Seit Ende Februar liegt der Abschlussbericht, wiederum als Vorstudie qualifiziert, zu islamischen Kindergärten in Wien vor. Nachdem auch diese Fassung öffentlich stark rezipiert wird und im politischen Diskurs verwendet wird, lohnt sich ein Blick auf die Qualität des Berichts. Spannend dabei ist vor allem die Frage, ob nun methodisch korrekt vorgegangen wurde und der Abschlussbericht damit fundierte Aussagen über das Feld der islamischen Kindergärten treffen kann.

Dieser Text hier ist die Basis meiner Analyse, d.h. die Langfassung der Auseinandersetzung mit der methodischen Qualität des Abschlussberichts. Da es dazu Nachfragen gab: Der Text kann gerne in Lehrveranstaltungen als Beispiel verwendet werden. Ich freue mich über eine kurze Info dazu. 🙂

Da mir klar ist, dass sich nur einschlägig Interessierte durch mehrere Seiten Analysetext durcharbeiten werden, habe ich eine Kurzversion verfasst. Zum Artikel auf science.orf.at führt dieser  – noch kürzere – Beitrag.

Vorab zur Benennung: Der Filename ist „Abschlussbericht__Vorstudie_Islamische_Kindergarten_Wien_final“, am Deckblatt steht „Projektbericht. Evaluierung ausgewählter Islamischer Kindergärten und –gruppen in Wien. Tendenzen und Empfehlungen.“ Im Vorwort schreibt Ednan Aslan: „Diese innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne als Pilotprojekt durchgeführte Vorstudie weist vorerst auf Tendenzen in den muslimischen Kindergärten und Kindergruppen hin. Um diese Tendenzen vertiefend analysieren bzw. verstehen zu können, sind sicherlich weitere Untersuchungen erforderlich.“ (S. 1 Projektbericht) Die Benennung ist dem folgend inkonsistent, ich bleibe im Weiteren beim Terminus Abschlussbericht, wie in der Filebenennung. In meiner Kritik der Erstfassung der Vorstudie habe ich umfassend ausgeführt, dass egal welcher Art eine wissenschaftliche Arbeit ist, die Kriterien und Standards einzuhalten sind und führe das deshalb an dieser Stelle nicht nochmals aus. Der Begriff Vorstudie ist und bleibt kein Freibrief zu wissenschaftlicher Beliebigkeit, die sich in mangelnder Nachvollziehbarkeit und z.B. auch einem unzureichenden Sampling zeigt.

Beim ersten Ansehen des Abschlussberichts sticht zuallererst das Positive ins Auge: Das Paper erfüllt jene formale Kriterien, die an wissenschaftliche Arbeiten gestellt werden. Das Layout ist im passenden Format gestaltet. Das Inhaltsverzeichnis verrät, dass alle relevanten Elemente enthalten sind. Die darin enthaltene Strukturierung ist sinnvoll und logisch, die Feld- und Methodenbeschreibung ebenso enthalten, wie der Anhang und ein Abbildungs- und Quellenverzeichnis. Warum ist das wichtig – und keine kleinkarierte Nebensächlichkeit, wie manchmal angemerkt wird? Diese Standards sind ein Aspekt dessen Reliabilität, d.h. Vergleichbarkeit, herzustellen. Diese Form gewährleistet den Fokus auf den Inhalt, darum geht es bei solchen Studien, das Layout soll durch ein unauffälliges Layout bewusst in den Hintergrund treten. Die angeführten Quellen, Anhänge wie Interviewleitfäden oder Abbildungen gewährleisten die Überprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeit der Aussagen.

Nicht im Anhang enthalten sind eine Übersicht über die Anzahl und Art der geführten Interviews oder Interviewtranskripte. Im Abschlussbericht selbst sind Transkriptstellen enthalten. Die Interviews verfügen über eine Codierung – auf S. 75 im Abschlussbericht wird die erste Transkriptstelle mit „KiGaJEl01“ angegeben – über die Bedeutung dieser Codierung gibt es aber im Bericht keine Aufklärung. Relevant ist dies, da die im Abschlussbericht getroffenen Aussagen nur überprüft werden könn(t)en, wenn Transkriptstellen zugänglich sind. Wobei hier anführt werden muss, dass dies in den Disziplinen unterschiedlich gehandhabt wird. Die Spannbreite reicht von vollständigen Transkripten im Anhang bis zu relevanten Transkriptteilen im Fließtext oder Anhang plus einer zusätzlichen Übersicht im Anhang. Grundsätzlich ist aber wichtig, dass die empirische Arbeit nachvollziehbar wird. (Vgl. dazu z.B. den Projektbericht zu Radio Orange)  Im Abschlussbericht zu den islamischen Kindergärten fehlt eine Übersicht über die geführten Interviews und die Codierungen sind für LeserInnen nicht nachvollziehbar. Auch wenn also Transkriptstellen im Fließtext vorhanden sind, ist der Forschungsprozess objektiv für Dritte nicht nachvollziehbar. Dies wird in weiterer Folge auch bzgl. des Samplings relevant.

Als Autor wird allein Ednan Aslan angeführt, auch auf der Homepage findet sich kein Hinweis auf eine Mitarbeit von anderen Personen. Demzufolge müsste er das Projekt alleine durchgeführt und umgesetzt haben. Davon ist nicht auszugehen, aber die Praxis weitere Mitarbeitende nicht anzuführen ist an Universitäten (leider immer noch) weit verbreitet.

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Kommentare (17)

  1. #1 Alisier
    März 23, 2016

    Saubere Kritik, nüchtern und sachlich. Unaufgeregte Analysen können wir mehr denn je brauchen.
    Danke dafür!

  2. #3 rolak
    März 23, 2016

    Das imho einzig richtig spannende an dieser Arbeit ist, wer sie wann zu welchem Zweck argumentativ zitieren wird…

    • #4 Andrea Schaffar
      März 25, 2016

      Ist ja auch das Spannende an dem Abschlussbericht und weshalb ich eine Kritik dazu formuliert hab: Wer verwendet die Inhalte wie und versucht was damit zu erreichen. 😉

  3. #5 black ice
    März 24, 2016

    Auftragsarbeit der SPÖ-Wien?

    Es ist nicht einzusehen, warum mit Steuergeldern überhaupt islamische Kindergärten unterstützt werden.

    Und man kann alle Probleme endlos zerreden.

    Inzwischen geht die Diskussion schon weiter, ob man das Praktizieren des Islams nicht prinzipiell einschränken oder gar verbieten soll.

    • #6 Andrea Schaffar
      März 25, 2016

      Nein, keine Auftragsarbeit. (Im Gegensatz zur Evaluierung, die eine Auftragsarbeit des Au0enministeriums (sic 😉 ) ist.) Ich erhalte keinen Cent für diese Texte. Worums mir geht, schreib ich ja eh ausführlich – scheint aber in Ö nur schwer vorstellbar zu sein, dass es wem um die Sache geht.

      @Finanzierung islamischer Kigas: Entweder werden aus Steuergeldern konfessionelle Bildungseinrichtungen unterstützt oder nicht. Da eine Unterscheidung in “gute” oder “schlechte” Religionen zu machen, ist absurd. Katholische oder evangelische Einrichtungen werden ebenso finanziert. Im Schulbereich sogar bevorzugt: Religionsfreie Träger erhalten wesentlich weniger staatliche Förderung als konfessionelle, jenen werden z.B, die LehrerInnen vom Staat gezahlt.

      “Und man kann alle Probleme endlos zerreden.” ist eine übliche Floskel für “und aus”. Warum genau schreiben Sie dann hier einen Kommentar?

      Bzgl. eines Verbots des Praktizierens: Beschäftigt man sich mit geschichtlichen Ereignissen, zeigt sich, dass das ja immer schon eine sehr intelligente Strategie war, um noch mehr Radikalität zu erzeugen. /sarkasmoff Grad Europa hat da ja eine lange, unerfolgreiche Geschichte an Religionskriegen zu bieten.

  4. #7 Dr. Webbaer
    März 25, 2016

    Der Salafismus muss wohl beizeiten verboten werden.

  5. #8 ulfi
    März 26, 2016

    @Webbaer Auch wenn ich jetzt einen Troll fuettere:

    Welcher Teil des Berichts hat sie dazu bewegt zu diesem Schluss zu kommen? Doch nicht etwa dieser hier?

    „Es ist aufgrund des bisherigen Standes der Analyse davon auszugehen, dass salafistische bzw. islamistische Organisationen in der Kinderbetreuung nicht so einfach auf ihre politischen Ziele verzichten können. Die in der Studie kurz angeführte Darstellung der Ideologie der Vereine bzw. dieser Akteure schlägt sich zweifellos auf die Pädagogik nieder.“

    Denn sofern sie das gemeint haben, haetten sie nur einen Satz weiter lesen muessen:
    “Übersetzen könnte man dies mit: Aus den erhobenen Daten lässt sich dies zwar nicht herleiten, aber trotzdem wird es so sein.”

  6. #9 Dr. Webbaer
    März 26, 2016

    Bonuskommentar hierzu:

    Inzwischen geht die Diskussion schon weiter, ob man das Praktizieren des Islams nicht prinzipiell einschränken oder gar verbieten soll.

    Das Praktizieren des Gemeinten ist längst eingeschränkt, schariatisch darf bspw. in denjenigen Gesellschaftssystemen, die den Ideen und Werten der Aufklärung folgend implementieren konnten, in sogenannten westlichen Gesellschaftssystemen, nicht geübt werden und auch i.p. Dschihad nicht, jedenfalls wenn es der große ist, der heilige imperialistische Krieg, auch bspw. Witwenverbrennungen gehen nicht und die Inquisition ebenfalls nicht, sofern sie über die Inquisitio hinaus geht und Körperstrafen impliziert.
    Die Idee, dass in aufklärerischen Gesellschaftssystemen unbedingte Religionsfreiheit existiert, ist falsch.

    Da eine Unterscheidung in “gute” oder “schlechte” Religionen zu machen, ist absurd.

    Die Unterscheidung i.p. zulässig und unzulässig längst vorgenommen.
    Anders ging es nicht aufklärerische Gesellschaftssysteme aufzusetzen.

    Interessant ist die sittliche Frage, also ob Religionen (gar als: intrinsisch) schlecht oder gut eingestuft werden können, die übliche Antwort lautet hier:
    Verboten werden darf derartige Einschätzung in keinem Fall.

    Ansonsten redet der Schreiber dieser Zeilen noch ein klein wenig der Idee entgegen, dass Intolerante, die aktiv handeln, sogenannte Extremisten sind hier gemeint, nicht proaktiv (vs. reaktiv) angegangen werden dürfen, weil ansonsten zu erwarten wäre, dass so ‘noch mehr Radikalität zu erzeugen’ wäre.
    Ältere wissen dies manchmal aus eigener Erfahrung noch, also dass diese Idee falsch ist und teilweise grob gesellschaftlich schädlich.

    MFG
    Dr. Webbaer (der die werte hiesige Inhaltegeberin schon ganz OK findet, insbesondere auch die Duldsamkeit bestimmtes Feedback betreffend und die erkennbare Nettigkeit)

  7. #10 Anderer Michael
    März 26, 2016

    Frau Schaffar, gelesen habe ich Ihre Kritik-Langfassung-, die Bericht/Studie Prof Eslan und einige andere Arbeiten seines Institutes.
    1. Auf sozialwissenschaftlicher Ebene kann ich wegen fehlender Kompetenz nicht mitreden. Ich sage es ganz einfach -als Laie-: mit manchen kannich auch nicht so richtig etwas anfangen. Es wirkt etwas oberflächlich und unter Zeitdruck geschrieben.
    2. Sie sagten, es ist mehr wie eine Meinungsäußerung zu verstehen. Das kann ich nachvollziehen. Andererseits Prof Eslan und dem Außenministerium stehen eine Meinung zu. Ich denke, dass Prof Eslan die Unvollständigkeit seiner “Studie” klar ist und deswegen vieles sehr allgemein gehalten ist. Desweiteren so richtig harte und glasklare Forderungen stellt er auch nicht.
    3. Etwas unglücklich wirkt es wie Sie das Verhältnis Eslan und Außenministerium darstellen. So als sei Prof. Eslan gekauft und er mache für das Ministerium eine “Studie” nach deren Gusto. Das kann ich mir nicht vorstellen.Liest man die anderen Arbeiten, so hat man den Eindruck, dass Prof. Eslan und Mitarbeiter den Moslems mit einer gewissen Sympathie gegenüberstehen (was nicht verboten ist !). Die Arbeiten sind durchaus bemüht fundiert.soziologischen Kenntnisstand wiederzugeben. Wenn nun eine Arbeit kommt, die bisherigen positiven Wertung entgegensteht, so ist das schon auffällig. Wie gesagt, sozialwissenschaftlich mag diese Untersuchung Defizite haben. Nimmt man diese als Meinung, und man kann diese Meinung durchaus als fundiert ansehen, so sehe ich Alarmzeichen, die keineswegs neu sind und gerne weggeredet werden.
    4.Deswegen habe ich andere Schlussfolgerung als Sie.Nimmt als Moslem den Islam im Sinne der gängigen vier sunnitischen Rechtsschulen ernst, dann hat man in unserer demokratischen Gesellschaft Probleme, trotz aller Fatwa zum Einhalten von Verträgen. E gibt Auffassungen, wie zum Beispiel Körperstrafen, Kopfsteuer, Wertung anderer Religionen die passen nicht zu unserer Demokratie. Die ungefähr 140 wichtigsten Rechtsgelehrten des Imam haben dies in einer Antwort zum IS im Prinzip als richtig dargestellt. Ihre Kritik am IS richtete sich nicht gegen diese Auffassungen, sondern an der falschen.Anwendung.
    Hinzu kommt natürlich das Probem des Islamismus, der nicht umsonst als Faschismus des 21. Jahrhunderts bezeichnet wird (sicherlich eine einseitige Sicht, die irgendwie die Terroropfer auf islamischer Seite ausklammert).
    Was Prof. Eslan an Quellen gesammelt hat, auch wenn so einiges etwas hingeklatscht wirkt, ist erschreckend und auch nicht neu. Es ist Abgrenzung zur Demokratie und Lehre eines faschistoiden Menschenbildes, an der Spitze steht der islamische Mann. Eigentlich müsste die Trägerschaft der Kindergärten schnellstens überprüft werden und gegebenfalls diese geschlossen werden.
    5. Im Regelfall erfährt man auf solche Äußerungen den Islamophobievorwurf. Im Blog gibt es einige Mitkommentatoren, die anstatt die Quellen zu lesen, wie Pawlowsche Hunde mit Menschenfeindlichkeit, Rassismus usw. kommen.
    Zum Glück sind viele Moslems da weiter. Wir vergessen, im Mittelalter war der arabische islamische Raum eine Hochkultur und Europa überlegen.
    Deswegen ein aus der Arbeit entnommenes Zitat von Moslems welches ich etwas abändere:”… ,dass einige (Im Orginal stand Moslems, gilt m.E.auch für Nichtmoslems)….nicht verstanden haben ,dass wir in einem demokratischen Rechtsstaat leben, in dem es keinen Platz für Idioten mit Robin-Hood-Ideen gibt.”

    6. Frau Schaffar, die Frage nach Ihrer Motivation zu dieser umfangreichen Kritik stellt sich auch für mich, ohne dass ich unlautere Motive unterstellen möchte. Man hat den Eindruck, Sie verteidigen, warum auch immer, eine unsere Demokratie widersprechenden Sonderstellung einer Religion (bzw. wie es sich eine Minderheit wünscht). Sind Sie denn der Meinung, dass das Menschenbild so den Kindern nahegebracht werden soll ?

    7. Bitte verstehen Sie meinen Kommentar nicht als Generalangriff auf Ihre Person. Ich habe höchsten Respekt vor Ihrer Kompetenz (das ist ehrlich und keine gönnerhafte Chuzpe. Ich gehöre nicht zu den Deutschen, die auf die Österreicher herabsehen. Es sei denn, sie gewinnen im Fußball und das ist schon lange her- die Schmach von Cordoba. War aber auch witzig diese Niederlage !)

    Herr Dr Webbaer: Was Sie meinen ist der kleine Jihad, eine der vier Rechtsschulen hält diesen immer noch für grundsätzlich rechtens, auch ohne Kampfansage der Nichtmoslems an die Moslems (wenn ich das richtig verstanden habe, der Text war englisch mit arabischen Texteinfügungen.Da tue ich mir schon schwer.)

    • #11 Andrea Schaffar
      April 1, 2016

      Sry, Grippe. 😉

      Ad 2: Meinung und Fakten sind aber zwei Paar Schuhe. Die Studie behauptet Fakten zu beinhalten, auf deren Basis wird dann Politik gemacht – so war gestern z.B. ein Sonderlandtag in Wien bei dem der Abschlussbericht als Quelle genutzt wurde. Dazu gibts einen imho großartigen Artikel von Jef Rouner “No, It’s Not Your Opinion. You’re Just Wrong, der Meinung und Fakten auseinander dividiert.

      Ad 3: Ich beziehe mich da auf den öffentlichen Diskurs und dass die Finanzierung durch das Außenministerium anfänglich nicht transparent gemacht wurde. Und ich kenne auch andere Studien von dem Institut und weiß aus einem kurzen Beratungsauftrag mit welchen Datenqualitäten gearbeitet wird. Die sozialwissenschaftliche Qualität lässt – leider – generell zu wünschen übrig. Ich find das schade, da ich die Themen ebenso relevant finde, wie Prof. Aslan. Die schlechte Qualität lässt nur die politische Instrumentalisierung (leichter) zu.

      Ad 4: Ich hab die gesammelten Quellen vor dem Hintergrund des Themas analysiert. Und dies sind die islamischen Kinderbetreuungseinrichtung. Im Bericht werden diverse Vereine analysiert, der Konnex zu den Kindergärten bleibt aber unklar bzw. wird nur postuliert. Ob das was er als Trägervereine bezeichnet, tatsächlich die betreibenden Vereine sind bezweifle ich. Warum? Weil tatsächliche Trägervereine in einem Rechtsverhältnis zu den Wiener Magistraten 10 und 11 stehen. Warum weiß ich das? Ich war jahrelang Kindergruppenobfrau und auch im Vorstand eines (nicht-islamischen 😉 ) Trägervereins. Ich kenne die Strukturen des Feldes.

      Ad 5: Das ist der übliche, indifferente, Reflex. Ich hab sehr häufig zu hören und lesen bekommen, wie ich es überhaupt und grundsätzlich wagen kann so ein Thema anzugreifen. Damit würde ich mich unreflektiert hinter Islamisten stellen. Absurd.

      Ad 6: Nein, ich verteidige keine Sonderstellung. Ich begehre auf gegen eine Sonderverurteilung. Eine schlecht gemachte Studie wird verwendet, um eine Bevölkerungsgruppierung pauschal zu verurteilen. Entweder gibt es Religionsfreiheit und die gilt für alle gleicher Maßen oder nicht. Meine Motivation habe ich in Erstkritik aber auch im Interview mit science.orf.at erklärt. Mir gehts um die Fakten und die Wissenschaftlichkeit.

      Ad 7: Keine Sorge. Bloggt man öffentlichen zu solchen Themen, muss man sich eine dicke Haut zulegen. Ich fand Ihren Kommentar nicht angriffig. Und zu meinem Heimatland hab ich eine gsunde ironische Distanz, wie so viele Leut hier. 😉

  8. #12 Anderer Michael
    März 27, 2016

    1. ….”Es wirkt etwas oberflächlich und unter Zeitdruck geschrieben.”
    Zu diesem Satz. Das bezieht auf die Arbeit des Prof. Eslan und nicht auf Ihre Kritik.

  9. #13 Dr. Webbaer
    März 27, 2016

    @ Anderer Michael :

    Sie liegen richtig, danke für die Korrektur.

    Der Dschihad spielt in allen Rechtsschulen, wie viele dies insgesamt sind, ist nicht ganz klar, eine wichtige bis entscheidende Rolle. [1]
    Es wird, womöglich eher niederrangig und bevorzugt: heutzutage, zwischen dem größeren und dem kleineren Dschihad unterschieden, auch eher in Sekten (vs. koranisch).
    Dschihad bedeutet Anstrengung und Anstrengung bedeutet im wohl gemeinten Sinne Verbreitung und Verbreitung bedeutet im wohl gemeinten Sinne gewaltsame Verbreitung.
    Nichtsdestotrotz könnte sich auf Kritik auch darauf zurückgezogen werden, dass Dschihad zuvörderst Anstrengung in der Glaubenssache bedeutet, die auch außer-gewaltsam erfolgen könnte, die Etymologie meinend.

    Es ist auch unklar, wer den Dschihad zu befehligen oder anzustoßen hat, ob es dazu des Allah-Stellvertreters (des “Kalifen”) bedarf oder ob einzelne Führer (“Amire” oder “Emire”) dbzgl. evozieren dürfen.
    Zudem wird zwischen dem Verteidigungs-Dschihad unterschieden und dem Angriffs-Dschihad, der koordiniert Gebietsausdehnung meint.

    Zudem gibt es etwas, das manche Sudden Jihad Syndrome nennen und das Einzelne dazu anstößt Gewalt auszuüben, gerade im sogenannten Westen.
    Diese handeln dann als Instrument Allahs, bleiben selbst frei von Verantwortung.

    MFG
    Dr. Webbaer

    PS:
    Webverweise, den Quran oder die Hadiths meinend, könnten beigebracht oder webverwiesen werden, wurden dies bisher nicht, um das hiesige Web-Angebot nicht zu belasten.

    [1]
    Der Glaube daran, dass -im Sinne einer bestimmten Apokalyptik- am Ende der Menschheitsgeschichte alle Muslime sein werden, ist zentraler Inhalt des Islam.
    Aus islamischer Sicht ist jeder Mensch ohnehin (geborener) Muslim, vermag dies aber nicht unbedingt zu erkennen.

  10. #14 lindita
    März 27, 2016

    Da ich in Brüssel lebe, interessiert mich aktuell eine Frage: wie und warum entstehen und halten sich soziale Brennpunkte? Wie kann man sie auflösen und vermeiden?

    Untersuchung zu Islamischen Kindergärten z B kann ein Teil des Problems sein, muss aber nicht. Es sieht für mich wie aus dem grösseren Kontext gerissene Untersunchung aus, die mich in meinem privaten Interesse zu sozialen Brennpunkten (aller Couleur) überhaupt nicht weiterbringt, ist nicht mal ein Anfangspunkt.

    • #15 Andrea Schaffar
      April 1, 2016

      Imho kann die Machart der Studie niemanden weiterbringen und keine Probleme lösen. Eher das Gegenteil: Sie hat welche geschaffen und stört das Zusammenleben.

      Gibt zu Migrationslagerungen und Brennpunkten einiges an Studien und Literatur. Einig sind sich alle darin: Es ist vielschichtig. Die gesellschaftlichen Wechselbeziehungen und Polarisierungen stören Integrationsprozesse. Dass die Attentäter in europäischen Ländern aufgewachsen und auch dort radikalisiert wurden, wundert vor dem Hintergrund diverser Jugendforschungen nicht. Islamismus ist Teil einer Pop- und Jugendkultur, damit werden Identitäten geschaffen in Abgrenzung zur restlichen Gesellschaft, eben weil jene ausgrenzt und nicht integriert.

      Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit auf der einen Seite und islamistische Tendenzen oder Radikalisierung sind kommunizierende Gefäße. Alles was derzeit passiert, schürt das Feuer und löst genau gar nix. Leider.

  11. #16 Unabhängiger
    Juli 6, 2017

    Danke für fie ausführliche Analyse! Mir srellt sich damit die Frage: in welchem Rahmen ist eine Bildungsforschung im Bereich der Islamischen Religionspädagogik unabhängig von politischer Lage und ggf. vom Einfluss des Auftraggebers möglich? Mir scheint es, die gesamte öffentlich geführte Bildungs-Debatte ist bereits politisch aufgeheizt – der Druck müsste immens gewesen sein. Nimmt man die Unterfinanzierung der Unis hinzu, wird Auftragsforschung eine willkommene Geldquelle gewesen sein, deren Erfüllung aber nicht im Zentrum eigentlicher Arbeit steht (es handelt sich nicht um ein Institut vergleichbar dem Bifie). All das schadet nicht nur enorm im Hinblick auf soziale Folgen im Feld, sondern dem Ansehen von Wissenschaft und Forschung sowie dem Fach Pädagogik im Speziellen, macht sie politisch erpressbar und trivialisiert die zu bearbeitenden Forschungsproblematiken. Nicht zuletzt scheint es deshalb so zu sein, weil Auftraggeber ihre Verantwortung auf jene Beteiligte abwälzen, die erpresst wurden. Den Hinweis auf Zeitdruck hätte ich deshalb so verstanden: man hat mit Widerstand an einem nebenher laufenden Auftrag viel Zeit und Nerven zugebracht und es hat letztlich nichts genutzt…

  12. […] auf scienceblogs.de die Methodik der Kindergartenstudie und kommt zu dem Schluss, dass diese „nichts mit Forschung zu tun“ habe. Zu seiner letzten Studie über die Radikalisierung von Muslim_innen habe nicht nur ich kritisch […]