Diese Wärmequelle kann der Kessel eines Kohlekraftwerks sein oder die Abwärme einer Gasturbine (wie in einem Gas-und-Dampf-Kraftwerk), es kann eine Müllverbrennungsanlage sein, die Abwärme einer Gießerei oder auch ein Kernreaktor oder auch etwas anderes sein. (Biomasse würde funktionieren, aber es wird davon zur Zeit schon viel mehr genutzt, als wir in Deutschland zur Verfügung stellen können. Noch mehr davon würde viel mehr schaden als nützen.)
So kann man die Thermodynamik manchmal doch noch austricksen. Die Idee eine höhere Effizienz zu erreichen, indem man Geothermie mit konventionellen Kraftwerken kombiniert ist nicht neu. Sie wurde schon in den 70er Jahren diskutiert. Aber ich fürchte, bei der Diskussion wird es auch heute bleiben. Denn es gibt zwar eine Regelung wie Geothermie mit dem EEG vergütet wird (25ct/kWh), aber die gilt nur für reine Geothermiekraftwerke.
Warum baut es niemand?
Auch wenn eine Kombination mit einem klassischen Kraftwerk viel mehr Strom aus dieser Energiequelle gewinnen könnte, wird kein Investor das Risiko auf sich nehmen eine solche Anlage zu bauen. Denn die rechtliche Lage ist keineswegs geklärt. Dabei wäre es ganz einfach, physikalisch für die EEG-Vergütung zu argumentieren: Wir haben hier ein Kraftwerk mit einem Geothermieanschluss und einem Kohlekessel. Wir beziehen 70MW Wärme aus der Geothermie und 350MW Wärme aus der Kohle. Am Ende erzeugen wir aus 420MW Wärme noch 180MW Strom. Weil 1/6 der Energie aus Geothermie kam, verlangen wir, dass 1/6 des Stroms (also 30MW) nach dem EEG vergütet wird.
Würde ein Investor dieses Risiko auf sich nehmen, würde es wohl Jahre brauchen, bis dieses Problem geklärt und das Gesetz an diese Möglichkeit angepasst ist. Bis dahin ist der Investor längst pleite. (Dabei sei nicht verschwiegen, dass die Rechnung oben stark vereinfacht ist. Real würde es einige Verluste im Wärmetauscher etc. geben und man könnte wohl nur etwa 15-20MW der Geothermie anrechnen. Aber mehr als die 4,1MW in Unterhachingen wären es auf jeden Fall.)
Umweltschützer würden mit Sicherheit von einer Mogelpackung reden, gerade wenn der Dampf am Ende mit Kohle erzeugt wird. Aber ist auch klar, dass wir hier in Deutschland noch Jahrzehnte auf Strom aus Kohlekraftwerken angewiesen sein werden. Und ein Kohlekraftwerk mit Geothermie verbraucht weniger Kohle für die gleiche Leistung wie ein Kohlekraftwerk ohne Geothermie. Zugegeben, die Variante mit dem Kohlekraftwerk auch die gesellschaftlich zweit-provokanteste, gleich nach dem Kernreaktor.
Aber es ist genau diese Form von fehlendem Pragmatismus, die mir überall in Diskussionen begegnet. Man besteht auf einer idealistischen, reinen Lehre. Man hat die “erneuerbare”, “nachhaltige” Kraftwerke auf der einen (guten) Seite und nicht-erneuerbare, nicht-nachhaltige (böse) Kraftwerke auf der anderen. Ohne diese Ideologien könnte man heute ein viel besseres Ergebnis erzielen indem man “gute” und “böse” Kraftwerke in Kombination nutzt. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, ist Geothermienutzung nicht nachhaltig und sie ist auch nicht in gesellschaftlich relevanten Zeiträumen erneuerbar.
Es stellt sich hier auch die provokante Frage, ob die bedingungslose Forderung von Nachhaltigkeit überhaupt sinnvoll ist. Im Fall der Geothermie führt die Forderung ganz klar zu einem Ausschluss der Geothermie, weil eine nachhaltige Nutzung der Geothermie praktisch unmöglich ist. Aber diese Frage muss einmal in einem anderen Rahmen diskutiert werden.
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