Wahlkampf – eigentlich kein Thema für die Seiten der Wissenschaft, die ja auch von niemandem erwähnt wird. Immerhin ist von Bildung die Rede, die in sämtlichen Lagern als Recht der Menschen angepriesen wird. Was für ein Unsinn! Vom Recht auf Bildung kann nur reden, wer sie selbst noch nicht hat und also ungebildet ist. Der kleinste Funken Bildung reicht, um sie als Verpflichtung von Menschen zu erkennen.
Was wäre wohl, wenn die Parteien den Menschen das “Recht auf Schulbildung” verkündeten? Wie viele von denen, die heute das Recht auf Bildung proklamieren, würden dieses Recht denn nutzen? Niemand! Oder: Fast niemand. Der preußische Staat hat schon gewusst, warum er eine Schulpflicht einführt. Und entsprechend sinnvoll ist es, von einer Bildungspflicht zu sprechen. Das gilt auch für die Vermittlung von Wissenschaft. Es gibt mehr eine Holschuld des Publikums als eine Bringschuld der Forschung. Wer – wie die Politiker seit den Tagen von Helmut Schmidt – nur von dieser Bringschuld redet, ist ungebildet.

Kommentare (5)

  1. #1 djalminho
    September 21, 2009

    Ja, Friedrich der Große hat schon gewusst, warum er die Schulpflicht einführen muss, mit Bildung hatte das aber wenig zu tun. Es lag eher daran, dass viele potentielle Soldaten schon verkrüppelt in die Kaserne kamen (wenn sie es denn überhaupt schafften), da sie vorher jahrelang menschenunwürdige Kinderarbeit verrichtet hatten.

  2. #2 Webbaer
    September 23, 2009

    “Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles vergessen hat, was man gelernt hat.”
    W.Heisenberg

  3. #3 dema
    Oktober 1, 2009

    “Niemand! Oder: Fast niemand.”
    Das ist ein wenig provokant. Mit meinen 49 Jahren habe ich inzwischen die Pflicht zur Bildung eingesehen. Aus der Notwendigkeit heraus nämlich.
    Hätte man mich als 8 oder 10 jährigen Stift danach gefragt, wäre die Antwort wohl anders ausgefallen. So wie “ach das kannst’e Dir schenken” oder ähnlich.
    Die Erkenntnis, das Bildung ein kostbares Gut ist, reift in uns erst zu einem späteren Zeitpunkt heran, dann wenn wir unser Wissen anwenden müssen und bemerken wie dumm es ist bestimmte Dinge nicht tun zu können, weil man eben “zu dumm” ist.
    Hier zeigt sich, das der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder entscheidend ist, wenn es um die Vermittlung eines Wertebildes geht, in dem Bildung an einer der ersten Stellen integriert sein sollte.
    Leider vermittelt der Mainstream dazu etwas völlig anders.
    An der Art und Weise, wie dem bildungswilligen Bürger Zugang dazu gewährt wird, ist auch die wahre Einstellung der Gesellschaft zu diesem Punkt zu erkennen.
    Mit Studiengebühren, Privatschulen etc. bestimmt nicht.
    Dieser Meinung sind im Übrigen auch meine beiden erwachsenen Söhne, die im Moment noch ihr Recht auf Bildung in vollen Zügen beim Studium genießen.
    In diesem Sinne…

  4. #4 Webbaer
    Oktober 1, 2009

    Bildung ist etwas sehr Abstraktes, niemand kann Bildung per Bildungsvorgang annehmen, so bitter es ist – hier soll ausdrücklich nicht dem Elitismus das Wort geredet werden -, ABER man muss wissen: Die Integration in die Systeme ist bereits ein grosser Teil der Bildung.
    Dazu kommt dann die Menschenkenntnis. :–)

    Schwer zu sagen, ob “das, was übrig bleibt”, wirklich Bildung ist, es besteht allerdings Grund dazu genau dieses anzunehmen.

    Prof Fischer ist jedenfalls gebildet. Hüstel.

    MFG, WB.

  5. #5 möchtergern
    Oktober 1, 2009

    mehr wissen zu erlangen, dass ist doch eine grundtugen des menschen. nur wird sie dem kinde mit viel willen und geduld ausgetrieben, um denn vorgefertigte, vereinheitlichte wissensfetzen in die gehirne einzupflanzen, dieses mal mit lohn und schelte. das dem kinde das nicht mehr sonderlich schmeckt, ist doch wohl klar.
    erst in späteren jahren, wenn man nach und nach wieder den eigenen hang zum wissensfinden erworben hat, macht es wieder spass und befriedigt triebe, sich mehr und mehr wissen anzueignen.