100 Jahre sind eine lange Zeit, und wenn diese Marke erreicht worden ist, kann man viele Gründe finden, ein Jubiläum zu feiern. 1922 begann mit dem Marsch der Schwarzhemden von Benito Mussolini die faschistische Herrschaft in Italien, entdeckte Howard Carter das Grab des Tutenchamun, und in Deutschland wurde der Reichsaußenminister Walter Rathenau ermordet. Daneben spielten…

Der als Ideenhistoriker berühmte, aus Litauen stammende und in Oxford lehrende politische Philosoph Isaiah Berlin (1909-1997) hat einmal in den Fragmenten des griechischen Dichters Archilochos einen Satz gefunden, der ihn beschäftigt hat. “Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache.” Vielleicht wollte Archilochos mit diesen Worten nur seine Sicht verdeutlichen, dass…

Als Heinrich Heine 1832 in Paris war, erlebte er dort den Ausbruch der Cholera, und er hat darüber in einem Aufsatz für die “Allgemeine Zeitung” berichtet, die in Augsburg ansässig war. Heine beklagt in seinem Text manch seltsame Dinge – er fühlt sich zum Beispiel durch das “grauenhafte Schreien” von Nachbarn gestört, die an der…

Wer erklären will, wie sich die heutigen Lebensweisen durchgesetzt haben, muss die Geschichte der Naturwissenschaften berücksichtigen und von ihren Qualitäten erzählen. Wenn man unter Heimat die Verbundenheit mit den eigenen Daseinsverhältnissen und der dazugehörigen Umgebung versteht, dann sorgen die Naturwissenschaften mit ihrer Technik für die Heimat der meisten Menschen. Sie tragen auf jeden Fall massiv…

1970 – lang, lang ist es her – da erschienen im eher literarisch angelegten Suhrkamp Verlag die ersten Bände einer Reihe, die “suhrkamp wissen” genannt wurde. Die Kleinschreibung galt damals so schick wie heute das Gendern, und das zweite wird so verschwinden wie das erste. In der Ankündigung von “suhrkamp wissen” konnte man lesen: “Schon…

“Ich will nicht, dass unausgesetzt Anstrengungen zu meiner Rettung unternommen werden, wenn ich nichts davon weiß, in Gefahr zu sein.” Mit diesem Satz leitet der Philosoph Hans Blumenberg einen kleinen Text ein, der 1987 unter der Überschrift “Rettungen ohne Untergänge” in dem Band der Bibliothek Suhrkamp mit dem Titel erschienen ist, “Die Sorge geht über…

“Die Morgenröte der Twitter-Soziologie”. So heißt ein Aufsatz, der am 25.4.2021 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) erschienen ist und im Kern davon handelt, dass man die binären Meinungen in den sozialen Medien – Like oder Dislike, dafür oder dagegen, schwarz oder weiß – durch ein Modell beschreiben kann, das die Physik seit fast 100…

Bislang haben sich die Menschen, die sich Sorgen um das Klima machen und zum Beispiel die Erderwärmung stoppen wollen, an politisch Verantwortliche und wissenschaftlich Tätige gewandt, ohne wirklich eine Trendwende herbeigeführt zu haben. Inzwischen wird klarer, dass die eigentlich Anzusprechenden in der Finanzwelt sitzen, und so rechnen jetzt Leute nicht nur aus, wie teuer die…

Martin Luther hat einmal geschrieben, dass er selbst dann, wenn er wüsste, dass die Welt morgen zugrunde geht, heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen würde. Der Mönch, den mehr die Liebe zum Leben und weniger die Angst vorm Sterben umtrieb, hat nicht ahnen können, dass seine Idee im 21. Jahrhundert als Waldoption im globalen Maßstab gedacht…

Zu den interessanten Phänomenen in einer Welt voller unterhaltsamer Medien gehört die Tatsache, dass sinnvolle Wörter erst sinnlos und dann missbraucht werden. Zu den Beispielen aus jüngster Zeit gehört die Idee der Nachhaltigkeit, die einst für eine zukunftsorientierte und angemessene Art der Holzwirtschaft entwickelt wurde und heute als Werbeknüller in Zahnarztpraxen – in Form einer…