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Small Modular Reactors(SMR) – zu deutsch Kleine Reaktormodule sind eine Idee, die Kernenergie dadurch zu revolutionieren, dass Kernreaktoren in großen Stückzahlen fabrikmäßig gefertigt werden. In Teil 1 wurden das Konzept und die Vorteile, die man sich davon erhofft vorgestellt. Diesen Artikel hatte ich mit der Aussage geschlossen, nicht überzeugt von den kleinen Reaktormodulen zu sein. Jetzt erzähl ich Euch, warum.
Nur wenige Firmen mit Erfahrung in der Kerntechnik arbeiten ernsthaft daran
Zwar werden bei der Diskussion auch alteingesessene Namen wie Toshiba und B&W genannt, das Gros der Entwickler sind aber Firmen, deren Namen weder in der Kerntechnik, noch in anderen Zusammenhängen bekannt sind, wie z.B. NuScale. Das Interessante an diesen SMR-Entwicklern ist, dass sie scheinbar einzig zum Zweck der SMR-Entwicklung ins Leben gerufen wurden und trotz jahre-, wenn nicht gar jahrzehntelanger Arbeit bis auf eine Ausnahme nicht mehr als frühe Entwürfe vorzuweisen haben. In der freien Wirtschaft kann niemand unbegrenzt lange ohne ein verkaufsfähiges Produkt zu überleben. Und..
Es gibt kein Produkt
Nirgendwo auf der Welt gibt es einen SMR oder ein Demonstrationsmodell. Nicht mal was aus Glas, um das Prinzip zu verdeutlichen. Nichts – nur kleine Kunststoffmodelle, die nicht mehr als die Kreativität des Designers zeigen. Es ist auch schwierig, denn…
Es gibt keine Mini-Plants
Wenn man eine Anlage neuen Typs bauen will, dann fängt man nicht mit dem großen, kommerziellen Modell an, sondern arbeitet sich langsam hoch: Der 0,1-l-Glaskolben wird zum 10-l-Autoklaven wird zum 1-m³-Rührkessel usw. Beim Übergang zu immer größeren Apparaten in einem Mini-Plant lernt man den Prozess kennen, macht Erfahrungen und findet evtl. schon frühzeitig Fehler im Design. Diesen Punkt kann ich nicht genug betonen: Es rächt sich, wenn man gleich mit der Großanlage einsteigt, ohne alle Zwischenschritte zu gehen! Dieses Beispiel ist aus der Chemie, aber es gilt stellvertretend für alle Industrien. Zurzeit arbeitet keiner der SMR-Entwickler an einer wirklichen, physikalisch vorhandenen Demonstrationsanlage. Ein Grund dafür könnte sein…
Es gibt keine Fabriken
Wenn man auf der grünen Wiese eine Fabrik für die Massenproduktion eines ganz neuen Produktes bauen will, dann dauert das fünf Jahre. Eher länger. Dass zurzeit kein SMR-Entwickler wirklich Anstalten macht, eine große Fabrik zu bauen, kann man nicht samt und sonders verurteilen – auch die Fabrikation muss erst mal klein Anfangen. Und gerade an dieser Front tut sich nichts. Nicht mal im Labormaßstab, elektrisch beheizt, als Proof-Of-Concept. Und ehrlicherweise wundert mich das nicht, denn…
Es gibt keinen Markt
Glaubt man den Beiträgen bei den WNN, den rosig gemalten Diagrammen von NuScale oder den vielen Meinungen auf Blogs, die sich mit dem Thema Zukunft der Kernenergie befassen, dann gibt es überwältigende Nachfrage nach SMR. Mir fällt es schwer, das zu glauben, wenn weder die IEA, noch die IAEA, noch die NRC, noch die Hersteller selbst das behauptete Interesse an SMR nachweisen können. Die einzigen potentiellen Standorte, die tatsächlich immer mal wieder im Gespräch sind, liegen in Tennessee und Utah. Und auch da ist man nicht weiter als bei einer Absichtserklärung. Und an diesen ist die Geschichte der nicht realisierten Kernkraftwerke reich. Eine der Grundregeln des Marketings ist es, nichts zu vergessen, mit dem man werben kann – gäbe es die vielen Interessenten, dann würde man immer wieder von ihnen hören. Vielleicht liegt es ja daran, dass sich die Verantwortlichen doch bewusst sind…
Das alles, war schon mal da
SMR sollen als Package Unit fabriziert, geliefert und in das Kraftwerk eingebunden werden. Das ist tatsächlich einigermaßen neu. Allerdings scheint es mir unter den Konzepten viele Zombies zu geben, die nie richtig am leben waren und doch nicht wirklich sterben können:
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