Help – ich möchte verstehen, was die Qualität der Beatles ausmacht und wie sie – zum Beispiel – ihre Themen gefunden haben – etwa das Alter: Will you still need me, will you still feed me, when I´m 64. Ich bin 63 und mit den Beatles aufgewachsen. Ich kenne ihre Namen, ihre ersten Stationen, ihre ersten Hits und all das Zeug, was alle Welt seit Jahren kennt. “50 Jahre Beatles” – damit füllen viele Blätter und TV-Moderatoren nun ihre Plätze und Sendezeiten, und nirgendwo ist mir auch nur der geringste Versuch aufgefallen, das Wunder der Beatles verständlich zu deuten. Daß sie Liebeslieder singen, verstehe ich schon. Aber woher kommen die anderen Themen (außer den Strawberry Fields)? Ich erwarte keine Erklärung der musikalischen Kreativität, aber ich hätte gerne gewusst, wie man auf Maxwell´s Silver Hammer, Norwegian Wood, den Barbershop in der Penny Lane und anderes kommt. Kann mir jemand helfen und Hinweise geben? Bitte – nicht die Frisuren und die Drogen und so weiter. Irgendwo müssen sich die Beatles doch informiert haben? Irgendwas müssen sie doch gelesen haben? Und was macht ihre Einzigartigkeit aus? Help! I need somebody.

Kommentare (14)

  1. #1 Axel
    Juli 27, 2010

    Hallo lieber Ernst (ich hoffe das duzen ist ok, aber ich war noch nie ein Freund des Siezens außer bei Leuten die ich nicht leiden kann :),
    auch wenn ich das ganze “Phänomen” Beatles sicher auch nicht erklären kann (ich wunder mich z.B. auch, das meine 18jährige Tochter sich -ohne meine Zutun- meine alten Beatlesplatten aus dem Keller geholt hat und sich auf ihrem frisch erworbenen Plattenspieler (man kann wieder welche kaufen) die “alten Kamellen” anhört, aber ich hoffe ich kann zumindest ein paar der Ursprünge der Beatles Texte erklären:
    Fangen wir mit den von dir erwähnten Liedern an:
    Maxwells Silver Hammer:
    nach dem was ich gelesen habe, ging es Paul Mccartney (Autor dieses Liedes) um die plötzlichen Wechselfälle des Lebens. Du machst schöne Pläne und Bumm kommt Maxwells Silver Hammer und haut dir von hinten einen auf den Kopf und all deine Pläne sind dahin. Oder wie es John Lennon ausdrückte “Leben ist das was dir passiert, während du eifrig dabei bist andere Pläne zu machen”.
    Norwegian Wood:
    da geht es wohl um eine Affäre die John Lennon während seiner Ehe mit Cynthia Lennon hatte. Und da er wohl nicht schreiben konnte/wollte:”wir poppten bis in den frühen morgen und dann war sie weg” gab es halt “we talked until three and than she said its time for bed….and when I awoke I was alone this bird has flown….”
    Penny Lane: einfach ein sentimentales Lied (wieder Paul Mccartney) über seine Erinnerungen an Liverpool an die Zeit als er ein Kind war.
    Mehr findest du zu den Ursprüngen der einzelnen Texte sicherlich im Net. Die Infos die ich hier erwähne stammen aus dem Beatles Lexikon des Heine Verlages vom Anfang der 80ziger nach dem Tode John Lennons.
    Was die Faszination ausmacht….ich weiß es nicht genau aber manche Dinge berühren eine aus seltsame abstrakte Weise. Auch wenn ich z.B. nicht in Liverpool aufgewachsen bin, so weiß ich doch, was Paul Mccartney meint, da sich meine Heimatstadt in ähnlich verändert hat. Die eingängigen Melodien tun dann ihr übriges. Mein Lieblingszitat aus einem Beatleslied ist übrigens immer noch:
    “Life is very short and there’s no time, for fussing and fighting my friend. I have always thought that it’s a crime, so I will ask you once again: try to see it my way, only time will tell if I am right or I am wrong. While you see it your way, there’s a chance that we might fall apart before too long. We can work it out.”
    (“We can work it out” 1966 oder so)
    lg
    Axel

  2. #2 Jürgen Schönstein
    Juli 27, 2010

    Und “Norwegian Wood” ist angeblich ein Wortspiel – soll eigentlich heißen “knowing she would” (und was sie würde, kann man sich mit ein wenig Fantasie ausmalen …)

  3. #3 nashorn
    Juli 27, 2010

    Vielleicht hilft dieser Link weiter: https://www.thebeatleshk.com/SongStories/

  4. #4 klauszwingenberger
    Juli 27, 2010

    Manchmal haben sie einfach nur etwas eingeworfen…

  5. #5 zemargla
    Juli 27, 2010

    Hallo,

    Paul hat die Frage wie er als Teenager “When I’m Sixtyfour’ schreiben konnte und später “Eleanor Rigby” wo es ja auch um alte einsame Menschen geht, so beantwortet daß er als Kind bei den Pfadfindern war und die Regel jeden Tag eine gute Tat zu tun ernst genommen hat. Er hat öfter alten Menschen die Einkaufstaschen nach Hause getragen und sich dabei viele Geschichten angehört, die ihn auch interessiert haben, weil er ursprünglich die Idee hatte Schriftsteller zu werden. Außerdem hat er dabei gesehen wie alte Leute leben.

    Ich habe das in der sehr guten autorisierten McCartney Biographie “Many Years from Now” von Barry Miles gelesen. Dort erklärt Paul selber den Ursprung vieler Lieder.

  6. #6 Dr.Webbaer
    Juli 29, 2010

    Zum einen sinds die Melodien, dann die Fortschrittlichkeit bzw. Modernität der Musik und natürlich des Auftretens. Dazu kamen dann die Drogen [1], die inspirierend und, äh, leistungsfördernd wirkten; jedenfalls bezogen auf deren künstlerische Tätigkeit.
    Man unterteilt die Schaffensperioden oder kann unterteilen dementsprechend unterteilen nach Konsumart.
    Außerdem ist der Einfluss der Technik, die sich in den Sechzigern i.p. Toningenierswesen recht zügig entwickelte, unverkennbar.
    Zuletzt kann die Zusammenstellung der unterschiedlichen Talente als sehr gelungen betrachtet werden. [2]

    MFG
    Wb

    [1] kein Plädoyer für den Drogenkonsum, idealerweise ist der Mensch “naturprall” (Zitat von Stefan Raab, der sich so charakterisiert)
    [2] alleine waren sie dann nicht so supererfolgreich

  7. #7 Dr.Webbaer
    Juli 29, 2010

    George Martin nicht zu vergessen…

  8. #8 Basilius
    Juli 29, 2010

    @klauszwingenberger (&Webbaer)

    Manchmal haben sie einfach nur etwas eingeworfen…

    Kann ich überhaupt nicht gelten lassen! Wenn das so ohne weiteres stimmen würde, dann würde diese unsere Welt von so kreativen Genies wie den genannten FabFour nur so wimmeln.
    Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Ich bin inzwischen eher der Ansicht, daß sie trotzdem sie sicher öfters auch mal “was eingeworfen haben” enorm kreativ waren. Gerade die wunderbar kreative Schaffensperiode der 60er (und auch noch 70er) in der Musik zeigt, daß alle möglichen Drogen sicherlich begleitend vorhanden waren. Aber es gibt genug Beispiele, welche Belegen was für einen letztlich negativen Einfluss auf den kreativen Output der Künstler sie hatten. Von Eric Clapton (z.B. Liste läßt sich noch lange fortführen..) gibt es aus den 70er grausame Aufnahmen von total weggedröhnten Konzerten, auf die er heute sicherlich nicht mehr stolz ist. Leider gab es ja auch genug Künstler, die die 80er aus diesem Grund gar nicht mehr erlebt haben.
    Ich denke schon, daß der Aufbruchszeitgeist hier seinen Anteil gehabt hat. Zudem war das ja auch das erste Mal, daß es wirklich Musik gemacht von jungen Menschen für junge Menschen gegeben hat.
    Der bereits angesprochene technische Fortschritt in der Studio-/Aufnahmetechnik wird auch gerne völlig übersehen. Aber ohne die neuen Spielzeuge wie z.B. Mehrspuraufnahmen (etc.) wäre die gesamte musikalische Entwicklung völlig undenkbar gewesen. Ein Album wie z.B. Sgt. Pepper’s… hätte man 10 Jahre vorher einfach nicht so produzieren können.

  9. #9 roel
    August 2, 2010

    Eigentlich finde ich das Thema “Wie haben die Beatles ihre Themen gefunden” so banal, dass sich hierzu kein Beitrag lohnt. Wie kamen die Rolling Stones, die Kinks, Bob Dillan, Led Zeppelin, Deep Purple, Madonna, Michael Jackson, Prince… zu Ihren Themen? Man hat eine Idee, insperiert durch einen Nachricht, Beobachtung oder sonstwas und das ggf. unter Einfluß irgendwelcher stimmulierender Mittel. Diese Idee wird zum Text und dann zum Lied.

    @Basilius Junge Künstler die für junge Menschen Musik machten gab es schon vor den Beatles. Elvis z.B., um nur einen zu nennen. Die meisten neuen Musikstile werden von jungen Musiker kreiert und sprechen daher meistens auch junge Menschen an.

    Mit absoluter Sicherheit sind sehr viele Texte auch unter Drogeneinfluß geschrieben worden. So lange wie die Drogen nur stimmulierend wirkten ging das auch gut. Nicht ohne Grund ist der Prozentsatz der Alkohohl- und Drogenabhängigen unter diesen im Rampenlicht stehenden Musikern weit aus höher als unter Nichtmusikern.

  10. #10 Basilius
    August 2, 2010

    @roel

    Eigentlich finde ich das Thema … so banal, dass sich hierzu kein Beitrag lohnt.

    Warum schreibst Du dann trotzdem ?
    😉

    Wie kamen die Rolling Stones, die Kinks, Bob Dillan, Led Zeppelin, Deep Purple, Madonna, Michael Jackson, Prince… zu Ihren Themen?

    Die Auflistung finde in Teilen zumindest auffällig. Das ist wohl das alte Spielchen: Wer passt hier in der Reihe nicht dazu? Ein Tipp: Bob Dylan passt schon!

    Diese Idee wird zum Text und dann zum Lied.

    Ich würde mal behaupten, daß die echte Reihenfolge, in den meisten Fällen genau umgekehrt ist. Jedenfalls meiner Erfahrung als (schon lange nicht mehr aktiver) Musiker nach.

    Junge Künstler die für junge Menschen Musik machten gab es schon vor den Beatles. Elvis z.B., um nur einen zu nennen.

    Äähh, nein. Ungünstiges Beispiel. Beide haben so ca. 1955 angefangen. Wobei ich gar nicht bestreiten möchte, daß die Beatles (um die es in diesem Artikel wohl in erster Linie geht) nicht die ersten damit waren. Aber die Beatles waren unter anderem prominenter Teil dieser Bewegung: “Musik von Jugendlichen für Jugendliche”, welche ziemlich genau Mitte der 50er ihren Ursprung hatte. Davor gab es das im Radio und auf Platten soweit ich weiß nicht. Ja, klar auf den Straßen von New Orleans gab es sicher schon etwas für die schwarzen Kids, ebenso wie in Liverpool die Skiffle-Groups. Aber das würde ich doch eher der Straßen-Hinterhofmusik zuordnen, nicht dem “Establishment” der Musikproduktion. Ich möchte hier auch nochmals auf den m.E. gerne unterschätzten Einfluß der technischen Neuerungen hinweisen. E-Gitarren in Serie gab es auch erst seit Anfang der 50er. Die Studiotechnik hatte erst mit Beginn der 60er bahnbrechende Neuerungen zu bieten. Wenn man jetzt noch dazu rechnet, daß man auch erst mal etwas Zeit braucht, um den Umgang damit zu erlernen, so kommt man auf die Zeit, ab welcher die angesprochenen kreativen Schübe passierten.

    Mit absoluter Sicherheit sind sehr viele Texte auch unter Drogeneinfluß geschrieben worden.

    Schön, daß Du soviel weißt. Ich vermute nur und habe lediglich eine Meinung.

    Nicht ohne Grund ist der Prozentsatz der Alkohohl- und Drogenabhängigen unter diesen im Rampenlicht stehenden Musikern weit aus höher als unter Nichtmusikern.

    Weiß nicht, ob das wirklich so ist. Kann schon sein. Glaube aber eher, daß das nix mit der Kreativität zu tun hat, sondern mehr mit Stressbewältigungsversuchen…
    Noch was: Hat das einen tieferen Grund, warum Du den Alkohol von den anderen Drogen abtrennst?

  11. #11 roel
    August 2, 2010

    @Basilius Ich habe auf Ihren Kommentar geschrieben. Ja Dylan war mir auch aufgefallen, ich wollte erst etwas anderes schreiben, war kurz abgelenkt und habe aus Versehen zu schnell auf Kommentar abschicken geklickt.

    “Junge Künstler die für junge Menschen Musik machten gab es schon vor den Beatles. Elvis z.B., um nur einen zu nennen. ” war als Kommentar gedacht zu: “Zudem war das ja auch das erste Mal, daß es wirklich Musik gemacht von jungen Menschen für junge Menschen gegeben hat.” Jede Musikaera hatte Ihre Helden. Natürlich profitierten die Beatles von der besseren Studiotechnik und den damals neuen Medien und der im Vergleich zu heute verhältnismäßig geringen Anzahl popuilärer Musiker.

    “Beide haben so ca. 1955 angefangen”. Äähh nein! Selbst wenn dem so wäre. Elvis hatte seinen Durchbruch zu dieser Zeit aber die Beatles erst 1962.

    Ihre Vermutung liest sich aber sehr bestimmt: “Kann ich überhaupt nicht gelten lassen!”

    Die Definition von Drogen ist mir bekannt. Alkohol hat für mich die Sonderstellung, dass er in Deutschland legal zu erwerben ist. Wenn ich von Drogen spreche meine ich, wie in diesem Fall, nur die verbotenen oder stark berauschenden Drogen. Also auch keinen Kaffee oder Tee.

  12. #12 Basilius
    August 3, 2010

    @roel
    Ja, die Tatsache, daß Alkohol eine bei uns legal erhältliche und allgemein akzeptierte Droge ist, rechtfertigt die explizite Erwähnung. Begriffen und zugestimmt.
    Meine Vermutungen sind eben dies: Vermutungen. Aber ich stehe durchaus zu meiner Ablehnung die Kreativität in dieser Musikära mit dem lapidaren “Manchmal haben sie nur was eingeworfen…” abzutun. Ich denke, daß damit der, sicherlich vorhandene, Einfluß der Drogen höher bewertet wird als es seine Berechtigung hat. Außerdem empfinde ich diesen Satz als ein bisschen zu abwertend gegenüber den erbrachten kreativen Leistungen. Deshalb ja auch mein Beispiel, daß es, wenn es denn so einfach wäre, ja heutzutage immer noch von Kreativlingen nur so wimmeln müsste.
    Zu den Beatles und Elvis. OK, ich habe jetzt auch mal nachgesehen und nicht nur aus dem Gedächtnis geplappert. Sie haben Recht, Elvis hatte schon seinen kommerziellen Durchbruch, als die Beatles gerade am Anfang waren. Wenn man die Wikipedia als Maßstab nimmt, dann waren die Beatles ’62 soweit und Elvis schon ’56. Also immerhin (oder gerade mal?) sechs Jahre Unterschied. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob man tatsächlich sagen kann, daß Elvis damals Musik von/für die Jugend gemacht hat. Letztlich waren die Songs doch eher eine Mischung aus dem elterlichen Country und dem Rythmy&Blues der Schwarzen. Das schmälerte keineswegs seinen Erfolg bei der Jugend, trifft aber das von mir angesprochenen Kriterium nicht so ganz. Interessanterweise waren natürlich auch die Beatles in ihren frühen Jahren (also genau zu dieser Zeit ab ’56) zuerst unterwegs mit Interpretationen von bereits bekanntem Liedgut, bzw. ebenfalls der Vermischung von verschiedenen Musikstilen. Die kreativen Neuerungen, welche in diesem Artikel angesprochen wurden kamen ja aber eigentlich erst später auf. Eben als die Beatles schon kommerzielle Erfolge hatten und infolge dessen wohl vermutlich auch erst dann die künstlerischen Freiheiten bekamen im Tonstudio gänzlich neue Wege einzuschlagen. Daß Elvis später gänzlich andere “kreative Wege” eingeschlagen hat, finde ich im Übrigen sehr bedauerlich, hat aber mit dem Artikelthema dann nicht mehr viel zu tun.
    Ich hoffe, daß diese Ausführungen etwas klarer verdeutlichen, was ich eigentlich zum Ausdruck bringen wollte.

  13. #13 Basilius
    August 3, 2010

    Jetzt habe ich mir gerade nochmals den eigentlichen Artikel durchgelesen und mußte leider feststellen, daß ich mich mit meinen Ausführungen teilweise schon ziemlich weit Off-Topic bewegt habe.
    Zu den möglichen Inspirationsquellen fällt mir jetzt spontan noch die Ära der Indien-Verehrung ein. Abgesehen von dem ganzen Geschichte “meditiieren mit dem Yogi” hat sich George Harrison damals tatsächlich ernsthaft mit indischer Musik beschäftigt und unter anderem das Sitar-Spielen erlernt. Keine so leichte Aufgabe für einen Gitarristen, der aus der westlichen Musik-Kultur kommt. Die indische Musik hat ja auch einen etwas größeren Tonumfang, als unsere westliche Musik, mit ihren wohltemperierten zwölf Tönen. Das kann man aber sicher auch als allgemeinen Trend in der damaligen Musik ansehen. Led Zeppelin hatten ja auch eine CIA-Phase (=Celtic-Indian-Arabic).

  14. #14 Wb
    August 3, 2010

    Wenn man das “das Wunder der Beatles verständlich zu deuten” sucht, kann man natürlich auch metaphysisch argumentieren: Da waren Vier (welche vier, vier alle?) am richtigen Ort, in der richtigen Zeit, hatten das richtige Talent und die richtige Rezipientenschaft. All das wegen der überall wabernden Entropie.
    Um mal den Bierernst ein wenig aus der Sache zu nehmen. 🙂

    MFG
    Wb