Wer wie ich eine gefühlte Ewigkeit in der Kindererziehung unterwegs ist, der verbringt eben von Zeit zu Zeit Zeit im Zoo. Da kommt man nicht dran vorbei. Der begeisterte Nachwuchs wird auf Bollerwagen durch unendliche Savannen, Mischwälder und Feuchtlandschaften geschlörrt und ihm der Unterschied von Mamba und Mambo, von Nilpferd und Nashorn (Nilpferd ohne Wasser) erklärt. Wer das noch unendlichere Glück bilingualer Partnerschaften durchlebt, wie euer treuer Primaklima Autor, darf das Ganze noch in zwei Sprachen erleiden. Dabei gibt es dann garantiert endlose Diskussionen, wie man denn nun den Ameisenbär oder den Wüstenfuchs auf Spanisch nennt. Am Ende weiss man selbst nicht mehr , wie nun das Tier mit dem Rüssel eigentlich heisst. Zwischendurch stopft man Pommes und Cola in die Kleinen und betrachtet versonnen die Bonobos beim endlosen Kopulieren. Those were the days.
Am Ende sind alle glücklich. Noch im Einschlafen wird über die täglichen Probleme des Wombats und des Kanguruhs gesonnen, über Eutergröszen und Kakahaufen raisonniert. Affenbabies seien so süss und Löwen riechen doll. Wir haben etwas gelernt. Selbst die Eltern sind zufrieden. Das Ganze hat nicht halb soviel gekostet wie Disneyland, man hat das Geld nicht einer multinationalen Aktiengesellschaft in den skrupellosen Rachen geschmissen, man konnte den ganzen Tag mit Wissen brillieren (insbesondere die Ehefrau des Schreibers dieser Zeilen, Biologin, tsss) und man kommt mit dem heiter, beschwingten Gefühl nach Hause, das auch Noah erfüllt haben muss, als er die Klappe nach dem groszen Regen aufstiess: Irgendwie sind wir alle, Tiere, Pflanzen , Kinder und Erwachsene, eine grosze Familie, zumindest aber Mitglieder einer irgendwie ganz flach gedachten Ernährungspyramide.
Dies nur zur Einleitung und Erklärung meines halbstündigen Lachanfalls als ich die Bilder der Mariuschlachtung im Zoo zu Kopenhagen betrachtete. Mitten hinein in die Popkorn- , kleine-Kinder-auf-Papas-Schultern und Wo-sind-denn-die-Elefanten Stimmung inzsenierte der vom mir zum Helden der Wissenschaft erklärte Direktor des Kopenhagener Zoos eine Art von Texas-Kettensägen-Massaker. Vor den vor Schrecken geweiteten Kinderaugen beförderte er den guten Marius, potentiell inzestuöser Giraffenbulle und ansonsten bester Gesundheit, ins Jenseits. Dann zerlegte er ihn waidgerecht, spielte noch ein bisschen mit den abgetrennten Gliedern, erläuterte der traumatisierten Kinder- und Elternschar noch kurz die Funktion von Giraffengelenken und warf den tranchierten Marius schliesslich den Löwen zum Frass vor. Da der Spass auch nicht zu kurz kommen darf, wurde der Kopf den Pavianen zum Spielen als eine Art verspätete Weihnachtsdekoration an den Baum gehangen. Pulp Fiction für die ganze Familie. Man hätte dem Marius nur den roten Bondage-Ball noch umschnallen müssen.
So muss Wissenschaft funktionieren. Von wegen Arche Noah und Biosphärengesäusel! Von wegen Affenbabies und Streichelzoo! Wer seine Schwester besteigen will, der endet ruck zuck im Kopenhagener Zoo und die Paviane spielen mit seinen Überresten. Ich bin sicher, alle, Eltern wie Kinder, haben etwas fürs Leben gelernt und passen fürderhin viel besser in der Schule auf. Genetik ist wichtig. Life is not a picnic.
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