Mit dem Google Lunar X Prize wurde ein Preisgeld von $20mio ausgeschrieben für jenes private Projekt das es schafft, eine Sonde auf dem Mond zu landen, Photos und hochauflösende Filmeaufnahmen zu machen und sich zu einem 500m entfernten Ort zu bewegen. (Weitere $5mio gibt es für den zweiten Platz und weitere $5mio gestückelt für verschiedene weitere Meilensteine, wie das zurücklegen von 5km.)

Das Resultat ist durchaus erstaunlich. Denn es wurde zunächst fast überall erwartet, dass das Preisgeld wohl nicht ausreichen würde. Wenn sich überhaupt jemand dafür interessieren würde, dann aus PR Gründen. Deshalb überrascht es nicht, dass sich lange Zeit nicht viel getan hat.  Die bisher billigsten Missionen waren SMART-1 (damals umgerechnet $170mio) und Chandrayaan-1 (etwa $60mio) und reine Orbiter. Die Vorstellung für $20mio eine Landung bewerkstelligen zu können, ist da ziemlich weit hergeholt. Schon eine Rakete für diesen Preis zu kaufen ist ein Problem. Bisher kam nur die indische PSLV-CA mit $15mio auch nur grob in die Region.

Aber das hat sich geändert, seit Unternehmen wie Rocketlabs und Firefly Raketen für $5mio bzw $9mio anbieten wollen. Das ist vergleichbar mit der Falcon 1 Rakete, die von SpaceX gebaut wurde, bis sich der damalige Hype um kleine Satelliten zusammen mit dem Markt für kleine Raketen in Luft auflöste.

Zum Mond kann man damit natürlich nicht die volle Nutzlast bringen. Über den Daumen gepeilt bleibt nur noch etwa ein Drittel der Nutzlast auf dem Weg zum Mond übrig. Die Nutzlast muss dann noch gelandet werden. Da der Mond keine Atmosphäre hat, kann man dafür nicht einfach ein Hitzeschutzschild und Fallschirme zum Bremsen verwenden. Man braucht Raketentriebwerke und viel Treibstoff, sonst bleibt von dem Landeversuch nur ein Krater übrig. Für die Landung muss man etwa 1,6km/s abbremsen, wofür mehr als die Hälfte der Masse aus Treibstoff, Tanks und Triebwerken bestehen muss. Für die eigentliche Nutzland bleiben dann nur noch einige Kilogramm übrig.

Moon Express schätzt, dass es in ihrem Fall nur noch 10kg sind. Dafür will man aber keinen Rover bauen. Stattdessen will man die 500m mit dem Raketentriebwerk und der hoffentlich verbleibenden Treibstoffreserve zurücklegen. Über die Art der Fortbewegung hat man in den Regeln mit Absicht nichts gesagt und so blieb diese Möglichkeit. Moon Express will die Electron von Rocketlabs für die Flüge benutzen, was pro Flug nur knapp $5mio kostet. Man hofft natürlich beim ersten Flug erfolgreich zu sein, hält sich aber die Option für zwei weitere Flüge offen und ist damit immenoch im Rahmen des Preisgeldes.

Man kann nun den Sinn des ganzen bezweifeln. Mehr als Photos und Filmaufnahmen wird man nicht bekommen. Einen wissenschaftlichen Nutzen sollte man auch nicht erwarten. Die behaupteten Ziel von Moon Express ist genauso zweifelhaft. Man will irgendwann Ressourcen auf dem Mond fördern und zur Erde bringen, man spricht von Edelmetallen und Helium-3, aber nicht von Technik und Geschäftsmodellen. Gleichzeitig spricht man aber auch von umsetzbaren Projekten, wie 2m großen Radioteleskope, die auf dem Mond abgesetzt werden sollen.

Während sich beim Google Lunar X Prize viel Enthusiasmus mit unverhohlener Spinnerei mischt, kann man am Ende wohl trotzdem ein nützliches Ergebnis erwarten. Das fangt schon damit an, dass die neuen Firmen wie Firefly und Rocketlabs erste Aufträge bekommen. Im kommerziellen Umfeld gibt es für Raketen ein grundsätzliches Problem. Man vertraut einer neuen Trägerrakete nicht und wird lieber auf erprobte Systeme zurückgreifen und der neuen keine Auäftrge erteilen. Wann vertraut man einer neuen Rakete? Wenn sie genug Aufträge erfüllt hat. Wenn die ersten Missionen durch die Aussicht auf ein Preisgeld finanziert werden, dann kann man dieses Henne-Ei-Problem umgehen.

Das steht ganz im Gegensatz zum Ansari X Prize. Dort gab es $10mio für die ersten beiden privaten bemannten Flüge auf 100km  im Abstand von 2 Wochen. Die dafür gebauten Prototypen wurden nie wieder benutzt.

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