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Den Spielern unter den Lesern wird der Name Kinect sicherlich etwas sagen; für alle anderen, die mit dem Begriff nichts anfangen können: Kinect ist ein Erweiterungsgerät zu der Spielkonsole XBox 360 von Microsoft, mit welchem die Konsole vollkommen ohne externes Eingabegerät (also ohne Gamepad o.ä.) gesteuert werden kann. Die Steuerung ist dabei nicht auf einen einzelnen Punkt (den Controller in der Hand des Spielers) beschränkt, wie etwa bei Nintendos Wii oder Sonys Move, sondern kann den gesamten Körper erfassen. Hierdurch ergeben sich vollkommen neue Bedienkonzepte, da sich die Eingabe weg von einem einzelnen Gerät und hin zum eigenen, kompletten Körper bewegt.

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Die Technologie dahinter ist eigentlich überraschend einfach (“einfach” ist natürlich immer relativ). Das Kernstück von Kinect ist der Tiefensensor: dieser besteht aus einem Laserprojektor, welcher Infrarot-Laser zur Tiefenbestimmung nutzt. Dazu projiziert das Gerät ein ganzes Gitter von kleinen Lichtpunkten (auch Infrarotstrahlung ist Licht) in die Umgebung, welches dann mit Hilfe eines Active Pixel Sensors (gern auch CMOS-Sensor genannt) in die 3D-Informationen umgewandelt werden kann – das nebenstehende Bild (Quelle: Wikipedia, zum Vergrößern draufklicken) zeigt sehr schön, wie so etwas im Infrarotbereich aussieht. Gepaart mit einer ebenfalls im Kinect-Sensor eingebauten RGB-Kamera (eine ordinäre Kamera, wie sie jeder kennt) können mit dieser Technologie 3D-Bilder der Umgebung aufgenommen werden. Die 3D-Informationen können dann weiter zum sogenannten Tracking, also der Verfolgung gezielter Punkte (etwa der Finger, des Kopfes oder eben des ganzen Körpers) genutzt werden.

Im Moment ist die Technologie noch mehr oder weniger auf die Steuerung von Computerspielen auf der XBox 360 beschränkt und auch hier noch in einem relativ überschaubaren Rahmen – es gibt noch nicht so viele Spiele, welche die Kinect voll ausnutzen. Das dürfte jedoch nur eine Frage der Zeit sein, da das Konzept überaus vielseitig und auch den Ansätzen der Konkurrenz im Grunde überlegen ist. Die möglichen Anwendungsszenarien sind aber nicht auf die Steuerung von Spielen beschränkt. Die meisten haben bei der Kinect sicherlich auch an den Film Minority Report gedacht, in welchem ein ebenfalls über Handgesten bedienbares Computersystem vorkommt (die Kinect ist hier sogar noch besser, da sie nicht den Handschuh benötigt, der im Film benutzt wird). Weitere Anwendungsszenarien werden unter anderem hier, hier und hier vorgestellt, darunter auch die Gestensteuerung und kleine Roboter – ein Blick lohnt sich definitiv.

Microsoft hat nun eine weitere Möglichkeit vorgestellt, auf welche Kinect eingesetzt werden kann – und zwar als 3D-Scanner. Beim 3D-Scannen wird ein Objekt der realen Welt mit Hilfe von Laserstrahlen rundum abgetastet und aus den dabei gewonnen Informationen eine digitale Repräsentation des Objektes im Computer generiert. Da Kinect auch auf Lasertechnologie beruht, ist dieser Schritt nur logisch (und in der Tat gab es bereits in der Vergangenheit einige, die etwas in der Richtung gemacht haben). Das folgende Video zeigt, wie die Technologie funktioniert (wobei ich insbesondere die Geschwindigkeit, mit welcher das Scannen und zusammensetzen erfolgt, beeindruckend finde):

Ich bin gespannt, was für Einsatzzwecke für Kinect (und mit Sicherheit nachfolgende, ähnliche Systeme) noch gefunden werden. Außerdem habe ich ja die Hoffnung, dass eine derartige Technologie bald Eingang in den Alltag abseits von Computerspielen finden wird und dann wirklich etwa zur Steuerung von Computern benutzt werden kann – die lästige Bedienung der Maus entfällt dann endlich. Bis es soweit ist, wird allerdings vermutlich noch einige Zeit vergehen, insbesondere auch, weil sich Microsoft nach wie vor hauptsächlich auf die Steuerung von Spielen konzentriert; ich würde aber darauf wetten, dass irgendwann eine Integration der Gestensteuerung im Betriebssystem Windows erwartet werden kann!

Kommentare (10)

  1. #1 Gerry
    August 16, 2011

    Deine Hoffnung ist begründet; lang kann das nicht mehr dauern wenn man sich anschaut was die Hacker / Bastler so alles mit dem Ding anstellen:

    https://hackaday.com/category/kinect-hacks/

    Irgendwie hab ich das Gefühl als würde Microsoft Hardware von ner komplett anderen Firma entwickelt als Software von Microsoft 🙂

  2. #2 Marcus Frenkel
    August 16, 2011

    Kinect wurde soweit ich weiß auch von PrimeSense und nicht von Microsoft entwickelt – also die Hardware. 😉
    Was nichts dran ändert, dass MS die Technologie voranbringt. Und ganz ehrlich: auch die Software von MS ist nicht so schlecht, wie sie immer gemacht wird. 😉

    Und dass sie jetzt das Kinect SDK veröffentlicht haben, finde ich auch sehr positiv.

  3. #3 ehtuank
    August 16, 2011

    “die lästige Bedienung der Maus entfällt dann endlich.”

    Was ist daran lästig?
    Oder schreibst du hier stellvertretend für Personen ohne Computererfahrung?
    Dann stellt sich aber die Frage, ob das Erlernen der Interaktion mit dem Computer via Kinect einfacher ist, als via Maus.

  4. #4 Marcus Frenkel
    August 16, 2011

    Lästig ist daran, dass man insbesondere beim Programmieren eine Hand von der Tastatur lösen und nach der Maus tasten muss, um den Mauszeiger an die gewünschte Stelle zu bewegen. Wenn selbiges mit einem einfachen Fingerwisch direkt von der Tastatur aus möglich wäre, fände ich das schon sehr praktisch.

  5. #5 Henry
    August 16, 2011

    Erfasst Kinect eingentlich auch mehrere Personen vor der Kamera? Ich meine mich zu erinnern, dass der Tiefensensor nur bei einem “Spieler” richtig funktioniert. Zumindest als es auf den Markt kam.

    Ich stelle mir das schon cool vor, wenn alle Personen in einem Raum (oder noch besser alle Gegenstände mit dazu) simuliert und dann in die Spiele zum interagieren mit eingebunden werden. Ähnlich wie die Augment Reality funktionen des Nintendo 3DS.

  6. #6 Marcus Frenkel
    August 16, 2011

    Erfasst wird alles. Verarbeitet wird im Moment allerdings nicht alles – ich glaube, insgesamt 40 Kontrollpunkte, verteilt auf maximal 2 Spieler, plus zusätzliche 4 passive Spieler (die quasi “auf Vorrat” beobachtet werden, falls sie irgendwann aktiv werden). Die Verarbeitung ist aber eher ein Problem der Software und der Rechenleistung – hier sind also noch Verbesserungen möglich.

  7. #7 noch'n Flo
    August 16, 2011

    @ Marcus:

    Und ganz ehrlich: auch die Software von MS ist nicht so schlecht, wie sie immer gemacht wird.

    Du sprichst mir aus der Seele. Vor allem der Support mit Treibern funktioniert meistens deutlich besser als bei Linux. Und ich habe oftmals weder Zeit noch Lust, stundenlang am PC etwas hinzufriemeln.

    Nix gegen Linux. Aber MS hat definitiv in den letzten Jahren seine Hausaufgaben gemacht.

  8. #8 konut projeleri
    August 17, 2011

    Spiele zum interagieren mit eingebunden werden. Ähnlich wie die Augment Reality funktionen des Nintendo 3DS.

  9. #9 Dr. Webbaer
    August 18, 2011

    Wenn selbiges mit einem einfachen Fingerwisch direkt von der Tastatur aus möglich wäre, fände ich das schon sehr praktisch.

    Das Maus-Zeigegerät ist schon ziemlich ergonomisch und wenn Sie zufällig den Film (die Filme) ‘Iron Man’ kennen, hrgg…

  10. #10 SethSteiner
    August 19, 2011

    Für Spiele ist Kinect eigentlich ziemlicher Mist. Für alles andere hingegen könnte es nett sein, wobei ich da kaum an Computereingaben denke, denn wieso sollte ich herumwischen, wenn ich auch Hotkeys benutzen kann und ein Mausklick auch extrem schnell ist? Ich denke man kann Star Trek und Minoritiy im normalen Haushalt getrost vergessen, denn woran es solchen Technologien jeweils fehlt ist ein Feedback, dafür kriegt man einen Tennisarm. Und bei den Spielen sind sogar extreme Rückschritte erkennbar, da findet man sich plötzlich wieder in der Welt der Lightgunshooter – ohne Lightgun versteht sich. Ich denke die Zukunft gehört da eher den alten Eingabegeräten, während diese hier wie auch 3D eine nette Spielerei bleiben wird.