Es gibt noch viel mehr solche Fälle: Die Aberration des Lichtes, die Beobachtungen, die die SRT stützen, die Expansion des Raumes, Messung von Erdbeben auf der anderen Seite des Globus’…
Natürlich haben auch die Vertreter des Innenweltkosmos immer nach Beweisen für ihre Hypothese gesucht…
Die Naples-Landvermessung
Ein bisschen was zur Vorgeschichte: In den 1870 Jahren gründete Cyrus Teed, ein Arzt aus dem Staat New York, auf Anraten höherer Mächte eine religiöse Gemeinde und baute eine eigene Vorstellung des Kosmos auf, die er Cellular Cosmology nannte und die dem Innenweltbild entspricht. Mitte der 1890er Jahre stieß der Erfinder Ulysses Grant Morrow, der unabhängig von Teed ähnliche Gedanken hegte, zu der Gruppe und überlegte, wie man wohl das Weltbild beweisen könnte. Als ich zum ersten Mal davon hörte, hielt ich die ganze Geschichte ja für einen Scherz, aber der Herr Morrow scheint es tatsächlich ernst gemeint zu haben.
Morrow dachte sich, dass es doch möglich sein sollte, die Frage zu klären, indem man eine lange, gerade Strecke konstruiert, die senkrecht auf dem Erdradius steht. Bei ausreichender länge sollte sich die Strecke entweder vom Erdkreis entfernen – dann wäre bewiesen, dass wir auf einer konvexen Erde leben – oder sich ihm annähern – dann wäre bewiesen, dass wir in einer konkaven Erde leben. Der Erfinder machte das so: er konstruierte ein Messgerät, das er Rectilineator nannte, im Deutschen meist sinngemäß übersetzt mit Geradstreckenverleger. Das Gerät bestand aus einer Reihe senkrechter Pfosten an denen rechteckigige Elemente angeschlagen werden konnten, die die Funktion von Messnormalen erfüllten. Jedes Element war 12 Fuß (3,66 m) lang und 4 Fuß (1,22 m) hoch , gefertigt aus Mahagoni. Die Elemente waren für zusätzliche Stabilität kreuzweise mit Stahlstangen versperrt und an den Enden mit Messingplatten für exakte Ausrichtung und Verbindung versehen. Im Prinzip sollte es mit so einer Anordnung möglich sein, nach exaktem Ausrichten des ersten Elementes auf eine Bezugsebene durch Anfügen weiterer Elemente eine gerade Strecke zu verlegen. Sollten wir tatsächlich auf der Innenseite einer Kugel leben, würde die Gerade irgendwann die Kugeloberfläche schneiden. Der Geradstreckenverleger sollte also die Konstruktion einer Sehne im Erdkreis ermöglichen. Prinzipiell ist das eine pfiffige Idee.
Ich habe auf die Schnelle kein freies Bild des Rectilieators gefunden. Aber natürlich findet man was, wenn man danach sucht (Aber Achtung: Die Seiten, die man findet, haben’s in sich! Google at your own risk).
Das Experiment sollte 1897 in Naples, Florida stattfinden und als Naples Geodetic Survey (Naples-Landvermessung) in die Geschichte eingehen. Es dauerte 10 Wochen und ist hier ausführlich beschrieben. Im Ergebnis dokumentieren die sorgfältig geführten Aufzeichnungen die Verlegung einer geraden Strecke, die sich messbar und in der richtigen Größenordnung dem Erdradius annähert – Das Innenweltbild war bewiesen.
War es das?
Der Erdradius beträgt etwa 6.370 km Vorausgesetzt das Experiment wird in Nord-Süd-Richtung durchgeführt. Der kleinste Erdradius bei 26° nördlicher Breite liegt bei ca. 5.730 km. Abb. 2 zeigt ein Element in vereinfachter Darstellung. die grünen Linien sind zwei Lote, die vom Zentrum des Erdkreises ausgehen und das Element an seinen Außenkanten schneiden sollen. Die orangen Linien zeigen den Abstand voneinander an. Wie man sieht, weichen die Abstände nur 700 bzw. 800 nm (ja, Nanometer) voneinander ab. Um den Punkt zu verdeutlichen nicht wirklich ein Unterschied – nehmen wir für das Folgende zu Morrows Gunsten ruhig 1.000 nm an, die zu unterbieten sind.
Will man damit auch nur eine einigermaßen genaue Messung durchführen, muss die Fertigungstoleranz viel viel kleiner sein. Lassen sich die Elemente mit der Technik von 1890 mit der nötigen Präzision fertigen? Jedes Element wurde über 250 Mal aus- und eingebaut, ausgerichtet und bewegt. Haben sie sich dabei gar nicht abgenutzt? Wenige Nanometer Abnutzung hätten schon gereicht, die Ergebnisse zu verfälschen. Morrow nimmt ± 2 % Messfehler an: 20 nm bzw. 10 nm in jede Richtung. So viel und nicht mehr dürfen die Seiten von der perfekten Parallelität abweichen. Gewöhnlicher Staub bildet schon Partikel in der Größenordnung 10.000 nm.
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