Alternativ kann man aber auch für ein bestimmtes Jahr jeden Trend heraussuchen und plotten (statt wie oben in Abb.6 für jeden Zeitpunkt eine bestimmte Trendlänge). Da wir ja nunmal rettungslos in der Gegenwart gefangene Wesen sind, habe ich zuerst mal alle Trends in Abbildung 8 dargestellt ,die das Heute, also das Jahr 2013, mit einschliessen. Wie immer für die vier Datensätze! Das entspricht in Abbildung 5 also einem Schnitt längs der schwarzen Linie A. Man sieht sehr schön, wie alle Datensätze übereinstimmend bei den kurzen Trends (2-7 Jahre) hin und her wackeln. Man sieht natürlich auch die Beule von sehr kleinen Trends im 8-17 Jahrebereich, die momentan die Diskussion bestimmt. Schliesslich aber gleichen sich die längeren Trends über 20-25 Jahre aller Datensätze an. Das wären dann die eigentlichen Klimatrends von ca. 0.14-0.18Grad pro Dekade.
Man kann an diesen Kurven in gewisser Weise auch den momentanen Stand der öffentlichen Diskussion ablesen. Am fernen Horizont gibt es wohl einen klimarelevanten Trend, der schwer erfahrbar und anscheinend auch kaum noch kommunizierbar ist. In der letzten Dekade aber deutet alles auf weit niedrigere Trends hin. Eine Dekade und somit ungefähr alles, woran der Mensch sich wettertechnisch noch so erinnern kann. Der warme Sommer hier, ein Sturm dort, das eingeschneite Auto: Kurz, die Norm.
Man kann nun aber diese schwarze Linie A aus Abbildung 6 auch parallel längst der X-Achse in die Vergangenheit verschieben. Nehmen wir mal das Jahr 2000 (siehe Abb.9) und nehmen wir mal an, theoretisch wären alle Ursachen der globalen Erwärmung (GHGs und Aerosole und Sonne und ..) und insbesondere die involvierten Feedbackprozesse damals so verstanden wie heute, nehmen wir weiter an, die hätten damals das Gleiche mit den Klimamodellen berechnet wie heute und diese Modelle wären auf dem gleichen Stand wie heute gewesen, einzig die beobachteten Temperaturen und Ihre Trends haben ausgesehen, wie sie eben in Abbildung 9 aussehen: also mit einer verdächtigen Beule hin zu Trends fast um einen Faktor zwei größer als die berechneten, wie wäre dann die von unserem notorisch kurzen Gedächtnis getragene Diskussion wohl verlaufen? Wahrscheinlich hätte alles Panik geschrien und man hätte die Modelle sehr kritisch dahin geprüft, welche wichtigen positive Feedbacks wohl unterschätzt worden wären.
Das soll nicht heißen, dass die Modelle in jedem Fall richtig liegen, komme was wolle, (sie tun es sogar sicher nicht) sondern nur, dass es wahrscheinlich in der Klimaforschung mehr Zeit bedarf, um zu relevanten Schlüssen zu kommen, als es unsere anthropologische Grundausstattung und das mediale Begleitgeschäft des Klimawandels erlaubt.
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