Ich finde es schade, dass es so viele Menschen gibt, die nicht verstehen können, dass es auch eine andere Form von Patriotismus gibt: Stolz darauf zu sein, in einem Land zu leben, in dem man sich seiner ganzen Geschichte bewusst ist und nicht nur der schönen Seiten – und gerade deshalb erhobenen Hauptes durch die Welt gehen kann. Stolz darauf zu sein, den Militarismus und Chauvinismus der Vergangenheit überwunden zu haben und all das Leid, das er angerichtet hat. Im Bewusstsein der Geschichte dafür zu sorgen, dass sie sich nicht wiederholt. Nicht mal ansatzweise. Es gibt eine Form von Gedenken, die sich heute, weil es angebracht ist, ohne Schuldbewusstsein der Opfer der Shoah zuwendet und in nicht ganz drei Wochen ohne Hass oder Wurt der Opfer der Luftangriffe auf Dresden, weil es dann angebracht sein wird. Der zweite Weltkrieg, die Flächenbombardements, der Holocaust sind geschehen und so unsagbar schrecklich, dass sie sich nie wiederholen dürfen. Wie sollen wir das garantieren, wenn wir ihrer nicht zu passender Stunde gedenken?
Ich bin froh, in einem freien Land zu leben. Ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem auch jemand wie Hr. Höcke sagen darf, was er sagt (und ich bin alles andere als überzeugt davon, dass der § 130 StGB Probleme löst). Der Holocaust ist in der Tat kein Grund, auf die deutsche Geschichte stolz zu sein – aber der Umgang damit, das ist einer.
Ist das so außergewöhnlich?
Das musste ich mir von der Seele schreiben. Nächste Woche geht’s hier wieder um Technik.
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