Auf dem Fließbild gibt es aber nicht nur die Rohrleitungen und Apparate, sondern natürlich auch die Instrumente, also die Sensoren und Aktoren der Mess- und Regeltechnik. Sie bestehen aus einem kreis- oder langrundförmigen Rahmen, der unten die EMSR-Stellennummer und oben die EMSR-Aufgabe enthält. Diese besteht aus einer kryptischen Buchstabenkombination, aus der die Fachleute herauslesen können, was das Gerät macht:
YK – Erstbuchstabe Y bedeutet Stellgerät, Folgebuchstabe K und der Mittelstrich im Langrund bedeuten Binäreingriff aus zentraler Steuerung – alles zusammen heißt Von einer Steuerung geschaltetes AUF/ZU-Ventil
PI – Erstbuchstabe P bedeutet Druck, Folgebuchstabe I bedeutet analoge Anzeige, der fehlende Mittelstrich im Langrund bedeutet örtliche Funktion – alles zusammen bedeutet örtliche analoge Druckanzeige. Das ist ganz einfach ein Manometer.
EUK – Erstbuchstabe E bedeutet Elektrische Größe, Folgebuchstabe U bedeutet Zusammengesetzte Größe, was hier so viel wie Kombination aus Motor und Arbeitsmaschine heißt. Der doppelte Mittelstrich zeigt an, dass es sich um eine Funktion aus örtlichem Leitstand/örtlicher Steuerung handelt. Man muss an dieser Stelle den Unterschied zwischen Erst- und Folgebuchstaben beachten. So steht das U hier für eine zusammengesetzte Größe – in diesem Fall die Pumpe, die an einen Elektromotor angeschlossen ist – weil es als Folgebuchstabe auftaucht. Als Erstbuchstabe würde U für Komplexe Leitfunktion stehen. Alles zusammen heißt in diesem Fall von einer örtlichen Steuerung geschaltete, elektrisch angetriebene Pumpe (Die Steuerung ist ein Druckschalter in der Pumpe, der bei Druckabfall auf der Druckseite die Pumpe einschaltet, d.h. sie springt an, wenn man den Wasserhahn aufdreht).
Des Weiteren hat jede Rohrleitung eine Nummer. Man beachte, dass mit Rohrleitung hier nicht zwangsläufig nur ein Stück Rohr gemeint ist, das von A nach B führt, sondern auch eine Gesamtheit aus vielen einzelnen Rohrstücken als eine Rohrleitung mit einer Rohrleitungsnummer betrachtet wird. Das macht dann Sinn, wenn die gesamte Leitung vom gleichen Typ ist (gleiche Nennweite, Druckstufe, etc.) und die an sie angebundenen Anlagenteile verfahrenstechnisch zusammen hängen. Im R&I-Fließbild meiner Gartenbewässerung erkennt man folgende Leitungen:
- 1.1 – Saugleitungen vom Brunnen
- 1.2 – Rohrleitungen zu den beiden “Stationen” mit je zwei Ventilen
- 1.3 – Messing-Leitungen der Ventilinsel
- 1.11 bis 1.18 – Kunststoff-Rohre von der Ventilinsel zu den Regnern.
Außerdem sieht man unter den Magnetventilen der Ventilinsel noch ein Zeichen, das einem Verkehrszeichen ähnelt – ein Karo mit Mittelstrich. Dieses Zeichen bedeutet einfach Grenze. In diesem Fall werden damit die Rohrleitungen voneinander abgegrenzt.
Hier gibt es eine gute Zusammenfassung der Darstellung von EMSR-Aufgaben auf dem RI-Bild. Die genaue Ausführung ist in Normen festgelegt, z.B. der EN 62424, der immer noch weit verbreiteten DIN 19227 oder der US-amerikanischen ANSI/ISA 5.1.
Um vom Verfahrensfließbild zum R&I-Bild zu kommen, musste ich bereits einige Entscheidungen treffen, die wichtig für die spätere Detailplanung werden:
- Festlegung auf 8 unabhängige Wasserlinien, die jeweils von einem Magnetventil gesteuert werden.
- Zentrale Versorgung der Magnetventile über eine Zuleitung, die selbst mit einem Schlauch an die neu zu bauende Wasserstation angeschlossen werden soll.
- Das Nummernband für die Nummerierung von Rohrleitungen und EMSR-Einrichtungen
- Rohrleitungsmaterial und -nennweite, sowie Einbindung von Handarmaturen
- Einbindung bestehender Anlagen – meine Gartenpumpe existiert ja.
Diese ganzen Festlegungen schneien natürlich nicht vom Himmel. Sie sind Ergebnis von vielen Stunden Nachdenken, Ideen sammeln, Skizzen zeichnen und Konzepte evaluieren – und, wenn man im Team arbeitet, Diskutieren. So hatte ich z.B. zunächst an 1/2″-Leitungen gedacht, aber bei 30 m Leitungslänge wird vielleicht der Druckverlust zu groß. Also hoch auf 3/4″. Als Material für die Verrohrung zu den Magnetventilen dachte ich zunächst an Temperguss, aber dazu passende Edelstahl-Magnetventile für Wasser sind im Vergleich zum üblichen Messing recht teuer. Und kombiniere ich eine Stahl-Leitung mit einem Messing-Magnetventil, baue ich an dieser Stelle ein galvanisches Element. Die Kombination Stahl-Messing wäre an dieser Stelle zwar zulässig, weil das unedlere Metall in Fließrichtung weiter vorne eingebaut ist, aber preislich macht Messing keinen so riesigen Unterschied bei dem, was ich vorhabe und bevor sich früher oder später der Stahl durch Elektrokorrosion doch in Wohlgefallen auflöst…also: auch die Leitungen in Messing ausführen. Oder alternativ Kunststoff-Ventile – aber die mag ich nicht (wenn man etwas oft macht, entwickelt man Instinkte. Auf die sollte man hören) und den Preisunterschied bin ich bereit zu stemmen.
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