Es ist im Malware-Geschäft durchaus üblich, dass Hybriden aus mehreren Schadprogrammen im Umlauf sind, wenn etwa wie bereits erwähnt ein Trojaner Würmer oder Viren verbreitet oder ein Virus einen Wurm auf einem Rechner installiert. Derartige Verbindungen sind aber immer in ihrer ganzen Schädlichkeit geplant und von vornherein so konzipiert.
Untersuchungen haben nun aber gezeigt, dass Malware-Hybriden auch auf “natürlichem” Weg, also ohne explizite Planung, entstehen können. Das kann dann passieren, wenn ein Virus, welcher ja Dateien auf der Festplatte befällt, einen Wurm
auf ebendieser Festplatte
infiziert, welcher ja wiederum eine Datei ist (für derartige Verbindungen wurde übrigens der Name “Frankenmalware” geprägt). Das eigentlich Gefährliche ist nun: verbreitet sich der infizierte Wurm übers Netz, so nimmt er den Virus mit sich und trägt zu dessen Verbreitung bei. Wir erinnern uns: die meisten Viren sind nicht in der Lage, Rechnergrenzen zu übertreten, sondern verlassen sich auf die Verteilung durch den Benutzer. Dadurch aber, dass sich Würmer automatisiert verbreiten und Viren quasi im Gepäck mitführen, ergeben sich für die Viren vollkommen neue Verbreitungswege.
Zusätzlich kann es nun auch noch passieren, dass die beiden so im Verbund agierenden Schadprogramme über Funktionalitäten verfügen, welche dem jeweils anderen Programm helfen; wenn etwa der Wurm den Virenscanner eines Rechners blockiert, kann sich der mitgeführte Virus umso leichter ausbreiten.
Und um es noch schlimmer zu machen, wurde ein weiteres Szenario diskutiert. Viele Virenscanner sind in der Lage, Viren aus infizierten Dateien zu entfernen. Dabei geschieht es aber mitunter, dass die Struktur der ursprünglichen Datei bei der Desinfektion leicht verändert wird; nicht so stark, dass sich die Funktionalität ändert, aber immerhin genügend, dass sich die der Datei (gewissermaßen deren Erkennungsmerkmal für den Virenscanner) ändert. Hat nun ein Virus einen Wurm infiziert, wird diese infizierte Datei vom Virenscanner entdeckt und findet dieser zusätzlich noch zuerst den Virus in der Datei und entfernt ihn, so kann es passieren, dass sich die Signatur des Wurms ändert – mit dem Ergebnis, dass er nicht mehr von Virenscannern entdeckt werden kann (denn deren Suche basiert wie gesagt häufig auf dem Signaturvergleich von Dateien). Fast könnte man sagen, dass der Wurm einer evolutionstechnischen Mutation unterliegt, welche seine Überlebenschancen erhöht.
Auch wenn das Thema “Malware” ein eigentlich unerfreuliches ist, so sind derartige Beobachtungen dennoch interessant, da sie gewisse Parallelen zur Biologie besitzen und einen Ausblick darauf geben, was uns im Bereich der Computer noch so alles in Zukunft erwarten kann.
In jedem Fall aber, und diese Gelegenheit für eine Moralpredigt möchte ich mir nicht entgehen lassen, erinnern sie uns daran, was beim Umgang mit dem Internet immer wieder wichtig ist: Finger weg von dubiosen Seiten im Netz, keine illegalen Downloads und auf Links in Mails nur klicken, wenn man genau weiß, wohin der Link führt – man weiß nie, was man sonst bekommt. Und für einen Computer ist eine Vireninfektion nicht angenehmer als für einen Menschen – die alljährliche Erkältung dürfte dafür Argument genug sein.
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