt man repräsentative Eddykovarianz-Messtürme über allen relevanten Ökosystemen. Mit Hilfe von Vegetationskarten und Fernerkundungsdaten kann man die Punktmessung dann hochskalieren. Dieses Verfahren wird oft als „bottom-up“ Methode bezeichnet.

(3) CO2 Bilanzen einer Region lassen sich auch durch Inventurdaten ermitteln. Die Emissionen aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas lassen sich nach wie vor am besten aus Statistiken des regionalen Verbrauchs dieser Energieträger quantifizieren. Auch die CO2 Bilanz von Wäldern einer Region lässt sich aus Forstinventaren ermitteln: Forstbesitzer sind interessiert am ökonomischen Wert ihres Waldes, daher werden periodisch alle 5-10 Jahre Inventuren der Dichte, Grössen- und Altersverteilung der Bäume aufgenommen. Da solche Daten oft landesweit vorliegen, lassen sich daraus recht belastbare Inventare der im Wald gespeicherten Kohlenstoffvorräte schätzen. Die Änderungen dieser Vorräte entspricht dann der regionalen Kohlenstoffbilanz dieser Waldflächen.

Jedes dieser Verfahren hat seine Stärken und Schwächen. Im Rahmen eines EU-weiten Projektes „CarboEuropeIP“ haben wir die verschiedenen Methoden verglichen und zeigen können, dass sie konsistente Ergebnisse zeigen, jedenfalls wenn man sie über den gesamten Kontinent aufsummiert.  Generell gilt: je grösser die Region, desto genauer ist die top-down Methode, je kleiner die Region, desto besser ist das bottom-up Verfahren; vorausgesetzt, es sind genügend Messstationen vorhanden. Auf Grund dieser Erfahrung bauen wir zur Zeit auf europäischer Ebene das „Integrated Carbon Observation System (ICOS)“ auf.  Dieses System, basierend auf allen drei oben angesprochenen Verfahren, soll langfristig die CO2 Bilanz Europas mit einer hohen räumlichen (10 x 10 km) und zeitlichen  (wöchentlich) Auflösung dokumentieren.  Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Aber der Aufbau und Betrieb der Messnetze bestehend aus einem atmosphärischen Stationsnetz, einem terrestrischen Netz von Eddykovarianzstationen und einem ozeanischen Netz basierend auf automatischen Messungen auf Fähr- und Frachtschiffen, zusammen mit den notwendigen zentralen Einrichtungen (Labore, Datenbanken etc.) geht voran. Als europäische Infrastruktur wird ICOS von Finnland aus koordiniert.

 

Mittelfristig wird das Konzept von ICOS ergänzt werden durch Fernerkundungsdaten von neuen Sensoren auf Satelliten. Zur Zeit kann die Fernerkundung die existierenden in situ Beobachtungen nur ergänzen aber in 5-10 Jahren dürfte sich dies ändern. Neue Verfahren, z.B. aktive Verfahren (LIDAR) könnten die regionale und globale  Konzentrationsverteilung von CO2 und anderen Spurengasen (z.B. Methan) in der Atmosphäre erfassen und kartieren. Daraus lassen sich dann die zu Grunde liegenden raumzeitlichen Verteilungen der Quellen und Senken dieser Gase berechnen. Aber bis dies soweit ist,  müssen diese Satelliten wirklich fliegen und genügend genaue Messungen erzeugen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

B)   Vor kurzem meldete etwa die Presse, dass Chinas Emissionen um ganze 20% falsch berechnet sein könnten. Wie kann es immer noch zu solchen Löchern im Budget kommen? Etwa hier bei Reuters.
Dies ist nicht nur ein Presseartikel, sondern basiert auf einer seriösen, begutachteten Studie von Guan et al., 2012, in Nature Climate Change. Die Forscher des „Global Carbon Project“ glauben, dass sie die globalen fossilen Emissionen mit einer Genauigkeit (±1 sigma) von etwa 5% im Griff haben. Die Emissionen einzelner Länder sind allerdings unsicherer, aber man glaubt, dass die regionalen Unsicherheiten unabhängig sind und sich bei der Aufsummierung zum Teil aufheben. Wenn Guan et al. recht haben, dann ist dies allerdings Wunschdenken.

5)   Die Gründe für die natürlichen Schwankungen des CO2 waren immer sehr umstritten. Möglicherweise das gröszte Rätsel von allen ist der um ca. 100ppm niedrigere glaziale CO2 Wert, für dessen Erklärung man sicher einen Nobelpreis der Geowissenschaften bekäme, wenn es den einen gäbe. Warum ist es so schwierig dort irgendwelche Fortschritte zu machen?

Dies ist sicher eines, wenn nicht gar DAS spannendste Problem der Biogeochemie-Zunft. Wir bezeichnen es oft als „Biogeochemie-Enigma“. Leider fehlt uns bis jetzt der passende Rosetta-Stein oder ein Alan Turing um den Code zu knacken. Hypothesen gibt es zuhauf; und während der letzten Dekaden wurden unzählige Paleo-Datensätze erarbeitet, die ein Licht auf den einen oder andern Aspekt des Problems werfen. Die Schwierigkeit liegt u.a. darin begründet, dass auch der Zustand des physikalischen Systems (Temperaturen, Ozeanzirkulation, Niederschlagsverteilung, Eisbedeckung etc.) während der Kaltphasen nur ungenau bekannt ist. Dass der atmosphärische CO2 und CH4 Pegel während der Kaltphasen tiefer lag als im Holozän ist eigentlich plausibel, aber warum beim CO2 immer etwa 100 ppm während der letzten 4 glazialen Zyklen? Und davor, als der Temperaturunterschied zwischen Warm- und Kaltphasen kleiner war, schwankte die CO2 Konzentration auch nur um etwa 70 ppm…
6)   Es gab ja mal einen gröszeren Konflikt zwischen der Eiskern-Community, die du ja als Berner besonders gut kennst, und denjenigen, die das CO2 vergangener Zeiten über die Analyse der morphologischen Eigenschaften von fossilierten Blättern (Stomataanzahl) rekonstruieren wollen. Während die Eiskerne langsame und träge Bewegungen des CO2 auf Skalen von ca. 1000 Jahren sehen, wackelt es bei den Paleobotanikern wild hin und her (Groeszenordnung 50ppm). Was ist denn da jetzt so der letzte Zwischenstand?

Die aus der Stomataanzahl rekonstruierten atmosphärischen CO2 Schwankungen sind an sich interessant, wiederspiegeln aber nicht den echten Atmosphärenwert. Ähnliches gilt für Rekonstruktionen der CO2 Konzentration aus 13C/12C Isotopenmessungen an Moosen o.ä. Bei diesen Verfahren hängen die benutzten Transferfunktionen zwischen der Messgrösse (Stomatadichte, 13C/12C Isotopenverhältnis) und der geschätzten CO2 Konzentration von vielen weiteren Einflussgrössen ab, die quantitativ schwer rausgerechnet werden können. Die Transferfunktionen basieren zudem im wesentlichen auf empirischen Beziehungen, welche die zu Grunde liegenden komplexen biologischen Prozesse nur beschränkt darstellen. Bei den Eiskerndaten hat man ein grösseres Vertrauen, da der Gas-Einschluss im Firn und Eis ein physikalischer Prozess ist, den man modellieren kann und wo man das Einschlussmodell mit Messungen von anderen Gasen oder deren Isotopenzusammensetzung überprüfen kann.

Schnelle natürliche Schwankungen im atmosphärischen CO2 wären aus der Sicht der Dynamik des Kohlenstoffkreislaufs auch schwierig zu verstehen. Da der Ozean das atmosphärische CO2 puffert, müssten enorme Mengen Kohlenstoff im System verschoben werden: Um eine Änderung des atmosphärischen CO2 um 50 ppm über 50 Jahre zu bewirken müssten über 200 PgC emittiert werden – woher sollten diese auf die Schnelle kommen? Dennoch besteht natürlich ein grosses Interesse, die vergangene CO2 Konzentration mit einer von den Eiskernmessungen unabhängigen Methode zu ermitteln.

7)   Nicht nur die Klimawissenschaften auch das Studium der biogeochemischen Zyklen hat ja seine Skeptiker. Woher weiss man eigentlich, dass der CO2 Anstieg der letzten 200 Jahre zu fast 100% anthropogen ist? Gibt es da wirklich noch eine echte Unsicherheit?

Im neuen IPCC Bericht benutzen wir hierzu das Attribut „with a very high level of confidence“. Dies stützt sich auf mehrere, voneinander unabhängige Befunde: (1) die beobachtete Abnahme des Luftsauerstoffs während der letzten 20 Jahre ist konsistent mit Sauerstoffverbrauch durch die Verfeuerung der fossilen Brennstoffe; (2) die beobachtete Abnahme des 13C/12C Isotopenverhältnis am atmosphärischen CO2 verlangt zur Erklärung eine im 13C/12C abgereicherte CO2 Quelle, hier kommt nur die Biosphäre oder die fossilen Brennstoffe in Frage; (3) das CO2 aus fossilen Brennstoffen hat kein Radiokohlenstoff, daher wird in der Atmosphäre eine Abnahme des 14C beobachtet; (4) da die meisten anthropogenen CO2 Emissionen in der Nordhemisphäre stattfinden, ergibt sich ein kleiner N-S Konzentrationsgradient, der über die letzten 50 Jahre sehr genau den Emissionen folgt; und (5) die nahezu exponentielle Zunahme des CO2 in der Atmosphäre während der letzten 200 Jahre folgt dem nahezu exponentiellen Anstieg der Emissionen mit der selben Zeitkonstante. Zwar könnte jeder einzelne dieser Befunde potentiell mit einem spitzfindigen ad hoc Argument entkräftet werden, aber in der Gesamtschau belegen sie eindrücklich die These, dass der CO2 Anstieg durch den Menschen verursacht ist.

 

 

 

Kommentare (36)

  1. #1 axel
    Dezember 4, 2013

    Hi Georg,

    tolles Interview, gerne mehr davon in Zukunft.

    Im Text zur Abbildung hat der Fehlerteufel bei erstaunlich konstant bei ca. 44±6% eine Null vernichtet.

    PS:
    Im Sinne der Ausgewogenheit fordere ich ein Interview mit Murry Salby 😉

  2. #2 Georg Hoffmann
    Dezember 4, 2013

    @Axel, Danke. Doch, an sich moechte noch weitere Interviews machen, aber alle alle sind halt immer busy.

    Welche Null? Wo genau?

  3. #3 axel
    Dezember 4, 2013

    Sorry, unter der Abbildung stimmt’s. Ich meinte über der Abbildung, dort steht im Text Im neusten IPCC Bericht geben wir in Kapitel 6 den Wert der AF mit 0.44 ± 0.6 an, , da fehlt die Null.

  4. #4 Georg Hoffmann
    Dezember 4, 2013

    Ahh. Jetza. Danke

  5. #5 Treverer
    Dezember 4, 2013

    sehr interessantes interview. danke!

  6. #6 Christian der 1.
    Dezember 4, 2013

    Hallo Georg Hoffmann
    Total off topic, naja mit Klimaveränderung hat es schon zu tun.

    Ist dir ein paper, eine forschungsgruppe bekannt, die die klimaauswirkungen des vermuteten asteroiden/kometeneinschlags von vor 65 mio simuliert, erforscht.

    Zu weniger gravierenden klimaverändernden ereignissen (toba 74k vor unserer zeit, tambora (1810er) fand ich schon sachen).

    Aber als laie, war ich bei obiger fragestellung bis jetzt erfolglos.

    Danke schon mal für eine mögliche antwort

  7. #7 Georg Hoffmann
    Dezember 4, 2013

    @Christian der 1.
    Muesste ich googlen, genau wie Du. Toba Papers kenne ich auch. Ich denke, dass Problem im Vergleich zu dem Meteoriten-Impact ist schon, dass keiner so recht auch nur abschaetzen kan, wieviel Material wie hoch verteilt wurde. Beim Toba kann man ja die existierenden Vulkanscenarioas nehmen und dann ein bisschen staerker halt.

    PS Off topic Fragen/Kommentare am besten in die Dies und Das Threads

  8. #8 axel
    Dezember 4, 2013

    Zur Zuverlässigkeit der Emissionszahlen:

    Das ist ein hochinteressanter Punkt. Habe mich selbst schon oft gefragt, wie belastbar die absoluten Zahlen in manchen Ländern sind. Wenn man z.B. Bilder aus Indien sieht, wo Menschen in primitivsten Stollen illegal Kohle fördern, dann taucht dies sicherlich in keiner Statistik auf (ähnliches gibt es auch in China und auch Polen(!)).

    Andererseits: Diese Mengen können im Vergleich zur industriellen Förderung auch nicht besonders ins Gewicht fallen, oder?

    China ist auch so ein Fall: Nicht dass ich der chinesischen Regierung Schummelei und Schönfärberei unterstellen würde (Gott bewahre), aber man weiß ja, dass viele Provinzgrößen bei allen möglichen Zahlen, die nach Peking übermittelt werden müssen, etwas Kreativität in der Buchführung walten lassen.

    Interessant, dass es inzwischen auch andere Methoden gibt, war mir bislang nicht bekannt.

  9. #9 Martin Heimann
    Jena und Helsinki
    Dezember 4, 2013

    Die berichteten Emissionen aus China kann man in der Tat hinterfragen. Roger Francey aus Australien hat mit einem internationalen Team u.a. auch mit meinem Mitarbeiter Christian Rödenbeck aus atmosphärischen Messungen und Modellrechnungen (“Top-down Methode”) auf Unregelmässigkeiten der berichteten Emissionen aus China hingewiesen (https://www.nature.com/doifinder/10.1038/nclimate1817).

    Die “illegale” Kohleförderung ist in der Tat für die CO2 Bilanz nicht richtig relevant. Aber für die Methan-Bilanz schon. Leckagen aus der illegalen und legalen Förderung von Kohle sind hier ein wichtiger Beitrag. Der rezente neue CH4 Konzentrationsanstieg ist allerdings wohl auf das Fracking zurückzuführen.

  10. #10 axel
    Dezember 4, 2013

    Vielen Dank, Herr Heimann, für ihre Antwort und das Interview.

    Wo Sie gerade hier sind:
    Mein Eindruck ist, dass Sie trotz ihrer herausgehobenen Position in den Medien eher selten vertreten sind im Vergleich zu anderen Klimaforschern wie z.B. Rahmstorf, Latif, Marotzke oder von Storch. Wie kommt das?

    Ihre Meinung zur Kommunikation klimawissenschaftlicher Fragen würde mich auch interessieren: Alles im grünen Bereich in Deutschland?

    • #11 Martin Heimann
      Jena und Helsinki
      Dezember 4, 2013

      Medienpräsenz kann man suchen oder eben auch nicht – ich und meine Mitarbeiter brauchen dies weniger.

      Man muss auch sehen, dass die Problematik des Kohlenstoffkreislaufs (und der anderen biogeochemischen Kreisläufe) in der Klimawandel-Debatte peripher sind. IPCC hat vor einigen Tagen ein tolles Video zu den wichtigsten Ergebnissen des Assessment Report 5 vorgestellt (https://youtu.be/6yiTZm0y1YA), da sind wir überhaupt nicht vertreten, was einige unserer Autoren im Kapitel 6 nicht besonders gut fanden. Andererseits muss man festhalten, dass der Zusammenhang des Anstiegs des CO2 mit den anthropogenen Emissionen doch eigentlich nicht angezweifelt wird (oder nur von völlig aussenstehenden flat-earth-Believers o.ä.).

      Etwas mehr Augenmerk der Medien würde ich mir aber schon wünschen bezüglich der Rolle der CO2 Senken: Wenn man bedenkt, dass über 50% der anthropogenen Emissionen von Ozean und Land absorbiert werden und nicht das Klima beeinflussen, dann ist dies schon relevant. Welches sind die relevanten Prozesse? Gibt es Sättigungseffekte? Und welche Massnahmen sind wichtig um diese Senkenfunktionen in der Zukunft zu erhalten? Hier gibt es einige Erkenntnisse aber auch viele offene Fragen.

      ps. Zur Medienpräsenz eine Anmerkung: Ich hatte die Chance als Student als Statist in einem James Bond Film mit zumachen (5 Sekunden im veröffentlichten Streifen “On Her Majesy’s Secred Service”). Wenn ich dies einem Reporter erzähle, zählt dies viel mehr als jedes Nature oder Science Paper mit mir als Co-Autor…

  11. #12 axel
    Dezember 4, 2013

    @ Martin Heimann

    “Man muss auch sehen, dass die Problematik des Kohlenstoffkreislaufs (und der anderen biogeochemischen Kreisläufe) in der Klimawandel-Debatte peripher sind.”

    Ich finde, da untertreiben Sie nun aber gewaltig, nur keine falsche Bescheidenheit. Klar, für die fast feedbacks und die Entwicklung bis 2100 mag dies zutreffen. Aber was ist jenseits von 2100? Ich habe bisweilen den Eindruck, der Horizont in der öffentlichen Debatte reicht (wohl auch unter dem Eindruck der IPCC-Projektionen) gerade mal bis 2100 und keinen Schritt weiter. Da schließt sich doch der Kreis, ich finde, Sie könnten der Öffentlichkeit eine ganze Menge mitteilen.

    Apropos “tolles Video”. Ich fand es auch klasse gemacht, hochprofessionell, so kann man (theoretisch) Leute erreichen, die ansonsten nie im Leben einen Blick in die Berichte werfen. In der Klimazwiebel sah man das ganz anders, dort wünschte man sich anscheinend eher eine 1:1-Verfilmung des AR5-WG1.

    PS:
    Bei James Bond? Da stellt der Georg ein Dutzend völlig bedeutungslose Fragen und lässt das wirklich Interessante einfach mal beiseite. Georg, das geht nicht!

    (Nun aber zurück zur Francey-Lektüre. Doch viel komplexer, als ich intuitiv vermutet hatte)

  12. #13 Martin Heimann
    Jena und Helsinki
    Dezember 4, 2013

    @ axel

    unter “peripher” meinte ich in der Debatte mit “Klima-Skeptiker/Leugner”.

    Aber sieht man sich die wichtigsten Unsicherheiten an im Erdsystem für die Szenarien bis 2100, dann sind bei gegebenem Emissionsszenarium die Unsicherheiten in den Rückkopplungseffekten Klima – Biogeochemie/Kohlenstoffkreislauf mindestens so wichtig wie die Unsicherheiten bezüglich der Änderungen der Wolkenbedeckung auf die Strahlungsbilanz etc.

    Sieht man sich das Erdsystem aus etwas mehr Distanz an, dann sind diese Klima -Rückkopplungseffekte auf Zeitskalen von 30-100 Jahren zwar wissenschaftlich interessant, aber für die Zukunft des Planten irrelevant. Wichtiger sind die direkten Effekte des Menschen: Einerseits durch Änderungen der Landnutzung aber zunehmend auch durch Management der Landflächen – Ackerland, Weideland und auch gemanagte Forstflächen. Weltweit dominiert der Mensch zunehmend die Landflächen (und vielleicht auch die Meere durch Überfisschung und Eutrophiphierung von Küstengewässern, etc.). Die Senke im Kohlenstoffkreislauf hängt wesentlich von diesen Faktoren ab und wie sie sich im 21. Jahrhundert entwickeln wird. Wir haben wir gerade hierzu eine internationale Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich diesen Fragestellungungen annehmen wird. Aber dazu wissen wir noch sehr wenig.

    Dennoch glaube ich, dass dies die zentrale “biogeochemische Fragestellung” im 21. Jahrhundert sein wird.

  13. #14 shader
    Dezember 6, 2013

    Erst mal vielen Dank für das Interview und das sich Prof.Heimann dafür Zeit genommen hat. Finde es eine wirklich gute Idee.

    Ich würde noch gerne etwas anbringen, was allerdings vom eigentlichen Inhalt des Interviews wegführt, aber zu dem vielleicht Herr Heimann oder Herr Hoffmann auch was sagen können. Die Skeptiker-Plattform EIKE berichtet über eine Studie aus dem Jahr 2008 von Hans Mathias Kepplinger und Senja Post (Uni Mainz). Diese haben nach eigener Angabe (https://www.initiative-wissenschaftsjournalismus.de/uploads/media/A4_Post.pdf) 239 professionelle Klimaforscher in Deutschland angeschrieben und sie quasi auch mit standardisierten Fragen interviewt. Es ging dabei hauptsächlich um medienbezogene Fragen (z.B. inwieweit die Berichterstattung Forschungsschwerpunkte beeinflusst haben). Aber es wurde auch konkret nach der Einschätzung der Einflussgrößen menschlicher und natürlicher Faktoren gefragt. Geantwortet wurde, “Die Klimaentwicklung der vergangenen 50 Jahre
    wurde…
    …überwiegend vom Verhalten der Menschen
    beeinflusst.” 46%
    …zu gleichen Teilen vom Verhalten der Menschen und
    von natürliche Faktoren beeinflusst.” 27%
    …überwiegend von natürlichen Faktoren beeinflusst.” 11%
    “Das kann man nicht sagen.”/Keine konkrete Angabe 17%

    Die quantitive Zusammensetzung der Antworten verwundert mich schon. Nun ist klar, dass zwei Forscher mit derselben Antwort nicht automatisch dasselbe meinen. Aber wie kommt es zu der doch hohen Zahl an Antworten, dass man auch natürliche Faktoren als Hauptantreiber sieht? Sagten sich vielleicht einige, dass in 50 Jahren Klimaentwicklung noch so viel natürliches Temperaturrauschen steckt, dass man diesen Einfluß auf kurze Zeitabschnitte Rechnung tragen muss?

  14. #15 Georg Hoffmann
    Dezember 6, 2013

    @shader
    Ich hatte mich auch ein wenig ueber das Resultat dieser Umfrage gewundert. Ich glaube ( zu Recht oder Unrecht), dass der springende Punkt ist, was ein Klimaforscher denn nun ist. Zu Beginn der Studie geben sich die Autoren Muehe das zu definieren. Aber es bleibt eine schwierige Groesze. Ein Geologe wie Luening, der zu Sedimenten im Trias (oder was auch immer) gearbeitet hat, ist Klimaforscher und vielleicht ja auch der Vahrenholt, der schliesslich Chemie studiert hat. Ich will mich nicht darueber lustig machen, aber es gibt schon einen enormen Bereich von Forschungsgebieten, wo irgendwann das Wort Klima auftaucht. Vielleicht waer ein Institut bestehend nur aus Klimamodellierern bei einigen Aussagen optimistischer hinsichtlich der Berechenbarkeit des Klimas. Ob aus gutem Grund und Kennerschaft oder wg eines verhaengnisvollen group think bliebe auch dann unklar.
    Bei einer eher groszzuegigeren Definition des Klimaforschers ist das Resultat vielleicht nicht sooo ueberraschend.

  15. #16 Bleyfuß
    Dezember 7, 2013

    Geiles Interview und wirkt irgendwie unangestrengt, wie zB bei Helge Schneider, aber der Schein trügt denke ich mir und die Materie ist sicherlich mindestens so kompliziert wie meine Steuererklärung.

  16. #17 Thomas
    Dezember 8, 2013

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Auch ich habe einmal and der Universtät Bern studiert, und möchte euch sagen : Tschou zäme.

    Zu den Emissionen aus China: ist es nich so, dass die CO2 Emissionen praktisch 1:1 übertragen werden können, die Aerosolemissionen aber nicht. Wenn C02-intensive Branchen wie Stahl oder Beton aus Westeuropa und Nordamerika nach China abwandern, dann bleibt global gesehen die CO-2 Emission dieselbe. Die Aerosol-Emissionen müssten jedoch steigen bei der Umlage von Regionen mit hoher Umweltregulierungsdichte zu solchen mit niedrigen Standards.

  17. #18 Thomas
    Dezember 8, 2013

    @shader: Vielleicht liegt es daran, dass die letzten 50 Jahre zweigeteilt waren: in der ersten Hälfte ging die Erwärmung im Rauschen unter, in der zweiten Hälfte trat sie deutlich hervor.

  18. #19 WOLFGANG POMREHN
    Dezember 11, 2013

    DANKE FÜR DAS INTERESSANTE INTERVIEW.

    @Martin Heimann
    Sie schreiben:
    “Der rezente neue CH4 Konzentrationsanstieg ist allerdings wohl auf das Fracking zurückzuführen.”

    Hmm. Ist das gesichert? Ich hatte bisher bei der, zugegebener Maßen eher oberflächlichen, Beschäftigung mit dem Thema Fracking nicht den Eindruck.

  19. #20 Martin Heimann
    Jena und Helsinki
    Dezember 12, 2013

    @Wolfgang Pomrehn

    Ist richtig, dass dies wissenschaftlich noch nicht gesichert ist. Aber seit etwa 2006 steigt das CH4 wieder an, ziemlich parallel mit der massiven Ausweitung des Fracking. Erste Messungen von CH4 in der Nähe von Förderanlagen in den USA zeigen, dass dabei viel mehr CH4 in die Atmosphäre gelangt, als von den Betreibern behauptet wird: (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2011JD016360/full). Howarth et al. (https://link.springer.com/10.1007/s10584-011-0061-5) schätzen dass die Leckagen bei der Förderung, Transport und Verbrauch bis zu 4% betragen können. Der heutige Gasverbrauch ist etwa 680 MtCH4 pro Jahr; 4% davon sind eine ganze Menge. Die Emissionen aus Feuchtgebieten haben allerdings in den letzten Jahren auch etwas zugenommen, da es in den Tropen wieder etwas feuchter wurde. Ist ein spannendes Thema, das eigentlich in einem eigenen Blogbeitrag zu bearbeiten wäre.

  20. #21 Georg Hoffmann
    Dezember 12, 2013

    @Martin
    Es gilt ja, dass der Umschwung von Oelimport auf Eigenfracking die Klimabilanz der USA gerettet habe. Hat mal einer versucht abzuschaetzen, was dieser zusaetzliche CH4 Fluss fuer die Bilanz der USA ausmachen wuerde? Man koennte ja mal schaetzungsweise den gesamten CH4 Anstieg ab 2006 den USA in die Schuhe schieben.

    • #22 Martin Heimann
      Dezember 12, 2013

      @Georg,

      zu den Leckagen und neuen Messungen gibts einige Vorträge an der AGU – z.B. heute Abend live auf Channel 4 (hier in Finnland leider erst ab 02:00). Um den USA den schwarzen CH4 Peter zuzuschieben muss man mehr darüber wissen. Das NOAA Paper von Pétron et al. wurde übrigens heftig angegriffen. Replik, Gegenreplik und Gegen-Gegenreplik findest Du alle in JGR Atmosphere 2013. Heisses Thema…

  21. #23 axel
    Dezember 12, 2013

    Ist das Methan denn so wichtig?

    Mittelfristig wandelt es sich ja sowieso in CO2 um. Und im Unterschied zum CO2 hat die Menschheit die schöne Wahl, binnen Jahrzehnten die anthropogenen Methanemissionen wieder auf Normalmaß zurückzuführen.

    • #24 Martin Heimann
      Dezember 12, 2013

      @axel,

      nun ja: das zusätzliche “Radiative Forcing” (RF) von CH4 seit 1750 ist 0.97 W/m2; dasjenige von CO2 ist 1.68 W/m2 (Zahlen aus dem neuen IPCC WGI AR5). CH4 ist nicht zu vernachlässigen, auch wenn es in Zukunft im Vergleich zum CO2 eine wesentlich geringere Rolle spielen wird (hängt allerdings ab vom gewählten Szenarium…).

      Aber grundsätzlich: müssen wir nur “wichtige” Fragestellungen studieren? Als Wissenschaftler retten wir nicht die Welt, sondern versuchen nur einige Aspekte von ihr besser zu verstehen. Ich finde den Methan-Kreislauf gegenüber dem CO2 in vieler Hinsicht interessanter: da gibt es viele offene Fragen die man mit cleveren Analysen oder Beobachtungsstrategien angehen kann. Ist eben intellektuell herausfordernder…

  22. #25 axel
    Dezember 12, 2013

    @ Martin Heimann

    Entschuldigung, das war ein Missverständnis. Mit der Frage nach der Wichtigkeit von Methan habe ich die Ebene klimapolitischer Entscheidungen gemeint, nicht die wissenschaftliche Ebene.

    Mir ging da die Diskussion vor einiger Zeit durch den Kopf, ob es sinnvoll sei, sich jetzt wegen der Blockade bei CO2 auf eine Reduktion kurzlebiger Treibhausgase bzw. Rußminderungen zu konzentrieren. Ich bin bei solchen Vorschlägen sehr skeptisch, weil ich meine, die langlebigen Treibhausgase sind das Problem, darauf war meine Eingangsfrage gemünzt.

    (Über den Methankreislauf weiß ich fast nichts. Ich dachte bis vor kurzem sogar, Rinder würden Methan furzen, dabei ist Rülpsen richtig.)

  23. #26 axel
    Dezember 12, 2013

    nun ja: das zusätzliche “Radiative Forcing” (RF) von CH4 seit 1750 ist 0.97 W/m2; dasjenige von CO2 ist 1.68 W/m2

    Ja, nur: die 1,68 W/m^2 bleiben arg lange, die wird man nicht los. Von den 0,97 W/m^2 kann man – politischen Willen vorausgesetzt – binnen weniger Jahrzehnte jederzeit herunterkommen.

    (und jetzt senke ich mal die Stimme und flüstere nur noch, zu brisant: Man stelle sich vor, man hätte im letzten Jahrzehnt erfolgreich kurzlebige Treibhausgase reduziert und die Temperaturen wären gesunken. Wie hätte sich das auf die Bereitschaft der Politik und Öffentlichkeit wohl ausgewirkt, die bittere Medizin CO2-Reduktion zu schlucken?)

  24. #27 Martin Heimann
    Dezember 12, 2013

    @axel

    absolut richtig – das CO2 ist das fundamentale Problem. Aber um Massnahmen zu vergleichen, z.B. Ersetzen eines Kohlekraftwerks durch ein Gaskraftwerk muss man das global warming potential (GWP) nehmen, welches die unterschiedlichen atmosphärischen Lebensdauern berücksichtigt. Persönlich meine ich, dass man mit Reduktion der CH4 Emissionen (z.B. durch Stopfen der Erdgas-Leckagen; relativ billig und mit neuen Detektoren auch recht einfach zu identifizieren) u.U. etwas Zeit gewinnt um beim CO2 umzusteuern. Aus dieser Sicht macht es aber auch Sinn, den CH4 Kreislauf genauer zu verstehen, um sicher zu stellen, dass allfällige Massnahmen dann auch wirklich greifen. Wenn man bedenkt, dass wir den Rückgang der CH4 Wachstumsrate seit den 1990er Jahren nicht verstehen, oder auch der quantitative Mix der verschiedenen CH4 Quellen sehr ungenau bekannt ist, dann haben wir hier leider (oder zum Glück?) noch viel zu tun.

    Zu den Wiederkäuern – beides trägt bei: Rülpsen und Furzen.

  25. #28 shader
    Dezember 16, 2013

    Ups, jetzt merke ich erst, dass Herr Martin Heimann mir mal vor Monaten auf der Klimazwiebel zur CO2-Aufnahme in den Weltmeeren weitergeholfen hatte (https://klimazwiebel.blogspot.com/2013/06/ich-war-nie-klimakanzlerin-spiegel.html – Posting #91). Danke noch im Nachhinein. 🙂

    Herr Prof.Lüdecke wollte sich ja mit den Details des Kohlenstoffkreislaufs weiter vertraut machen und ggf. sich direkt an Herrn Heimann wenden. Wäre mal interessant zu erfahren, ob das auch geschehen ist, nur aus reiner Neugier. 😉

    • #29 Martin Heimann
      Helsinki und Jena
      Dezember 17, 2013

      es gab in der Tat nach dem Austausch im Klimazwiebel-Blog noch einen direkten Email-Austausch in welchem ich Herrn Lüdtke meine Hilfe angeboten hatte. Habe dann allerdings nichts weiteres gehört.

  26. #30 axel
    Dezember 20, 2013

    Tax meat to cut carbon emissions, say scientists
    titelt der Guardian.

    Sorry, aber ich finde, das ist genau der Punkt, wo Hans von Storch völlig recht hat: Wissenschaftler sind gut in Wissenschaft, aber eben nicht zwangsläufig in Politik und Kommunikation. Solche Schlagzeilen sind nur ärgerlich.

    Die “Grünen” haben mit dem thematisch ähnlichen Vorschlag eines “Veggie day” ein wahres Kommunikationsdesaster erlebt.

  27. #31 Treverer
    Dezember 28, 2013

    wer vergibt denn da die note vier?

    https://www.sueddeutsche.de/wissen/arktis-eis-gradmesser-fuer-den-klimawandel-1.1851431

    vielleicht für den bericht?

  28. #32 stone island hat
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  29. #33 basketball
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    Juni 19, 2015

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  30. #34 https://www.mypcsolutionscenter.com/forminfo66621.asp
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    Juli 10, 2015

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  32. #36 roger vivier flats
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    Mai 19, 2016

    Fragen an IPCC Lead Author und Max-Planck-Instituts-Direktor Martin Heimann – Primaklima
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