Aber ein Problem gibt es noch. Was keine dieser Skalen wirklich sagt, ist, wie stark die Erde am Epizentrum des Erdbebens bebt. Dafür gibt es eine eigene Skala, die Mercalli Skala. Die sagt aber im Grunde nichts anderes als “ja, war schlimm in der Gegend” oder “das Beben war gerade so spürbar”. Das hat aber nicht immer etwas mit der Stärke des Erdbebens auf der Momentskala zu tun. Denn die Erschütterung hängt noch von anderen Faktoren ab. Zum Beispiel die Tiefe des Erdbebenherdes. Man spricht ja nicht umsonst vom Epizentrum. Das ist die Stelle, oben an der Erdoberfläche, über dem Punkt an dem das Erdbeben ausgelöst wurde. Sie ist immer am nächsten dran. Aber wenn ein Beben in über 100km Tiefe stattfindet, dann kann auch ein Beben der Stärke 7 nicht viel an der Oberfläche ausrichten. Sehr flache Erdbeben in wenigen Kilometern tiefe können dagegen auch mit einer Stärke von 6 oder weniger noch Häuser stark beschädigen.

Das Erdbeben von Christchurch in Neuseeland 2011 war so ein Fall. Dieses Erdbeben war eigentlich “nur” ein Nachbeben eines Bebens der Stärke 7,1 aus dem letzten Jahr (eine “55” nach der Skala oben), bei dem es zwei Schwerverletzte, aber keine Toten gab. Das Nachbeben hatte eine Stärke von 6,3 (was eine 8 wäre, im Vergleich zur 55 des Hauptbebens). Das geschah aber viel näher an bewohntem Gebiet und auch näher an der Oberfläche. Und so kam es zu starken Zerstörungen und fast 200 Toten.

Am Ende bleibt nur die Erkenntnis, dass man ein Erdbeben nicht in einer Zahl zusammenfassen kann. Egal wie sehr man sich anstrengt.

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Kommentare (4)

  1. #1 BreitSide
    Beim Deich
    27. Oktober 2015

    Also… das muss heißen “nach oben offene Richterskala!” Ok, das habe ich schon lange nicht mehr gehört… ;-)

    Ich habe jetzt nicht alles genau durchgedacht, aber kann man nicht die Energiefreisetzung an der Oberfläche des Epizentrums als Maßstab nehmen? Bzw. die vertikale/horizontale Auslenkung?

    Tja, die logarithmischen Skalen mit ihrer Unverständlichkeit für den Normalmenschen.

    Die Beleuchtungsstärke in Lux ist ja nicht logarithmiert und damit gut fassbar: Eine Lampe bringt 300 Lux, zwei bringen 600 lux. Vollmond 0,2 Lux, Sommersonne 100.000 Lux, das lässt sich noch gut fassen.

    Die Schallleistung in dB(A) ist logarithmiert. Liegt wohl daran, dass zu viele Nullen gebraucht würden: Wäre 0 dB 1, wären 120 dB 1.000.000.000.000, sehr schlecht zu fassen. Und nochmal 4 Nullen, wenn man an die nautischen Sonare denkt.

    Die Logarithmik ist aber für sicher 99% der damit Befassten ein Gräuel. 0+0=3, das muss man erst einmal verdauen. Vielleicht wäre es da sinnreich (gewesen), wie Du oben die 1,0 bei 60 dB(A) zu setzen und dann 6 Stellen nach oben und 6 Stellen nach unten zu verwenden.

    Vielleicht hat man auch einfach nicht gewollt, dass das Leipziger Erdbeben so viele Stellen HINTER dem Komma hat… :lol:

  2. #2 Alderamin
    27. Oktober 2015

    @was geht?

    Dafür gibt es eine eigene Skala, die Mercalli Skala. Die sagt aber im Grunde nichts anderes als “ja, war schlimm in der Gegend” oder “das Beben war gerade so spürbar”.

    Für die Schadensbestimmung an einem bestimmten Ort ist die Mercalli-Skala viel wichtiger. Z.B. habe ich gestern bei Florian den Impact-Calculator verlinkt, mit dem man die Auswirkungen eines Asteroideneinschlags berechnen kann. Wenn der Halloween-Asteroid einschlagen würde, dann würde das demnach (ich hatte mal 20 km/s Einschlagsgeschwindigkeit angesetzt, keine Ahnung ob das gepasst hätte) ein Erdbeben von 7.0 auf der Richterskala verursachen. Klingt erst mal so, als ob man da lieber in keinem Haus Schutz sucht (aber draußen verbrennt einen der Feuerball und es regnet heiße Kieselsteine). In nur 100 km hätte man aber nur VI bis VII auf der Mercalli-Skala, das reicht, um ein paar Möbel zu verrutschen und an modernen Gebäuden nur kleine Schäden zu verursachen. Da wäre es dann drinnen doch sicherer als im Freien. Klingt ziemlich überlebbar, was bei 100 km Entfernung vom Einschlagsort an Effekten vorausgesagt wird.

  3. #3 wasgeht
    27. Oktober 2015

    Hab die Kommentare mal ent-trollt. Ich böser Zensurist ich.

  4. #4 fherb
    31. Oktober 2015

    Na beim Erdbeben, da werden die Trolle wuschig und flitzen nur so rum und tun Dinge…

    Ich bin mir nicht sicher, ob man wirklich versuchen sollte, diese Skalen “besser” zu skalieren. Die Personenschäden entstehen ja nicht, weil eine Person auf dem Erdboden steht und die Erde wackelt (horizontal oder vertikal: Schon der erste Unterschied.)

    In der Regel werden die Menschen neben möglichen Tsunamis oder Erdrutschen vor allem durch menschliche Bauwerke erschlagen oder verschüttete. Diese Bauwerke werden durch das Erdbeben dynamisch belastet und können nach geben. Dynamisch bedeutet aber, dass Resonanzen bezogen auf die Anregungsfrequenz und Amplitude eine Rolle spielen könnten. Ein Gebäude stürzt nicht ein, weil es ein Erdbeben gibt, sondern weil es in Schwingung gerät und diese in Frequenz und Amplitude so liegen, dass Festigkeitsgrenzen überschritten werden. Und die Grenzen hängen wiederum von Art und Qualität des Bauwerkes ab. Vom Blechdach einer winzigen Buschhütte ist noch keiner erschlagen wurden!

    Genau genommen müsste also eine Skale, die Aussage über die Schwere anzeigt, nicht allein aus einer Amplitude sondern aus einer Bewertung bezüglich typischer menschlicher Bauten erfolgen. Diese sind allerdings auf der Welt höchst unterschiedlich. – Also: Keine Lösung in Sicht.