Wenn man sich etwas mit Raumpatrouille Orion beschäftigt, kommt man fast von allein auf die Frage nach den Special Effects. Die Serie ist zwar komplett in Schwarz-Weiß gehalten, aber Special Effects gibt es nicht nur in Farbe und auch ganz ohne Computer. Einige der beeindruckendsten Effekte sind Szenen, in denen Schauspieler zum Beispiel vor einer Raumschiffswerft spielen, auf der sich kleine Schauspieler bewegen. Natürlich hat niemand diese Raumschiffswerft aufgebaut, nur damit die Schauspieler davor spielen konnten. Da kommen Tricks zum Einsatz.
Schauspieler vor einer Kulisse zu zeigen, auf der sie gar nicht anwesend sind, gehört sicher zu den wichtigsten Tricks. Wenn man Menschen auf einem fremden Planeten zeigen will, dann kann man dazu nicht immer eine Kulisse aufbauen oder an einen ausreichend fremdartigen Platz filmen. Genauso ist es mit dem beliebten Trick, einen Menschen schrumpfen und in einer Riesenwelt agieren zu lassen und so weiter.
Heute bemüht man dafür Computer, aber solche Effekte gab es auch schon in 1920er Jahren (und davor!). Wie genau man das macht, hängt von den Bedingungen und dem Budget ab. Vor allem aber von diversen Tricks die im Lauf der Zeit entwickelt wurden. Der Film stammt ja bekanntlich von der Photographie ab, nur dass man 24 Photos pro Sekunde macht. Am Anfang kamen alle Tricks aus der Photographie. Das hat natürlich seine Grenzen. Denn im Vergleich zum Film hat man für die Bearbeitung eines einzelnen Photos in der Dunkelkammer beliebig viel Zeit. Bei den 1440 Bildern pro Filmminute sieht das etwas anders aus. Die grundlegenden Ideen sind aber die gleichen.
Eine ganz einfache Idee ist zum Beispiel, ein Photo aufzunehmen und dann mit Pinsel und Farbe alles drauf zu malen, das man gern hätte. Klingt dämlich? Würde bei einem Film niemand machen? Wie haben wohl die Kostüme der Schauspieler in “Tron” ihre blauen und roten Akzente bekommen? Die Schauspielszenen die “im Computer” spielen wurden komplett mit Schwarzweißfilm gedreht und von fleißigen Händen, im Auftrag von Disney, nachgemalt.
Ok. Nächste Möglichkeit: Man nimmt ein Photo, schneidet das Bild vom Schauspieler aus und klebt es vor ein passendes Bild mit der Landschaft. Damit es nicht ganz so unbeholfen aussieht, kann man das auch direkt auf dem Film machen. Man kann zum Beispiel die Schauspieler vor einem schwarzen Hintergrund aufnehmen. Auf dem Negativ sind alle schwarzen Teile dann durchsichtig, als wären sie nicht da.
Jetzt muss man nur noch eine schöne Aufnahmen von einem Schloss darüber legen und man hat eine tolles Bild von einem Schlossgespenst. Denn die Aufnahme von dem Schloss wird auch dort mit auf dem Film erscheinen, wo die Schauspieler sind. Die Schauspieler sind halbtransparent. Wenn man diesen Effekt nicht haben will, darf kein Licht vom Hintergrund dorthin kommen wo die Schauspieler sind.
Die einfachste Möglichkeit ist wieder der Griff zu Pinsel und Farbe, aber die billigste ist es nicht. Mit etwas Geschick kann man sich aber die Arbeit erleichtern. Am einfachsten ist es, wenn der Ausschnitt immer der gleiche ist. Dann muss man nur noch eine Maske von dem Bereich anfertigen, in dem die Schauspieler agieren.
Die Maske blockiert alles Licht in einem genau festgelegten Bereich von der “Hintergrundaufnahme” und hinterlässt ein “Loch” im Film. Dann macht man noch eine umgekehrte Maske, die nur Licht auf den Bereich des Films lässt, der von der ersten Maske ausgespart wurde – und dort sind dann die Schauspieler. Auf diese Weise hat man sicherlich die Szenen mit dem “Visiophon” bei der Raumpatrouille gemacht. Das Verfahren ist einfach, aber nicht sonderlich flexibel.
Wenn sich ein Schauspieler vor dem Hintergrund frei bewegen können soll, braucht man für jedes einzelne Bild im Film eine eigene Maske. In der Anfangszeit hat man auch genau das gemacht – Bild für Bild, mit feinen Pinseln und sicherlich auch hohem Kaffeeverbrauch. Den Durchbruch brachte die Idee, so eine Maske mit Licht auf dem Film selbst zu erzeugen. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, aber ich werde mich hier auf eine beschränken.
Der Dunningprozess fängt damit an, dass man einen Film von der Hintergrundszene macht, vor der alles stattfinden soll. Dieser Film ist zwar schwarzweiß, wird aber komplett mit gelber Farbe im positiv entwickelt. Dieser Film sieht also aus wie eine lange Reihe von gelben Diaphotos der Szene.
Was ist ein gelbes Dia? Das ist ein Dia, bei dem vom weißen Licht an einigen Stellen der Blauanteil fehlt, denn weißes Licht ohne Blau sieht gelblich aus. Es mag also gelb aussehen, aber eigentlich entsteht das ganze Bild nur dadurch, dass mal mehr und mal weniger blaues Licht durch das Dia kommt. Hinter dieses gelbe Dia kommt jetzt ein zweiter Film, der noch nicht entwickelt ist und beides kommt zusammen in die Kamera. Deswegen nennt man das ganze auch Bipack.
Die Schauspieler spielen ihre Szene jetzt vor einem blauen Hintergrund, werden aber selbst mit gelben Licht von vorn angeleuchtet (zum Beispiel aus einer Natriumlampe). Die Schauspieler sehen jetzt komplett gelb aus – ohne jedes Blau. Blau kommt nur vom Hintergrund. Und dadurch passiert dann die Magie. Das gelbe Licht kommt ganz ohne Probleme durch das Dia durch und man wird darin keine Spur vom Hintergrundbild mehr sehen. Ganz im Gegensatz zum blauen Licht vom Hintergrund.
Überall wo die Kamera nur den blauen Hintergrund sieht, muss das blaue Licht erst durch die gelbe Schicht vom Film davor hindurch. Um so gelber diese Schicht an einer Stelle ist, um so weniger blaues Licht kommt durch. Zum Glück ist alles schwarzweiß. Deswegen ist es damit schon getan, denn es ist egal ob so ein Film mit gelben oder blauen Licht beleuchtet wird, das Ergebnis ist immer das gleiche.
Am Ende hat man damit ein Bild vom Hintergrund auf Film – aber nur dort, wo der Bluescreen war. Dort wo die Schauspieler sind, ist kein blaues Licht und so erzeugen die Schauspieler automatisch ihre eigene Maske, ohne dass jemand den Pinsel schwingen muss. Danach ist es nur noch eine Frage des Budgets, der vorhandenen Zeit und des Talents, um durchaus beeindruckende Effekte zu erzielen.
Wenn das eine oder das andere fehlt (und wann ist das schonmal nicht der Fall), sieht es allerdings im Extremfall aus wie Schauspieler vor der Leinwand im Kinosaal. Das passiert vor allem dann, wenn die beiden Filme in der Kamera verrutschen oder sich die Kamera bei der Aufnahme bewegt.
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