Thorium hat gewaltige Vorteile, die aber von gewaltigen Nachteilen begleitet werden, die zu überwinden in keinem großen Leistungsreaktor bisher gelungen ist. Vermutlich werde ich dazu mal was schreiben. Ich wünsche den laufenden Projekten alles Gute, bin aber skeptisch.
in fukushima hat tepco gerade die bestätigung für die (anscheinend) vollständige kernschmelze in reaktor 2 geliefert (hat ja nur 6 jahre gedauert):
https://www.japantimes.co.jp/news/2017/02/03/national/fukushima-radiation-level-highest-since-march-11/#.WJTk83fMyPR
530 sievert. deutlich. schönes loch im gitterrost unter dem druckbehälter:
https://www.japantimes.co.jp/wp-content/uploads/2017/02/n-tepco-a-20170203-870×330.jpg
Über 500 sievert pro Stunde. Wow. Unvorstellbar, wie stark die Strahlung dort ist.
Soviel ich weiß, sind normale Kernreaktionen unbezahlbar, weil die Folgekosten nicht eine tausend-jährige “Aufpasszeit”, sondern aufgrund der sehr langen Halbwärtszeiten es in die Millionen Jahre geht.
(D.h. es geht auf die Kosten aller künftigen Generationen)
Ich vermute, dass eher die Spaltprodukte mit mittleren Halbwertszeiten (Größenordnung einige 10 bis 100 Jahre) das Problem sind. Die führen dazu, dass bestrahlte Kernbrennstoffe Wärme entwickeln, die irgendwie abgeführt werden muss und ihre Aktivität (die ja im umgekehrten Verhältnis zur Halbwertszeit steht) ist so groß, dass ihre Handhabung nur unter großen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden kann.
Meine Hoffnung ist die Kernfusion, da sind keine lanfristigen Folgeschäden zu erwarten.
Das wäre in der Tat wunderbar. Ich hoffe, ich werd’s erleben. Aber – siehe oben.
Ich frage mich ob bei vielen kleinen Kraftwerken das zu entsorgende Materieal letzendlich nicht größer wäre als bei wenigen großen ?
Gute Frage. Wenn es ähnlich große Brennelemente gibt wahrscheinlich nicht. Fall sie kleiner sind, wäre das Volumen vermutlich tatsächlich größer.
Wenn man der Beschreibung z.B. bei https://dual-fluid-reaktor.de/ folgt, dann waren in den 60ern die Werkstoffe fuer eine grosstechnische Umsetzung noch nicht verfuegbar. Deren Idee, hochaktive Spaltprodukte quasi neutral zu brueten klingt bestechend – ein erster Ansatz, Nuklearabfall wirklich zu entsorgen.
Die Dual-Fluid-Reaktor-Leute machen an mindestens einer Stelle einen Kardinalfehler, wenn sie von Materialeigenschaften schreiben: Sie nehmen Materialien mit den für sie passenden positiven Eigenschaften und blenden aus, dass diese auch negative Eigenschaften haben, die sie für den angedachten Einsatz in einem Dual-Fluid-Reaktor ungeeignet machen. An anderer Stelle habe ich angerissen, wie man eine Dampfturbine ausschaltet und gehe dabei etwas auf diesen Punkt ein.
BTW: Ich fände es wirklich gut, wenn die Politik die Forschung an Schwerionen-Technik positiv beeinflussen würde. Soweit mein bescheidener Kenntnisstand reicht, wäre das eine Möglichkeit, den bestehenden hochradioaktiven Atommüll halbwegs kostengünstig und sicher aus der Welt zu schaffen. Und würde da EIN Land führend sein, könnte dieses sogar ein Geschäft daraus machen, den Atommüll anderer Länder zu minimieren…
Das Interesse scheint weltweit nicht groß zu sein – und die Welt ist der Markt, nicht nur einzelne Länder. Und in der Welt gibt es auch kaum jemanden, der daran ernsthaft forscht.
Man mag mit guten Gründen vieles, was in Deutschland in Bezug auf die Kerntechnik entschieden wird und wurde für unsinnig halten, aber de facto sieht es im Rest der Welt nicht viel anders aus. Laut PRIS sind in den letzten zehn Jahren weltweit pro Jahr im Schnitt gerade mal 10 Anlagen neu in Betrieb gegangen und wegen Außerbetriebnahmen oder Unfällen liegt der Netto-Zubau bei ca. 1 GW pro Jahr – das ist gerade mal ein Kraftwerk. Selbst in China und Indien dürften die geburtenstarken Jahrgänge fürs Erste vorbei sein, denn die Anzahl neu genehmigter Projekte ist im selben Zeitraum kontinuierlich gesunken. So gut wie alle dauern länger und kosten mehr als ursprünglich gedacht. Weltweit. Das macht nicht nur mich skeptisch.
Doofe Frage: Warum betreiben die Firmen eine scheinbare ineffiziente Entwicklung dieser Minireaktoren und woher haben sie das Geld?
Die Frage ist alles andere als doof – immerhin sind die SMR-Entwickler ja keine öffentlichen Einrichungen, sondern private Unternehmen. Allerdings ist wirklich interessant, woher das Geld kommt, mit dem seit vielen Jahren im Wesentlichen bunte Bildchen erzeugt werden.
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