Technikgeschichte scheint an Interesse zu gewinnen. Wir haben auf das Blumenberg Buch zur “Geistesgeschichte der Technik” hingewiesen und können heute auf die Bemühungen des Ökonomen W. Brain Arthur verweisen, “The Nature of Technology” zu verstehen. Es geht dem Autor um die Frage, “What it is and how it works”, wobei das “it” die Technik ist, die vom Klo bis zum PC und in alle Richtungen darüber oder darunter hinaus reicht. Arthur erkennt, daß neue Techniken durch Kombination aus alten Verfahren entstehen, und er nennt das “combinatorial evolution”, was zutrifft. Mit dem Wort fühlt er sich zu sagen verpflichtet, was die technische von der biologischen Evolution unterscheidet, und da meint Arthur, daß das Leben ohne Kombinieren auskommt. Wer würde auch schon ein Organ, das bei Lemuren funktioniert, mit einem kombinieren, das Iguanas hilft, so wird der Leser gefragt, der zu Nicken geneigt ist, aber nur bis ihm auffällt, was der eigentliche Prozeß der Gene ist, den man ihm schon in der Schule erklärt hat. Gemeint ist die Rekombination, die wir inzwischen als Gentechnik – als Technik also – praktizieren. Evolution erfolgt durch Kombination. Wie denn sonst? Die Natur liegt vor. Sie ist uns ohne Technik gegeben.

Kommentare (4)

  1. #1 Microfilosof
    Oktober 14, 2009

    Lieber Herr Fischer,
    die Kontaktadresse die Sie unter Kontakt angegeben haben ist falsch und Führt zum Burda Verlag. Die richtige lautet:
    ScienceBlogs Europa
    Glam Media GmbH
    Kolosseumstr. 1
    80469 München
    Telefon: +49 (0)89 41 11 841 – 22 oder -23
    Fax +49 (0)89 41 11 841 – 69

  2. #2 Microfilosof
    Oktober 14, 2009

    “Die Natur liegt vor. Sie ist uns ohne Technik gegeben.”
    Es stimmt dass die Natur uns vorliegt, ob sie uns auch gegeben wurde bleit dahin gestellt. Das aber reicht nicht aus um sie zu verstehen; dafür braucht man Technik. Sogar Mendel hat bei seinen Experimente neben Geduld auch etwas Technik gebraucht/ angewendet.

  3. #3 Peter Koval
    Oktober 14, 2009

    Die Natur oder Evolution der Technologie ist kein epistemisches, sondern ein rhetorisches Mischwesen, ein “Kombinat” wenn Sie so wollen oder ein technisches Ding (Rheinberger). Ein Sonderfall (https://fildr.de/?p=456) von Operations Research ist die Natur nicht, Arthur schon.

  4. #4 Sim
    Oktober 17, 2009

    Genau das hab ich mir auch schon überlegt wenn ich über Memetik nachdenke. Die Kombination verschiedener Dinge welche ihrerseits aus Kombinationen anderer Dinge entstanden, machen den entscheidenden Antrieb der kulturellen Evolution aus. Ein Beispiel: Motor + Wagen = Auto. Beide Dinge hatten eine unabhängige Evolutionsgeschichte bevor sie in Symbiose gingen und in einer Art Coevolution immer besser aufeinander abgestimmt wurden.