Das schöne an einem Informatik-Blog ist, dass man über praktisch jedes Thema schreiben kann – irgendwie ist ja mittlerweile doch alles Informatik. Und mit dieser Technologie hier sowieso! Die Rede ist von der Augmented Reality (AR), also der erweiterten Realität.


Als AR wird ganz allgemein all das bezeichnet, was die Realität mit künstlichen Inhalten vermischt. Diese Vermischung geschieht natürlicherweise immer unter Verwendung eines Computers und meist auch durch die Nutzung einer Kamera und der Darstellung auf irgend einer Form von Display, also zum Beispiel einem Monitor, einem HUD (Head-up-display), einer Projektion oder ähnlichem.

AR-Anwendungen können die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete haben. Typischerweise wird man dabei entweder ein Bild der Realität mit digitalen Informationen anreichern (zum Beispiel Umgebungsinformationen und Hinweise) oder Objekte der Realität benutzen, um in einer digitalen Umgebung zu navigieren (wie es für kleinere Spiele benutzt wird). Ein typisches Beispiel für ein derartiges Spiel kann hier bewundert werden:

Das Video demonstriert allerdings auch ziemlich gut das Problem aktueller AR-Anwendungen: die Umgebungsinformationen werden im Moment praktisch nicht ausgenutzt. Das Abfilmen einer Umgebung und platzieren der Objekte in dieser ist daher im Moment zumindest in diesem konkreten Anwendungsbereich, wo der Fokus auf dem digitalen und nicht dem realen liegt, eher Effekthascherei als wirklich nützlich. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir in naher Zukunft hier verbesserte Anwendungen sehen werden.

Anders sieht es dagegen in dem Bereich aus, wo die Realität im Mittelpunkt steht und lediglich mit Informationen angereichert wird – hier sind bereits jetzt schon spannende Dinge möglich. Insbesondere die Navigation an Hand echter Bilder finde ich interessant:

Interessant ist auch die Möglichkeit, Grundrisse mit Hilfe eines mobilen Gerätes zu erstellen. Ganz ohne das lästige Ausmessen und Aufzeichnen können so relativ schnell die Ausmaße eines Raumes erfasst und im Computer gespeichert werden. Auch hierzu wieder ein Video:

i-8707166ba9267b0fbafc4cdcce6ef496-HUD.png

Wer jetzt meint, diese Technologie sei ganz neu und aufregend, liegt falsch: die ersten Anwendungen der erweiterten Realität liegen schon ziemlich lange zurück. So wird etwa das 1st & Ten-System zur Anzeige von Linien bei der Übertragung von Football-Spielen im amerikanischen Fernsehen seit 1998 benutzt (entwickelt wurde es scheinbar sogar schon 1976) und eingezeichnete Linien auf einem realen Spielfeld sind auch eine Form von erweiterter Realität. Allgemein dürfte die Verwendung von AR im Fernsehen, speziell im Sport, am weitesten verbreitet sein, aber auch zum Beispiel in (militärischen) Flugzeugen kommt es schon lange Zeit zum Einsatz.

Und hier ist der Grund, aus dem ich auf dieses Thema gekommen bin:

Eine lustige Spielerei und irgendwie “typisch Toyota”, würde ich sagen, auch wenn vermutlich insbesondere Eltern gerade diese Anwendungsmöglichkeit der AR am ehesten befürworten dürften.

Der echte Durchbruch der erweiterten Realität wird aber vermutlich dann kommen, wenn 3D-Hologramme alltagstauglich werden. Wie lang es bis dahin dauert, ist schwer einzuschätzen – erste Ansätze gibt es allerdings schon:

Das, was heutzutage in den Filmen wie ferne Zukunft aussieht, könnte also schon bald Alltag werden. Man darf gespannt sein, was zum Thema erweiterte Realität noch alles auf uns zukommen wird!

Kommentare (9)

  1. #1 WolfgangK
    Juli 27, 2011

    Fantastisch, was da alles auf die Menschheit zukommt. Besonders das nett gemachte “Augmented-Reality-Display im Autofenster-Video” finde ich toll. Wenn man an die vielen technischen Möglichkeiten denkt, die da noch entwickelt werden, dann begeistert mich das enorm. Ich will sofort so´n Autofenster! 🙂

  2. #2 Marcus Frenkel
    Juli 27, 2011

    Ja, nicht wahr? 🙂
    Nur als Fahrer sollte man vielleicht keine Möglichkeit haben, auf der Frontscheibe herumzumalen.
    Da wünsche ich mir ehrlich gesagt eher eine Möglichkeit, Texte einzugeben, die dann auf der Heckscheibe auftauchen, gut lesbar für den Hintermann – wenn er auf der Autobahn mal wieder zu dicht auffährt oder Lichthupe gibt. 😉

    Aber nein, im Ernst: die ganze AR-Geschichte ist enorm spannend. Die Begrenzungen sind im Moment ja auch eher technischer Natur; rein von der Software würde heute schon viel mehr gehen, denke ich. Wenn der erste tragbare Holoprojektor auf den Markt kommt, wird es richtig rund gehen, denke ich. Dieses ganze “Bildchen an die Wand (bzw. Scheibe) malen” ist doch am Ende nichts – wir wollen den Kram in der Luft haben. 😉

  3. #3 rolak
    Juli 27, 2011

    Holographie ohne wie auch immer geartetes mitzubringendes Projektions- bzw Durchleuchtungsmedium? To project them pics boldly to where no pic has been projected before? Ehrlich gesagt sehe ich da überhaupt noch kein Land… Die Einblendung via Brille oder Kontaktlinse, wenns denn unbedingt sein soll auch drahtlose Direktreizung + Eingaben via Nervsignal-Analyse bei bewegten Gliedmaßen klingt imho wesentlich machbarer – und das wäre auch ausreichend vernetzbar, so daß sich mehrere eine AR teilen können.
    Lasse mich aber gerne überraschen…

    Nur bei einem Wunschanwendungsgebiet Deinerseits muß ich Dich enttäuschen: Lichthupe ist in gewissen Grenzen durchaus erlaubt, der ggfs projizierte digitus rancidus mit Sicherheit nicht :p

  4. #4 Marcus Frenkel
    Juli 27, 2011

    Das letzte Video demonstriert eine Form von Holographie ohne Trägermedium (außer natürlich Luft) – zumindest, soweit ich das verstanden habe. Wenn ich korrekt liege, dürfte es also zumindest möglich sein.

    Zum Thema Lichthupe (auch wenn vollkommen Off-Topic):

    “Zu folgenden Gelegenheiten ist die Verwendung der Lichthupe verboten
    – Anzeigen des Gewährens der Vorfahrt des Gegenverkehrs bei Hindernissen, Engpässen oder an Kreuzungen (als freundliche Geste, s.u.)”
    Meine Güte. Das ist der einzige Zweck, zu dem ich die Lichthupe einsetze…;)

  5. #5 WolfgangK
    Juli 27, 2011

    @Marcus Frenkel

    Nur als Fahrer sollte man vielleicht keine Möglichkeit haben, auf der Frontscheibe herumzumalen.

    Warum denn das nicht? Gerade für den mag das doch mit dem entsprechenden Beiwerk entspannend sein. Da kratzt ihn der photonenverschießende Hintermann auch nicht mehr…

    Dieses ganze “Bildchen an die Wand (bzw. Scheibe) malen” ist doch am Ende nichts – wir wollen den Kram in der Luft haben

    Natürlich, und den Kram wollen wir auch spüren.Ich sage ja fantastisch, fantastisch!

    @rolak

    Holographie ohne wie auch immer geartetes mitzubringendes Projektions- bzw Durchleuchtungsmedium?

    Wie wäre es mit Holographieprojektion funksendemast- oder satellitgestützt? Verbunden mit der Position des inzwischen implantierten SC (Supercommunicator, nannte man früher in seinen Einzelteilen abfällig “Handy”, Computer, eipott, uvm.). Wo bleibt Deine Fantasie? 🙂

  6. #6 Dr. Webbaer
    Juli 31, 2011

    Mal aufs erste Vid geklickt und das Spiel nutzt anscheinend die Realität nur als Hintergrund. Hier hätte Dr. W zumindest die Navigation der Spielfiguren in Abhängigkeit der Kamerabewegung vermutet. Naja, vielleicht ist ihm auch der Kick entgangen. BTW, die Musik ist hiervon schlecht abgekupfert: https://www.youtube.com/watch?v=s9MszVE7aR4

    MFG
    Dr. Webbaer (der gelegentlich per X-Box und der sog. Kinect-Funktionalität vor dem Bildschirm herumhopst)

  7. #7 Marcus Frenkel
    Juli 31, 2011

    das Spiel nutzt anscheinend die Realität nur als Hintergrund

    …was ja auch ein Teilaspekt der Augmented Reality ist…

  8. #8 Martin
    August 9, 2011

    Vor mehr als 10 Jahren habe ich über das Internet ein Projekt in Kanada verfolgt, bei dem eine Software viele sich leicht überschneidende Fotos, die von einer Handykamera aufgenommen wurden, zu einem Gesamtbild zusammengefügt hat. Dabei wurden die unterschiedlichen Perspektiven berechnet und jeweils korrigiert und war es auch möglich Details in eigenen Bildern dem Ergebnis beizufügen. Das resultierende Gesamtbild aus einem Handy konnte somit eine Auflösung erreichen, die mit viel größeren Fotoapparaten kaum erreicht werden konnte. Dieses Bild hatte jedoch eine Besonderheit. Es gab in dem zusammengefügten Ergebnis keine durchgehend konstante Auflösung, weil unterschiedliche Zoomfaktoren und einzelne Detailbider ebenso Berücksichtigung fanden. Details, die aus geringerer Entfernung fotografiert wurden, waren dann in höherer Auflösung abgebildet, andere Details in der gleichen Entfernung, die nicht separat fotografiert wurden, erschienen dagegen unschärfer.
    Ich bin allerdings nicht ganz sicher ob das auch als eine Anwendung von AR gesehen werden kann.

  9. #9 Marcus Frenkel
    August 9, 2011

    @Martin
    Derartige Anwendungen gibt es glaube ich nach wie vor. Als Augmented Reality kann man sie vermutlich weniger bezeichnen, da lediglich Aufnahmen der Realität nachbearbeitet werden, wohingegen mit AR in der Regel die Anreicherung der Realität mit Zusatzinformationen “zur Laufzeit” meint. Allerdings sind die Begriffe natürlich schwammig und man kann wunderbar darüber streiten. Eine interessante Anwendung ist das unabhängig davon trotzdem – man kann damit bestimmt wunderbare Panorama-Bilder machen.