“Wissenschaft wird von Menschen gemacht” – so hieß es früher, etwa in der Autobiographie von Werner Heisenberg. “Wissenschaft wird von Gruppen gemacht”, könnte man heute sagen, etwa wenn Genome von Konsortien und Atomkerne von Kollaborationen erkundet werden und die Namen der dazugehörenden Menschen im Anhang der publizierten Arbeiten mehr verloren gehen als genannt werden. Die vielen Beiträger sind nötig, um mit den Datenfluten umgehen zu können, die uns im heutigen Berueb der Wissenschaft rasch zu überrschwemmen drohen. Weil die Datenmengen inzwischen irrsinnige Ausmaße annehmen – der LHC am CERN generiert täglich mehrere Petabytes an Informationen, wobei ein Petabyte soviel Informationen meint, wie 800 Millionen Kopien von Moby Dick enthalten -, sprechen Weise der Wissenschaft von einem vierten Paradigma, das die Forschung durchlebt. Sie zählen dann auf: Wissenschaft war erst deskriptiv und empirisch, sie wurde aber bald theoretisch und schließlich “computational”, wie das dritte Paradigma auf Englisch heißt. Inzwischen haben Wissenschaftler, die bei und für Microsoft arbeiten, “The Fourth Paradigma” als Buch publiziert (https://research.microsoft.com/en-us/collaboration/fourthparadigm), in dem sie Vorschläge für die kommende eScience mit den vielen Daten machen. Irgendwie scheinen die Freaks, die nicht mehr in der Welt selbst, sondern in ihren Dateien nach Mustern suchen, übersehen zu haben, daß die Wissenschaftshistoriker das Wort “Paradigma” längst gestrichen haben. Es hat sich als untauglich erwiesen für das erwiesen, was früher passiert ist. Diese Einsicht findet man nicht in den Datenfluten. Die schwemmen sie nur weg.

Kommentare (14)

  1. #1 Christian Reinboth
    April 12, 2010

    Irgendwie scheinen die Freaks, die nicht mehr in der Welt selbst, sondern in ihren Dateien nach Mustern suchen, übersehen zu haben, daß die Wissenschaftshistoriker das Wort “Paradigma” längst gestrichen haben.

    Bei dem Argument komme ich nicht mehr mit – die besagten Daten stammen ja nicht von irgendwoher sondern eben aus der Welt, mit der sich Naturwissenschaftler nach wie vor beschäftigen, auch wenn sie dabei vor einem Rechner sitzen. Inwiefern außerdem die Bezeichnung “Freaks” für Kollegen angebracht ist, sei mal dahingestellt…

  2. #2 Jörg
    April 12, 2010

    m(

  3. #3 ka
    April 12, 2010

  4. #4 Wb
    April 12, 2010

    Wobei –

    The speed at which any given scientific discipline advances will depend on how well its researchers collaborate with one another, and with technologists, in areas of eScience such as databases, workflow management, visualization, and cloud computing technologies.

    – nur natürlich erscheint, die zur Verfügung stehenden Mittel betrachtend. Paradigmen hin oder her, der Sachverhalt alleine, also dass grosse Datenmengen oder Messwerte zu erheben und bearbeiten sind – ist eben nur natürlich.
    Wobei die Abstraktion dieser Daten natürlich zu ungünstigem Vorgehen einlädt, aber was wäre die Alternative?
    Oder meint der geschätzte Vortragende, dass die Datenanalyse an sich gefährlich ist, hmm, interessante Fragestellung, kann der Mensch noch Daten hoch komplexer, chaotisch erscheinender, Systeme bearbeiten und abstrahieren?
    Im Bereich des Flugzeugsbaus, das derzeit schwierigste Gerät, scheint das noch zu gehen, aber es mag hier Grenzen geben. Auch wenn der Wb, auch ein Verrückter BTW, dbzgl. optimistisch ist.

    MFG
    Wb

  5. #5 BreitSide
    April 12, 2010

    “Diese Einsicht findet man nicht in den Datenfluten. Die schwemmen sie nur weg. ”

    Und der Ausweg? Datensparen? Datenschutz? Aufwertung des Bits? Datenkontingente für Forscher?

    Oder war de Satz wieder ein Popanz? Wer hat denn hier neulich geschrieben, die Einsicht finde sich in Datenfluten? Ich erinnere mich nicht mehr. Oder war´s am Ende doch keiner? Verwirrtichbin

  6. #6 Jazzpirate
    April 12, 2010

    Ich fass mal zusammen: “Die reden über irgendeine Entwicklung, die ich nicht kapier. Das find ich scheiße, also häng ich mich an einem Wort auf, wo ich halbwegs weiß, was es bedeutet (Paradigma) und pöbel mal unqualifiziert rum. Damit sich keiner beschweren kann sag ich aber weder, was mir genau nicht passt, noch, wie sich möglicherweise berechtigte Kritikpunkte verbessern lassen.”
    Wenn ich mal alt bin, werd ich auch nur noch nörgeln, wird bestimmt lustig ^^

  7. #7 Sven Türpe
    April 12, 2010

    Eine kleine Haarspalterei am Rande: 800 Millionen Kopien von Moby Dick enthalten exakt so viel Information wie eine einzelne.

  8. #8 Helmut E.
    April 12, 2010

    Früher war alles besser! Verdammte Computer… verdammte Datenflut.
    *grummel*

  9. #9 Andreas
    April 12, 2010

    Sie zerstören einem aber auch die schönsten Feindbilder, auch wenn ich Microsoft trotzdem nicht an meine Daten lassen würde.

  10. #10 martin k
    April 13, 2010

    Ok und was genau ausser einer gewissen Technikfeindlichkeit (Hilfe, großer Berg Daten vorraus) und einem kleinen LHC Rant (Freaks) ist nun der Inhalt?

    Liebe Scienceblogs: Im Sinne einer Qualitätskontrolle hätte gerne entweder einen Filterbaren Feed (Bitte alle außer ^^) oder aber gleich eine kritischere Auswahl der Autoren (ohne ^^).

  11. #11 beka
    April 13, 2010

    Ich kann hier keine Technikfeindlichkeit erkennen. Lediglich ein Hinweis auf menschliche Verhaltensmuster, dass sich manche Verhaltensmuster immer wiederholen und dass der Aufwand immer grösser wird, um vorne mitzuspielen.

    Das ist wie im Leistungssport. Bei der Tour de France liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 42 km/h. Und irgendwann hat’s einen riesen Schlag gegeben, weil man dieses Niveau auf Dauer nicht halten kann, ohne sich selber Gewalt anzutun.

  12. #12 BreitSide
    April 13, 2010

    Ute·
    13.04.10 · 10:57 Uhr

    @BreitSide: Du bist einfach zu gut zu mir. Dann sind doch sicher auch 4 Kekse drin?

    Vielleicht für Deinen Drachen?
    Ich meine den aus Sand. Oder lebt der im Sand? Und mag dann Sandkekse? Ich kannte bisher nur Sandrechen oder Sandrochen…

    Fette Blogroll übrigens, my dear Mr SingingClub!

  13. #13 BreitSide
    April 13, 2010

    Upps, wo sind denn die ganzen Kommentare?

    Da ist aber einer mit der ganz großen Heckenschere gekommen.

    @beka: die tun sich ja schon seit Jahrzehnten extreme Gewalt an.

    Ich finde die Parallele Wissenschaft zu Massenunterhaltung aber zumindestens kritisch. Rekorde (die ja noch nicht einmal wirklich eine Rolle spielen; bei der TdF werden ja im Gegensatz zur Leichtathletik keine beworben) sind die eine Seite. Aber ein Fußballspiel ist auch ohne Rekorde spannend.

    Wissenschaft hingegen strebt – natürlich – weiter. Und wenn der Eine meint “ok, wir wissen jetzt, dass Strom Muskeln bewegt, mehr müssen wir nicht wissen”, kommt halt (zum Glück) immer noch einer, der es weiter wissen will.

    Wer will schon in den 60ern geblieben sein mit 20.000 Verkehrstoten pro Jahr, versauernden Seen, umgekippten Flüssen, ohne MRT, ohne Endoskope etc? Ich nicht.

  14. #14 Wb
    April 13, 2010

    640K ought to be enough for anybody.

    Wurde als urban legend viele Jahre lang Bill Gates nachgetragen, Gates dementierte diese ihm zugeschriebene Aussage (sinngemäss) so, dass ein Mensch, der mit IT zu tun habe, nie so dumm sein würde Obergrenzen i.p. Speicherbedarf zu proklamieren.

    Daten entstehen bekanntlich recht schnell durch Erfassung und Aufbereitung für Analysezwecke. Bspw. kann man mit einem Schach-, Backgammon- oder Go-Spiel sehr schnell Datenbasen generieren, deren Größe etliche TB erreicht, zu den Peta Byte ist es dann nicht mehr weit. U.a. Google bemüht sich auch sehr fleissig Daten zu sammeln.

    Äh, also, fürchtet Euch nicht!