Heute ist der neue Band von Ferdinand von Schirach mit dem Titel “Schuld” erschienen. Die spannenden Geschichten kommen nicht ganz an die Texte in seinem ersten Buch- “Verbrechen” – heran, sind aber immer noch sehr empfehlenswert. Eine Erzählung handelt von “DNA” – so der Titel – und beschreibt die Auswirkung der DNA Analysen auf die Klärung einer rechtlichen Schuld. Ich will jetzt nicht die Geschichte analysieren, sondern auf die Tatsache hinweisen, daß es kaum einen Krimi mehr gibt, in dem nicht angeordnet wird, eine DNA Analyse vorzunehmen. Zur Erinnerung: Die Methode ist vor 25 Jahren erfunden worden und sofort mit aller Macht und aller Mitteln von den Gegnern der Gentechnik bekämpft und verunglimpft worden. Was die Feinde der Wissenschaft damals als soziale Katastrophe bewertet haben, ist längst zu einem Segen für die Justiz und ihr Bemühen um Aufklärung und Gerechtigkeit geworden. Nur: Ich kann mich nicht erinnern, daß einer der damals so verbissenen Gegner dies anerkennt. Ich bin deshalb sicher: Die Wissenschaftsfeinde sind noch unter uns. Sie suchen nur nach einem neuen Thema.

Kommentare (12)

  1. #1 Thomas J
    August 2, 2010

    “Zur Erinnerung: Die Methode ist vor 25 Jahren erfunden worden und sofort mit aller Macht und aller Mitteln von den Gegnern der Gentechnik bekämpft und verunglimpft worden.”

    Das war leider vor “meiner Zeit”. Weiss da jemand genaueres dazu? Welche Parteien, Persönlichkeiten, gesellschafltiche Schichten hatten da etwas dagegen?
    Gegner von Gentechnik wären in der Schweiz einfach “die Linken” und vielleicht ein paar Bauern am rechten Rand… war das so?

  2. #2 roel
    August 2, 2010

    @Thomas J Leider kann ich mich auch nicht recht erinnern wer damals gegen die DNA-Analyse protestierte. Wichtig ist aber, dass die Aufklärung von Kriminalfällen nur ein Aspekt der DNA-Analyse ist (siehe Wikipedia). Für die Proteste kann es also auch andere Gründe gegeben haben. Der Erfolg in der Strafverfolgung gibt den Befürwortern der DNA-Analyse jedoch recht. Wenn auch gerade die DNA-Analyse die Aufklärung einiger Fälle verzögert, vielleicht sogar verhindert hat – siehe Heilbronner Phantom. Diesen Aspekt hatten aber die Gegner von einst nicht vorgebracht.

    Vor 25 Jahren war aber Georg Orwells Big Brother ein sehr großes Thema, das auch die Stimmung gegen die DNA-Analyse angeheitzt hat.

  3. #3 Leoman
    August 3, 2010

    Das grundsetzliche Problem ist und bleibt doch, dass Herr Fischer zu fein dafür ist, seine zwischen Suppe und Kartoffeln hingeschriebenen beschwörenden Gedankenrohlinge mit Belegen zu untermauern und zwar selbst dann, wenn von Seiten der geneigten Leser Fragen auftauchen. Eine solch esoterisch-arrogante Einstellung hat nach meinem Dafürhalten auf einem Wissenschaftsblog nichts zu suchen. Sie wird wohl nur geduldet, weil Herr Fischer ein bekannter Wissenschaftsvermittler ist. Auch ich habe einige Bücher von ihm und war mal ein Fan von ihm.

  4. #4 Wb
    August 3, 2010

    Das Feuilleton kam immer weitgehend belegfrei aus, es ist ja Kultur und will Kultur kritisieren, das aber nur nebenbei…

    Tja, der alte Wb hat sein Gedächtnis gescannt, aber 1985 (da war er in D), Widerstände gegen DNA-Tests, …, leider nüscht in der Birne geblieben. Sogar das SPIEGEL-Archiv kurz bemüht…

    Richtig aber, dass zu dieser Zeit Orwellsche Entwicklungen in D (konkret in der BRD) behauptet wurden, einem beträchtlichen Teil der Bev. klar waren, zudem waren die Ängste stark im kommen, Atomängste und auch Volksbefragungsängste (die Volksbefragung kam 1986/87 – DNA-Tests passten hier thematisch), das Waldsterben war vielleicht auch schon da und der WW3 kommt sowieso. Meinte man.

    MFG
    Wb

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