Der ein oder andere kennt vielleicht das Problem, dass der MP3-Player seiner Wahl (heutzutage vermutlich vorrangig nur noch im Auto anzutreffen – für überall sonst gibt es ja das Handy) einige MP3s partout nicht abspielen möchte. Bei mir ging es so weit, dass von einem 4-Gigabyte-USB-Stick vollgepackt mit Musik vielleicht ein gutes Drittel abspielbar war, der Rest aber nicht.
Dass eine MP3-Datei nicht abgespielt werden kann, kann die unterschiedlichsten Gründe haben. Ein häufiger ist, dass die Bitrate der Audiodatei schlicht zu hoch für das Abspielgerät ist. Mit Bitrate – gemessen in der Regel in Bit pro Sekunde (bps) – wird die Menge an Information (gemessen in Bit) bezeichnet, die für eine bestimmte Zeitspanne (in der Regel Sekunden) gespeichert wird. Ganz allgemein gesagt: je höher die Bitrate, desto detaillierter ist das Audiosignal gespeichert und desto besser (da natürlicher) klingt es in unseren Ohren. Ist die Bitrate zu hoch, sprich, sind pro Zeiteinheit zu viele Informationen gespeichert, können insbesondere ältere Abspielgeräte damit Probleme bekommen. Hinzu kommt, dass die Bitrate innerhalb einer einzelnen Audio-Datei nicht zwingend konstant sein muss, sondern auch variabel sein kann – ein weiterer Fallstrick für ältere Systeme. Zumindest in meinem Fall lag das Problem aber nicht an der Bitrate, da sie konstant war für sämtliche Dateien auf dem USB-Stick; sowohl für die abspielbaren wie auch für die nicht abspielbaren.
Etwas Suche im Internet hat dann ein weiteres mögliches Problem aufgezeigt: die ID3-Tags. ID3-Tags sind Zusatzinformationen, die zusätzlich zum Audiosignal in einer MP3-Datei gespeichert werden können. Übliche ID3-Tags enthalten etwa Informationen über den Titel des Lieds, den Künstler, das Album oder das Erscheinungsjahr. Wie aber können ID3-Tags dazu führen, dass sich MP3-Dateien nicht mehr abspielen lassen? Um die Frage zu beantworten, muss man sich etwas mit der Entwicklung von ID3-Tags beschäftigen – im Laufe der Jahre haben sich nämlich verschiedene Versionen der Tags entwickelt.
Die erste Version der Tags (ID3v1) bestand immer aus einem genau 128 Byte großen Block am Ende der MP3-Datei. Die Informationen standen am Ende der Datei, damit die zur Entwicklungszeit üblichen MP3-Player, welche noch nicht mit ID3-Tags umgehen konnten, diese nicht als Teil des Audiosignals (sprich, der wiederzugebenden Töne) interpretierten.
Da ID3v1 in den Ausdrucksmöglichkeiten sehr beschränkt war, wurde eine neue Version entwickelt, die ID3v2. Mit ihr konnten weitaus mehr Informationen gespeichert werden als mit ID3v1. Die früheren Varianten von ID3v2 wurden dabei vor den eigentlichen Audiodaten, spätere Varianten (ab ID3v2.4) konnten die Daten auch hinter dem eigentlichen Audiosignal ablegen. Die Besonderheit dabei ist, dass die gespeicherten Informationen so abgespeichert werden, dass ein MP3-Player sie nicht fälschlicherweise als Audiosignal interpretieren kann. Abspielgeräte, die also ID3v2 nicht verstehen, aber “ungültige” Stellen in einem Audiosignal überspringen, können auch mit ID3v2-Tags versehene MP3-Dateien abspielen.
Das Problem sind nun Geräte, welche so alt sind, dass sie über letztgenannte Eigenschaft nicht verfügen – finden sie ungültige Passagen in einem Audiosignal einer MP3-Datei, wissen sie nicht damit umzugehen und springen (hoffentlich) zur nächsten abzuspielenden Datei. Zu diesem Vorgehen passt das Verhalten meines MP3-Players, welcher bei vielen Stücken immer genau 6 Sekunden “spielte” (ohne dabei einen einzigen Ton zu erzeugen) und dann zum nächsten Stück sprang. Hier trat genau der erwähnte Effekt auf: die nicht abspielbaren MP3-Dateien enthielten alle ID3v2-Tags (in einer pre-ID3v2.4-Variante), die vor dem eigentlichen Audiosignal abgelegt waren und mit denen mein MP3-Player nicht klarkam.
Das Löschen sämtlicher ID3-Tags der MP3-Dateien hat dann auch prompt geholfen – seitdem kann ich sämtliche MP3-Dateien problemlos auf meinem MP3-Player abspielen. Wer also auch einmal Probleme mit seinem uralt-MP3-Abspielgerät hat, weil es einige MP3-Dateien nicht abspielen möchte, und wem das Ändern der Bitrate der Dateien nicht hilft, der möge sich doch einmal an den ID3-Tags versuchen und diese einfach entfernen – Programme dazu finden sich übrigens zuhauf im Internet.
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