Offensichtlich hat man keine Möglichkeit, die Entwicklungskosten aus dem Verkauf von Raketenstarts zu finanzieren.
Selbst wenn vom Startpreis 50% in die Refinanzierung der Entwicklungskosten flössen, bräuchte es fast 50 Flüge um das zu refinanzieren. Aber defacto kostet die Raketenhardware 25mio Euro und der Rest sind Servicekosten der ESA. Es wird dazu auch aus einem zweiten Grund nicht kommen: Die Ariane 6.
Weiterentwicklung
Die Ariane 6 soll neue, kleinere Booster Raketen bekommen. Diese sollen aus der ersten Stufe der Vega heraus entwickelt werden, aber 50% größer sein. Aus dem P80 Booster der Vega, soll ein P120 werden. (Die Namen gehen auf die Treibstoffmasse zurück. Und zwar die Treibstoffmasse, die Booster mit der gleichen Gesamtmasse hätten, wenn sie aus Stahl bestünden. Ein aus Stahl bestehender Booster mit 80t Treibstoff würde 96t wiegen. Der P80 wiegt ebenso 96t, hat nun aber etwas mehr als 88t Treibstoff. Es ist ein verdammtes Chaos.)
Sobald der P120 für die Ariane 6 fertig entwickelt ist, soll auch die Vega damit fliegen (Vega-C – für “consolidated”, weil dann Vega und Ariane die gleichen Booster benutzen). Erst im Anschluss daran sollen auch noch eine größere Oberstufen entwickelt werden (Vega-E – “enhanced”). Als zweite Stufe soll eine Zefiro 40 entwickelt werden und die dritte und vierte Stufe sollen endlich durch eine einzige, größere Stufe mit Methanantrieb ersetzt werden. Genaue technische Details zu dem Methantriebwerk habe ich zu der noch nicht gefunden. Aber selbst wenn es druckgefördert wäre, hätte es einen deutlich besseren spezifischen Impuls als die bisherige Kombination aus Zefiro 9 und AVUM. Gleichzeitig ist abzusehen, dass eine solche Oberstufe eine viel niedrigere Leermasse hätte.
Das Problem daran? Wir reden von einer Rakete, die nur noch dem Namen nach die gleiche ist. Wenn kein bürokratisches Wunder passiert, werden die Entwicklungskosten für die Vega E wohl nochmal genauso hoch sein, wie die für die Vega heute.
Was geht?
Wenn dieser Blogbeitrag negativ klingt, dann liegt es daran, dass weder Ariane 5 noch Vega ein glänzendes Beispiel für Raumfahrttechnik abgeben. Aber weil das hier “Was Geht” ist und ich trotzdem gerne etwas euphorischer abschließen möchte, zuletzt noch ein Gedankenspiel:
Wenn man schon dabei ist, die Vega E zu entwickeln, dann sollte man noch weiter gehen. Dazu gehen wir einmal zurück in die Geschichte der Entwicklung der Ariane 6.
(Ariane 6 PPH Konzept)
Die Ariane 6 sollte einmal aus 4 Feststoffboostern und einer Wasserstoff-Oberstufe bestehen, wenn auch mit P145 Boostern. Für die neuen Ariane 6 und Vega Varianten sind aber nur P120 vorgesehen. Von dem alten Konzept ist man abgegangen, weil die Rakete so zu unflexibel gewesen wäre. Denn sie sollte nur in exakt dieser Konfiguration starten, maximal die Oberstufe wollte man austauschen.
Für einen Ausbau der Vega könnte das alles aber Sinn machen. Man stellt dem P120 Booster der ersten Stufe der normalen Vega noch zwei P120 Booster zu Seite. Darüber folgen die Zefiro 40, die man den Italienern wohl nicht ausreden können wird, und die Methan Oberstufe.
Für die P120 Booster gibt es noch keine Daten, aber ausgehend vom P80 dürften sie etwa 144t wiegen und 360t Schub haben. Drei diese Booster wiegen also 432 Tonnen. Nehmen wir außerdem an, dass die Zefiro 40, skaliert auf Grundlage der Zefiro 23, etwa 50t wiegt und die Oberstufe mit Nutzlast auf etwa 25t kommt.
In dem Fall wöge die gesamte Rakete beim Start etwas mehr als 500t. Zwei P120 allein würden mit 720t Schub völlig reichen, um die Rakete abheben zu lassen. Sie wären die erste Stufe der Rakete. Der zentrale P120 könnte mit einer größeren Düse ausgestattet und auf Vakuumbetrieb optimiert werden, als zweite Stufe. Die dritte und vierte folgten dann wie gewohnt.
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