Man sollte nicht vergessen, dass diese Missionare damals nichts geringeres als die Durchsetzung ihres gottgegebenen Weltherrschaftsanspruches auf der ganzen Welt als Ziel hatten. Gewisse Spannungen sind da durchaus zu erwarten. Das ganze führte schon vor dem Krieg zu ersten Kreuzigungen christlicher Missionare und gipfelte schließlich im frühen 17. Jahrhundert in Aufständen einiger zehntausend Christen, die von der Armee niedergeschlagen wurden.
Ganz ähnliches spielte sich auch in Korea ab. Beide Länder verschlossen sich weitgehend der Außenwelt, vor allem dem Einfluss der Europäer. Die Bezeichnung “the Hermit Kingdom”, die noch heute manchmal im englischen Sprachraum für Nordkorea benutzt wird, stammt aus dieser Zeit.
Aber bleiben wir zunächst in Japan. Für die nächsten zwei Jahrhunderte konnte die Shogune Japans ihre Landbevölkerung ganz friedlich unterdrücken und ausbeuten. Schusswaffen in der freien Bevölkerung wären dabei natürlich nur störend gewesen und wurden genauso wie der Umgang mit Ausländern verboten. Was für die wohlhabende kulturelle Elite des Landes ein gutes und auch für Europäer beeindruckend zivilisiertes Leben war, wurde so nicht von den anderen 90% der Bevölkerung geteilt. Die hatten weder Zeit noch Geld für Kalligraphie, feine Zeichnungen, Seide und japanische Poesie. Was nach einem abgeschotteten, aber stabilen Land aussah, war ein Pulverfass. Die Japaner der Tokugawa Zeit waren die gleichen Menschen wie die Japaner des Imjin Krieges, der Zeit der streitenden Reiche und der Zeit der versuchten Invasionen durch die Mongolen. Die Bedingungen, die Herrschaftsstrukturen und das Herrschaftsideal hatten sich geändert, aber die prinzipiellen Möglichkeit der Gesellschaft sind immer die gleichen.
Ein erster Funke kam 1853 in Form einer Flotte schwarzer Schiffe unter Commodore Matthew Perry. Es ist das eine, wenn ein Land den Handel verweigert. Aber wenn selbst Schiffbrüchige getötet werden um keine falschen Ideen im eigenen Land zuzulassen, dann erregte das im Amerika des 19. Jahrhunderts und auch in anderen Ländern einigen Unmut.
(Japanischer Holzdruck. Aus der Wikipedia.)
Ganz nach dem Vorbild der “Öffnung” Chinas durch die Briten für den europäischen Handel, sollte Japan von den Amerikanern geöffnet werden und das gelang auch mit dem Vertrag von Kanagawa. Es wurde ein Reihe ganz ähnlich ungleicher Verträge wie in China abgeschlossen und im Lauf der nächsten 20 Jahre kollabierte die alte Japanische Ordnung, die den Verhältnissen des heutigen Nordkoreas sehr viel ähnlicher war, als jenem verklärten Zerrbild vom Japan der edlen Samurai.
Die Macht ging vom Shogun wieder auf den Kaiser über, der bis dahin nur eine repräsentative Figur war. Dieser Wandel wurde bekannt als die Meiji Restauration und die neue Regierung unter dem Kaiser war den inzwischen sehr viel fortschrittlicheren Euorpäern und Amerikanern durchaus zugeneigt. Bei all dem half es wohl ungemein, dass sich die Amerikaner gerade diese Zeit aussuchten, um ihrerseits einen Bürgerkrieg im eigenen Land auszufechten und ihr Einfluss in Japan entsprechend weg fiel.
Die ungleichen Verträge zwischen Japan und den anderen Mächten lernte die Regierung durchaus zu schätzen. Man fand sie sogar sehr gut, bis auf einen kleinen Makel: Japan war auf der falschen Seite des Vertrages. Nun lag ganz in der Nähe von Japan noch ein kleines verschlafenes, völlig abgeschottetes Königreich, an dem bisher noch niemand wirklich Interesse gezeigt hat: Korea.
Die Japaner zeigten, dass sie die Spielregeln des Imperialismus im 19. Jahrhundert sehr schnell verstanden haben und “öffneten” Korea im Jahr 1875 für Handelsbeziehungen mit Japan. Und diesmal stand Japan auf der “richtigen” Seite der Handelsverträge.
Weitaus weniger glücklich als für Japan endete die Öffnung Chinas. Die Qing, die letzte Dynastie Chinas, begann spätestens 1850 unter einer am Ende fast genau 100 Jahre währenden Reihe wahnwitziger Bürgerkriege zu kollabieren, die im Westen fast unbekannt sind, aber das einst reichste Land der Welt zu einem der ärmsten machte. Am Ende des 19. Jahrhunderts teilten die Großmächte China unter sich auf und Japan wollte nicht dabei zusehen.
Kommentare (18)