Es geht im Folgenden nicht um Wissenschaft, nur um ein ärgerliches Unbehagen.
Wenn einer als Fernsehmensch bekannt ist, viel Sex hat (egal welcher Art) und mit der Justiz Probleme bekommt, ist ihm das große Geld hierzulande sicher. Seit dem Wochenende glotzt mich Kachelmann von vielen Blättern an, und selbst die Talkrunde der ARD, die jeden Nobelpreis an sich vorbeirauschen lässt – da gibt es kaum Sex und wenig Verbrechen -, hat nichts anderes zu tun, als eine ganze Stunde jemandem zu widmen, der gerade einmal das Wetter vorhersagen kann und viele Frauen kennt. Wir werden sicher bald das Buch zum Knast bekommen und es auf die Bestsellerlisten bringen. Jeder Promi wird es gelesen haben und sich im TV dazu mit sorgenvoller Mine äußern.
Ich halte das für ein Armutszeugnis – nicht für die Medien, sondern für das Publikum. Es will mit diesem Geschwätz bedient werden und fühlt sich dabei gut. Bleibt die Frage: Wie sollen wir ihm Wissenschaft vermitteln? Gegenfrage:Will sie überhaupt etwas wissen – außer, welche Frauen Kachelmann ….

Kommentare (13)

  1. #1 Dr. Glukose
    August 2, 2010

    Amen!

  2. #2 Stefan Taube
    August 2, 2010

    Keine Frage, das ist ein Armutszeugnis. Ich würde das aber nicht dem Publikum anlasten. Es gibt ja kaum Alternativen zu kaufen, da jedes Medium beim “Ich-auch”-Hype dabei sein will. So kann man Duisburg, Kachelmann und anderen randständige Themen als Konsument kaum noch ausweichen. Es bleibt nur abschalten.

  3. #3 S.S.T.
    August 2, 2010

    Will sie überhaupt etwas wissen – außer, welche Frauen Kachelmann ….

    Na ja, ich hab die Diskusssion im Wesentlichen auf Spon verfolgt. Die Frage nach dem Sexleben von K. spielte dort bestenfalls eine sehr kleine Rolle; es gibt also zumindest auch eine andere Seite.

    Bez. des Promi-Status haben Sie nat. recht. Sollte Ihnen oder mir vergleichbares widerfahren, interessiert es weder Hinz noch Kunz; es bräuchte wenigstens einen Promi-Anwalt oder zumindest einen Promi-Richter, um es in die Zeitung zu schaffen.

    Allerdings ist das öffentliche Interesse an dem Fall nicht von der Hand zu weisen: Dem Vorwurf einer Vergewaltigung (etc.) steht der Vorwurf der Vortäuschung einer Straftat (etc.) entgegen. Ohne, dass es nennenswerte Zeugen gibt.

    Mal angenommen, ich würde Sie fläschlicherweise einer Straftat beschuldigen, eben ohne Sie pers. zu kennen; aus dem www lassen sich genug Infos gewinnen, um die Anschuldígung glaubhaft zu machen. Und was wäre andererseits, die Anschuldigungen wären wahr? Via www annonym, in einem Hotel oder sonst wo? O.K. niemand von uns würde dann von einem Titelblatt glotzen oder in Talkshows auftreten, die Problematik würde jedoch bleiben.

    Tja, die Äußerungen von einem Promi-Modell egal zu welchem Thema sind heutzutage eben um Potenzen wichtiger, als die von Hinz und Kunz. Vielleicht wäre diese Tatsache mal wert einen gesonderten Beitrag zu verfassen.

  4. #4 Dr.Webbaer
    August 2, 2010

    eine ganze Stunde jemandem zu widmen, der gerade einmal das Wetter vorhersagen kann und viele Frauen kennt

    Höhö. Kachelmann ist aber primär Unternehmer und tritt auch als Fernsehmoderator auf. Zudem ist der Prozess, anscheinend/scheinbar liegt eine Falschbezichtigung vor, medienwirksam bis zum Geht-Nicht-Mehr, u.a. auch weil er die Rechtslage in Frage stellt.

    Skandalös waren dagegen die anfänglichen Versuche einiger Medien nicht über den Fall zu berichten und skandalös sind zurzeit die Versuche aus dem Hause eines bekannten Medienanwalts aus der erfolgten Berichterstattung Geld herauszuquetschen (was wiederum die rechtliche Lage in Frage stellt).

    MFG
    Wb

  5. #5 Leoman
    August 3, 2010

    @E.P. Fischer schrieb

    “Wenn einer als Fernsehmensch bekannt ist, viel Sex hat (egal welcher Art) und mit der Justiz Probleme bekommt, ist ihm das große Geld hierzulande sicher.”

    Nur keinen Neid Herr Fischer!

    Herr Kachelmann hat großes für diese Republik geleistet, zumindest mehr als mancher Nobelpreisträger. Durch seine gestenreich kalauernd kultige Art hat er es geschafft, dass die Nachrichten zu einem reinen Vorspiel reduziert werden und die Wetterberichterstattung der krönende Höhepunkt ist. Beste Unterhaltung und zwar nicht nur für Bauern. Das verdient Anerkennung!

  6. #6 roel
    August 3, 2010

    @Leoman “Herr Kachelmann hat großes für diese Republik geleistet”. Da ist doch sicher schon der Platz in der Walhalla vorreserviert!?!

  7. #7 Ralf L.K.
    August 3, 2010

    Sex and Crime sells ..
    Jenseits der Person Kachelmann sind nun mal die obigen Themen immer Kassenknüller.
    Aktuell haben wird auch noch politisches Sommerloch und die Presse muß irgendwas bringen um die Auflagen halten zu können.
    Während das komplexe Fehlverhalten in Duisburg eigentlich gesellschaftspolitisch dramatisch ist (nicht nur un Duisburg geht es so zu) ist der einfache Fall ‘Kachelmann’ dann doch medienwirksamer – obwohl es nicht mal Tote dabei gab.

  8. #8 Eric
    August 3, 2010

    Den Fall Kachelmann halte ich in erster Linie für ein Armutszeugnis der Medien. Fast jeder versucht auf Kosten von Herrn Kachelmann und des angeblichen “Opfers” seine Auflagen bzw. die Einschaltquoten zu steigern. Seit letzten Sonntag versucht sogar Alice Schwarzer die schwache Auflage der “Emma” mit diesem Thema nach oben zu schrauben.

  9. #9 Rita -Eva Neeser
    August 3, 2010

    Bleibt die Frage: Wie sollen wir ihm Wissenschaft vermitteln? Gegenfrage: Will sie überhaupt etwas wissen…
    Herr Professor, Gegenfrage: Wollen Sie wirklich den p.t. Publikum, heisst der Leserschaft der Gazetten, den Vorwurf machen, kein Interesse an Wissenschaften zu haben?
    Erstens, Herr Kachelmann hat auf seine Weise auch dazu beigetragen, dass sich doch einige Menschen mehr für die Meteorologie interessiert. Das sollte man schon – so man denn ehrlich ist – anerkennen.

    Zweitens, gehen Sie in die Schulen und die diversen Elternhäuser und bringen Sie dort Ihren Vorwurf an. Denn genau da werden die Fehler gemacht, dass seit Jahren der überwiegende Teil der Kinder sich einen feuchten Staub für Wissenschaften interessieren und lieber Tokio Hotel hören, ein verballhorntes Englisch speaken , oder gerade mal wissen wer Britney Spears ist, aber nicht wer Goethe oder Schubert waren. Geschweige denn den Satz des Pythagoras kennen.

    Und hier wird doch der Grundstein gelegt – sollte er jedenfalls.

    Aber jetzt jeden als „ Arm im Geiste“ abzuqualifizieren, der sich für die Causa Kachelmann – leider mit allen bösen Begleiterscheinungen , der Veröffentlichung seines Privatlebens, dass keine S… etwas angeht etc. – finde ich für einen Wissenschaftler ebenso verwerflich, wie die Medienberichterstattung.

    Drittens, wer kann, der kann. Wahrscheinlich ist jedes Buch über diese Geschichte lesbarer, als so manches Fachbuch, und jeder hat nicht summa cum laude promoviert. Vielleicht sollte man die diversen Wissenschaften einfach ein Mal weniger “trocken” vermitteln?

    Oder hätten sie gerne Fahrenheit 451?

    Also lassen Sie sich von Kachelmann „anglotzen“ es dauert nicht mehr so lange, dann werden wieder die Nobelpreise vergeben, dann lachen ihnen andere Fotos entgegen…
    Freundliche Grüsse

  10. #10 Dagmar
    August 3, 2010

    Hört sich fast so an, als ob Sie meinen, etwas Besseres als Kachelmann zu sein!

  11. #11 segeln141
    August 11, 2010

    @e.p.fischer

    “Seit dem Wochenende glotzt mich Kachelmann von vielen Blättern an, und selbst die Talkrunde der ARD, die jeden Nobelpreis an sich vorbeirauschen lässt – da gibt es kaum Sex und wenig Verbrechen -, hat nichts anderes zu tun, als eine ganze Stunde jemandem zu widmen, der gerade einmal das Wetter vorhersagen kann und viele Frauen kennt”

    haben sie langeweile oder wer zwingt sie, all das zu lesen bzw zu sehen?.

  12. #12 Jörg Friedrich
    August 16, 2010

    Der Fall beschäftigt in der Tat fast alle Medien, aber jedes auf unterschiedliche Weise. Während meines Urlaubs hatte ich wieder einmal Zeit für die FAS, die in einem Artikel unter dem Titel Die einzige Zeugin über das Problem der Beweisführung in Vergewaltigungs-Fällen schrieb – aus Anlass der Freilassung Kachelmanns.

    Und auf diese Weise haben dann solche Promi-Fälle doch ihre sinnvolle Funktion.An ihnen kann beispielhaft eine Problematik diskutiert werden, die sonst zu wenig thematisiert wird.

  13. #13 S. Müller
    September 10, 2010

    …und man sollte doch bitte auch an die Vergewaltigungsopfer denken, deren Glaubwürdigkeit erschüttert würde, sollte die “Vortäuschung einer Straftat” auf diesem Gebiet Schule machen!