Nur für den Fall, daß ihr noch nichts für Weihnachten habt: Bücher gehen immer! Hier ein paar Vorschläge, von Büchern, die ich letztes Jahr so gelesen habe. Vielleicht ist ja etwas für eure immer noch an allem interessierte Tante oder für euren Neffen, der kürzlich sein Smartphone verloren hat und nicht weiss, was jetzt mit seinem Leben anfangen, dabei.
Ach, noch etwas. Ich hänge meist den Amazone Link mit dabei, da für den einen oder anderen, respektive die eine oder andere, es die einzige Art ist, schnell englischsprachige Bücher zu bestellen. Allerdings empfehle ich aus den offensichtlichen Gründen, es immer zuerst beim Buchhändler eurer Wahl zu versuchen. Die können fast alles Aktuelle bestellen, haben höchstwahrscheinlich deutlich bessere Arbeitsbedingungen für ihre Angestellten und machen keine kartellrechtlich fragwürdige Deals mit den großen Verlagen. Jetzt aber:
Es ist zu dem Buch alles gesagt. Es gewann den Royal Society Winton Prize for Science Books und ist bereits unzählige Male besprochen worden, besonders enthusiastisch etwa hier im Guardian. Unser Florian Freistetter auf astrodictum simplex hat gar eine 11 Kapitel-umfassende Kritik und Nacherzählung geschrieben, und das bei einem im Taschenbuchformat lediglich 250 Seiten umfassenden Buch. Die Idee Miodowniks, Materialforscher am University College London, ein Foto von sich auf dem Dach seines Hauses als Ausgangspunkt zu nehmen, all die Materialien, die man dort sieht, vom Beton, auf dem sein Stuhl steht, zur Tasse, aus der er seinen Tee trinkt, im Detail zu erklären und ihre Geschichte zu erzählen, ist einfach genial.
Bild 1: Mark Miodownik auf dem Dach umgeben von vielen Wundern unserer technischen Welt, die es alle zu erklären gilt.
Ein kleiner Pfeil auf ein unscheinbares Objekt auf diesem Foto leitet das jeweilige Kapitel ein und schon geht es darum, wie unglaublich schwierig es ist, Schokolade hinzubekommen oder eine einfach Porzellantasse. Mein Lieblingskapitel ist eindeutig das zum Beton. Inwieweit war der römische Zement verschieden von unseren und wie funktioniert das eigentlich mit dem Betonaushärten? Wo kommt all das CO2 bei der Zementherstellung her und gibt es eigentlich etwas Neues auf dem Markt der Zemente? Die Antwort auf die letzte Frage ist übrigens: Ja! Zement kann mit Titandioxid versetzt werden, welches mit den typischen organischen Rückständen, die mit der Zeit auf Betonbauwerken entstehen, reagiert und entfernt und so für ein stets frisches Aussehen der doch sonst so trist alternden Betonbauwerke sorgt. Arthur C. Clarkes “Gesetz”, demzufolge jede hinreichend fortschrittliche Technik von Magie nicht zu unterscheiden ist, ist zwar nachwievor wahr, aber mit Miodowniks “Stuff matters” im Gepäck rückt die Grenze, wann für uns die Magie anfängt weit hinaus. Ein tolles Buch.
Daniel Lieberman ” The Story of the human body”
Wenn der geschätzte Primaklima-Leser nur ein einziges Buch zu verschenken hat, dann sollte es wahrscheinlich dieses sein. Lieberman ist Professor für die Evolution des Menschen in Harvard und hat in diesem Buch seine Standardvorlesungen für Laien zusammengefasst. 60 Seiten Fußnoten machen klar, hier wird aus dem Vollem geschöpft. Lieberman ist ein wandelndes Wissenslexikon zur Anthropologie, zur Geschichte und zur Physiologie des Menschen. Ausgangspunkt seiner Reise durch die Evolutionsgeschichte der Hominini durch die letzten 6 Millionen Jahre ist eine ganz einfache Frage: Wie kommt es, dass der Mensch heutzutage dermaßen von Krankheiten heimgesucht wird, die es essentiell und, soweit man das überhaupt sagen kann, “früher” überhaupt nicht gegeben hat: Type 2 Diabetes, schwere Herz-Kreislauferkrankungen, Darmkrebs, viele Allergietypen, Autismus, Plattfüsse, Kurzsichtigkeit und so weiter und so fort. Wer das wirklich verstehen will, der muss eben durch die letzten 6 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte durch: Was passiert eigentlich mit einem Affen, der aufrecht stehen will? Wie ist genau die Energiebilanz eines in der Savanne herumstreifenden Sammler und Jäger? Wieweit geht er, wieviel läuft er oder sie und wieviele Kalorien braucht das Gehirn eines Australopitecus und wie konnte er sich das leisten in einer immer karger werdenden Umwelt? Die Antworten sind teilweise wirklich verblüffend. Mir war zumindest nicht klar, wie sehr unser Körper für Ausdauersport gemacht ist. Diese unsere unglaubliche Ausdauer mag für die meiste Zeit unser Existenz ein weit bemerkenswerteres Merkmal unserer Vorfahren gewesen sein als unser langsam wachsendes Gehirn.
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