Wer erklären will, wie sich die heutigen Lebensweisen durchgesetzt haben, muss die Geschichte der Naturwissenschaften berücksichtigen und von ihren Qualitäten erzählen. Wenn man unter Heimat die Verbundenheit mit den eigenen Daseinsverhältnissen und der dazugehörigen Umgebung versteht, dann sorgen die Naturwissenschaften mit ihrer Technik für die Heimat der meisten Menschen. Sie tragen auf jeden Fall massiv dazu bei. Die westlichen Gesellschaften beherbergen die Wissenschaften aber wie einen fremden Gott, dem sie hilf- und ahnungslos gegenüberstehen. Sie sind von einem Verständnis der sie versorgenden Macht weiter entfernt, als es ein Bauer in einem mittelalterlichen Dorf von den Schriften eines Thomas von Aquin war. Die Wissenschaft, die den Menschen ihre Heimat gibt, ist für die heutige Bevölkerung etwas Fremdes geworden, und diese wachsende Diskrepanz bereitet der Gegenwart große Mühe. Die Lücke zwischen den Menschen und der sie versorgenden Wissenschaft kann man schließen, wenn man Physik, Chemie, Biologie und andere Disziplinen in die Allgemeinbildung einschließt, aber die Sozialwissenschaftler wehren sich unter dem Beifall des Feuilletons dagegen. Man jubelte Jürgen Habermas zu, als er bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels kriegerisch verkündete, “Die wissenschaftlich erforschte Natur fällt aus dem sozialen Bezugssystem von erlebenden, miteinander sprechenden und handelnden Personen heraus.” So machte er die Heimat der Menschen zu ihrer Fremde. Hier verschmähen sie verstört das Rettende und warten auf ihren Untergang.

Kommentare (12)

  1. #1 Tim
    Januar 6, 2022

    Die Wissenschaft, die den Menschen ihre Heimat gibt, ist für die heutige Bevölkerung etwas Fremdes geworden, und diese wachsende Diskrepanz bereitet der Gegenwart große Mühe

    Gibt es Belege für diese recht steile These?

  2. #2 hto
    Holographische Konfusion
    Januar 6, 2022

    @E. P. Fischer: “Hier verschmähen sie verstört das Rettende und warten auf ihren Untergang.”

    Das gilt aber auch für die Wissenschaftler, denn auch diese KAPITULIEREN vor der wettbewerbsbedingten SYMPTOMATIK als “Natur des Glaubens” / des Geistes, vor allem vor dem “gesunden” Konkurrenzdenken dieser, welches sie wie alle “braven” Bürger den “Treuhändern” des parlamentarischen Marionettentheaters zur Konfusionierung in Schuld- und Sündenbocksuche überlassen, die somit das Gemeinschaftseigentum der Natur/Heimat in egozentriert-“individualbewusster” Unvernunft, Unwahrheit und durch Kreuzchen auf dem Blankoscheck GEWÄHLTER Verantwortungslosigkeit opportunistisch-populistisch verwalten – Der Kreislauf des geistigen Stillstandes und des imperialistisch-faschistischen Erbensystems, seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung (“Vertreibung aus dem Paradies”).

  3. #3 hto
    Erde
    Januar 6, 2022

    @E. P. Fischer: “Die westlichen Gesellschaften beherbergen die Wissenschaften aber wie einen fremden Gott, dem sie hilf- und ahnungslos gegenüberstehen.”

    Diesen “Gott” (nämlich die Vernunft) haben die Chinesen wirklich klug (geradezu ebenbildlich, wenn auch relativ unbewusst?) in ihre Lebensweise eingefügt. Was jetzt fehlt – und das wissen die Chinesen sicher auch sehr – ist eine vernünftig-fusionierende Kommunikation, wo die eine und die andere Seite ihre Qualitäten berücksichtigt zu einem wirklich-wahrhaftig und zweifelsfrei-eindeutig hilfreich-befriedendem Gemeinschaftseigentum zusammenfügen.

  4. #4 Markweger
    Januar 7, 2022

    Das Problem liegt eher darin dass das Vertrauen in die Wissenschaft gelitten hat, genau so wie das Vertrauen in die Politik.
    Und das liegt wieder darin dass das was in die offiziellen Nachrichten kommt, ob nun Wissenschaft oder Politik, stark gefiltert ist.

  5. #5 hto
    Gemeinschaftseigentum
    Januar 7, 2022

    @Markweger

    Um uns dem Problem mal anzunähern: Rein braune oder rein gelbe Filter würden auch filtern. Ja sogar die sich jetzt anbietenden roten Filter würden wie gewohnt filtern – Die braunen und gelben Filter lassen sich nicht einfach verändern, denn sie sind ja die grundsätzlichen Kräfte des sich stets selbst zerstörenden wettbewerbsbedingten Filtersystems. Die Lösung des Problems ist also eine Fusion die den Wettbewerb und seine Symptomatik absurd macht, dann …!? 😉

  6. #6 Markweger
    Januar 7, 2022

    Der jetzige Filter ist z.B. dass bei Reuters Leute von Pfister sitzen die kontrollieren was weiter geleitet wird.
    Diese Zensur nennen sie dann “Fakten Chek”

  7. #7 Markweger
    Januar 7, 2022

    Ja, Pfizer heißen die.

  8. #8 hto
    Holographisch-lobbyistische Konfusion
    Januar 7, 2022

    @Markweger

    Ja und die Kreuz-/Quer- und Quarkdenker (die trotz Vernunftbegabung ein gestörtes Filtersystem inne haben) haben jetzt entgegen der Regeln auch einen Tennisspieler als Aktivist in Australien 🙂

    Mir war am Anfang der Pandemie schnell klar: Das ist ein willkommenes Geschehen für die Konfusionierten, jetzt muss ohne viel Gelaber eine Impfpflicht her, denn das wettbewerbsbedingte “Zusammenleben” kann keinen Lockdown ohne Impfung durchsetzen. Allerdings war mir auch klar: Es wird so chaotisch-idiotisch werden wie es jetzt ist.

  9. #9 hto
    Holographische Konfusion
    Januar 7, 2022

    “Die Wissenschaft, die den Menschen ihre Heimat gibt, ist für die heutige Bevölkerung etwas Fremdes geworden, und diese wachsende Diskrepanz bereitet der Gegenwart große Mühe”

    Bildung war/ist ziemlich offensichtlich nicht die Stiftung von Heimat – Auffällig ist: Das wissenschaftliche Lagerdenken verträgt keine offene Kommunikation, das “gesunde” Konkurrenzdenken bleibt im “Tanz um den heißen Brei”!?

  10. #10 Frank Wappler
    Januar 7, 2022

    Ernst Peter Fischer schrieb (6. Januar 2022):
    > Jürgen Habermas […] verkündete,

    “Die wissenschaftlich erforschte Natur fällt aus dem sozialen Bezugssystem von erlebenden, miteinander sprechenden und handelnden Personen heraus.”

    Damit outete sich Jürgen Habermas als offenbar völlig ahnungslos gegenüber dem wissenschaftlichen Begriff des Beobachters und (aufgrund seiner Beobachtbarkeit und Identifizierbarkeit wiederum) Beteiligten; und insbesondere gegenüber den Gedanken-experimentellen Festsetzungen (nach Einstein, Comstock, Synge, …), die der Relativitätstheorie zugrundeliegen. [1/2]

  11. #11 Frank Wappler
    Januar 7, 2022

    Ernst Peter Fischer schrieb (6. Januar 2022):
    > Jürgen Habermas […] verkündete,

    “Die wissenschaftlich erforschte Natur fällt aus dem sozialen Bezugssystem von erlebenden, miteinander sprechenden und handelnden Personen heraus.”


    Schade, dass sich dieser Jürgen Habermas einer öffentlich-Barrierefreien Debatte seiner Ansichten (also in den ScienceBlogs oder im anderen Laden) bislang offenbar nicht selbst gestellt hat … [2/2]

    p.s.
    Schade außerdem, dass die maximale Anzahl zulässiger Links in Kommentaren von ScilgsBlog-Artikeln noch immer nicht vernünftig auffindbar dokumentiert ist.

  12. #12 hto
    Holographische Konfusion
    Januar 7, 2022

    “Die wissenschaftlich erforschte Natur fällt aus dem sozialen Bezugssystem von erlebenden, miteinander sprechenden und handelnden Personen heraus.” 

    “Die wissenschaftlich erforschte Natur fällt aus dem INTRIGANTEN Bezugssystem von erlebenden, miteinander sprechenden und handelnden Personen heraus.” – So wird eher ein passender Schuh daraus, wobei mir in Überlegung der Einbeziehung von Klimawandel und Pandemie die Bezeichnungen “erlebenden” und “miteinander” auch nicht gerade gefallen. Jubelnden Applaus hat dieser Satz jedenfalls nicht verdient!