Und mal wieder geht es um Südkorea (das Land kommt hier wohl noch öfter dran). Seit Mitte Juni gibt es dort eine neue* Möglichkeit des Einkaufens: Bestellungen mit dem Smartphone.
Das normale “Einkaufen aus der Ferne” kennt man ja zum Beispiel von Amazon: man sitzt zu Hause vor dem Rechner, sucht sich raus, was man kaufen möchte, bestellt es per Klick und bekommt es anschließend nach Hause geliefert; mittlerweile gibt es dabei auch schon die Möglichkeit, selbst Lebensmittel online zu kaufen. Der Nachteil ist allerdings immer, dass man dazu einen Computer benötigt (bestimmt geht es auch im Browser auf dem Smartphone, aber da stelle ich es mir arg fummelig vor). “Mal eben so” beim Warten auf zum Beispiel den Zug wird man das eher nicht machen.
Der britische Konzern Tesco hat sich dieses Problems angenommen: in verschiedenen U-Bahnhöfen Südkoreas wurden virtuelle Regale installiert, die eine Bestellung der ausgestellten Artikel über das Smartphone erlauben. Die “Regale” selber bestehen aus einfachen Plakaten, auf denen verschiedene Produkte mit ihren Preisen abgebildet sind – und einem QR-Code zur Identifizierung der Artikel. Zur Erinnerung: QR-Codes ähneln Strichcodes und codieren bestimmte Informationen in einem kleinen Bild. Diese Bilder können beim System von Tesco mit einer Smartphone-Kamera einfach gescannt werden, um den damit verbundenen Artikel zu bestellen – inklusive Lieferung nach Hause am gleichen Tag. So kann man sich die Zeit des Wartens auf die nächste U-Bahn wunderbar damit vertreiben, den Wochenendeinkauf zu organisieren, und zwar ganz ohne die Quälerei mit dem Einkaufswagen**. Besser noch: man muss überhaupt nicht mehr viel auf Vorrat kaufen – früh auf dem Weg zur Arbeit kann man sich überlegen, was man am Abend essen möchte und es unterwegs bestellen. Vermutlich wurde Korea als Test für das System ausgewählt, weil hier viele Leute bereits ein Smartphone besitzen und auch generell gegenüber neuen Technologien offen eingestellt sind.
Ein Video dazu gibt es auch:
Zugegeben: ich persönlich würde lieber einen Ausbau der Möglichkeiten der Online-Bestellung von Lebensmitteln sehen, ganz einfach deshalb, weil es weniger Platz im öffentlichen Raum benötigt (brauchen wir wirklich noch mehr Plakate?) und eine Suchfunktion unterstützt, aber die Bestellung per Smartphone ist ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung des Einkaufens. Bereits jetzt geht der Trend ja immer mehr weg von Filialen und hin Richtung Online-Kauf; derartige Aktionen dürften das ganze noch weiter beschleunigen. Und als Verfechter des technologischen Fortschritts bin ich immer dafür, wenn sich neue Verfahren etablieren, welche die aktuellen technischen Möglichkeiten bestmöglich ausnutzen. Ich bin gespannt, was für Neuerungen wir als nächstes betrachten dürften.
Und wenn ich wetten müsste, würde ich sagen: wenn es irgend etwas mit neuen Technologien zu tun hat, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit aus Südkorea kommen.
*Ob es weltweit einmalig ist, weiß ich allerdings nicht; groß in die Medien hat es das Verfahren zumindest zuerst in Korea geschafft.
**Wobei zumindest in Südkorea diese Argumentation nicht gültig ist; dazu fahren die U-Bahnen zu oft.
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