Ein Euro und neununddreißig Cent. So hoch hat das statistische Bundesamt die Ausgaben für Bildung angesetzt, und die Regierenden nehmen das ernst. Wenn man bedenkt, daß bei der Bildung – berechnet nach dem 1999 erschienenen Buch von Schwanitz über alles, was man wissen muss – nur etwa 1% für die Naturwissenschaften beansprucht werden können, dann bedeutet dies, daß es gerade mal einen Cent für die Naturwissenschaften pro Monat gibt. Mehr nicht. Deutschland schafft sich wirklich ab.

Kommentare (12)

  1. #1 Jörg Friedrich
    September 29, 2010

    Ich glaube, Sie missverstehen da etwas. 1,39 € das ist die Summe, die ein alleinstehender Geringverdiener nach den Ermittlungen des statistischen Bundesamtes monatlich für Bildung ausgibt. Das ist damit die Summe, die auch einem Hartz-iV-Empfänger zugestanden wird. Wenn man den Betrag höher ansetzen würde, dann würde das nichts an den tatsächlichen Bildungsausgaben ändern, da ja niemandem vorgeschrieben werden kann, wofür er sein Geld wirklich ausgibt.

    Übrigens hat das Amt knapp 40 € für Ausgaben für Freizeit und Kultur ermittelt – auch die sind in den Hartz-iV-Sätzen vorgesehen. Wenn z.B. eine Familie in den Zoo oder ins Museum geht, dann von diesem Betrag, ebenso, wenn jemand sich ein Buch kauft. In dieser Summe ist sicher manches enthalten, was man auch als Beitrag zur Bildung sehen kann.

    Und noch ein übrigens: Da nicht jeder Hartz-IV-Empfänger Schwanitz gelesen hat, ist dessen Einschätzung, wieviel der notwendigen Bildung sich auf Naturwissenschaften bezieht für das Ausgabe-Verhalten ziemlich irrelevant sein. Vielleicht entnehmen ja viel mehr Menschen die Antwort auf die Frage, welche Bildung wichtig ist, dem Buch Die andere Bildung.

  2. #2 Thomas R.
    September 29, 2010

    “Ich glaube, Sie missverstehen da etwas. 1,39 € das ist die Summe, die ein alleinstehender Geringverdiener nach den Ermittlungen des statistischen Bundesamtes monatlich für Bildung ausgibt. Das ist damit die Summe, die auch einem Hartz-iV-Empfänger zugestanden wird. Wenn man den Betrag höher ansetzen würde, dann würde das nichts an den tatsächlichen Bildungsausgaben ändern, da ja niemandem vorgeschrieben werden kann, wofür er sein Geld wirklich ausgibt.”

    Ich glaube, da gibt es einen logischen Fehler.
    Wenn man den Hartz4-Empfängern nur die durchschnittlichen Bildungsausgaben zugesteht, dann erfüllt man damit den Bedarf derer, die durchschnittlich oder unterdurchschnittlich viel für Bildung ausgeben. Den statistischen Teil, der mehr ausgeben würde, schneidet man ab. Unter Hartz4-Beziehern ist es also nur noch möglich, -maximal- den durchschnittlichen Betrag für Bildung auszugeben. Und bei den anderen Punkten, für die man Geld erhält, besteht nicht viel Potential, etwas zu sparen.

  3. #3 Kai
    September 29, 2010

    Für 10€ pro Jahr (das variiert von Stadt zu Stadt sicher) kann man einen Ausweis der Bücherei bekommen und hat Zugang zu allen nur erdenklichen Werken der Bildung. Die kann man sich dann auch gerne mit nach Hause nehmen. Bei 1,39€ pro Monat ist der Bedarf dadurch gedeckt.

  4. #4 soph
    September 29, 2010

    Ich sehe den Blog-Eintrag aber gar nicht als Anstoß zu einer Hartz-IV-Diskussion, sondern zu einer über die Bildungsbereitschaft der deutschen Gesellschaft (u.a. Hartz-IV, aber nicht nur).
    Die 1,39 EUR sind ja immerhin ein Messwert.

  5. #5 Lichtecho
    September 29, 2010

    In den Kosten von € 1,39 ist nicht der Internetzugang enthalten. Den gibt es extra noch obendrauf. So könnten die Hartz-IV’ler zum Beispiel etwas im Blog von Herrn Fischer lernen, wenn er denn das Bedürfnis hätte, anderen Menschen etwas beizubringen.

  6. #6 Logiker
    September 29, 2010

    Jau, Lichtecho,

    da sind noch 2,28 € für einen Internetzugang enthalten. macht zusammen 3,67 €, die man für Bildung ausgeben darf und muss, man hat sich schließlich fortzubilden, ansonsten ist man ja selber schuld am Hartz-IV-Dasein…….

    Hmmm, wie lange können Sie sich für 3,67 € im Monat fortbilden? Ein gutes Lehrbuch frisst den Jahresetat auf…..

    PS: ich mach grad ein Fernstudium, kostet ca. 300 € pro Halbjahr, also 600 € im Jahr. Als Hartz-IV-Empfänger könnte ich also 14 Semester einen Kurs belegen…… man, das ist Bildung……..

  7. #7 Logiker
    September 29, 2010

    Es muss natürlich heißen: alle 14 Semester……

  8. #8 Andrea N.D.
    September 29, 2010

    @Logiker:
    Stimmt nicht ganz. Fernstudium ist für ehemals “Sozialhilfeempfänger” bezuschusst bzw. wird anders finanziert, ebenso für Insassen der JVAs.

  9. #9 Maulwurf
    September 29, 2010

    Die Frage lautet nicht, was ist uns die Bildung Wert sondern dem Empfänger dieser Transferleistungen. Denn einkommensarme Schichten dienten als Berechnungsgrundlage für diesen Betrag. Und durchschnittlich geben nun mal Menschen in dieser Lage nur 1.39 Euro für Bildung aus. Deshalb ist es auch wichtig, dass wir als Staat diesen Menschen helfen und versuchen, durch (mehr oder weniger) gezielte Angebote zur (Weiter)Bildung den Wert der Bildung zu erhöhen. Auch falls es manchem hier schwer Fallen mag folgendes zu akzeptieren. Viele Menschen in dieser Situation haben nicht die Fähigkeit diesen Wert der Bildung zu erkennen.
    Dies kann besonders am Beispiel der Erziehung von Kindern gezeigt werden. Meine Eltern wollten, dass es mir mal besser geht. Deshalb war Schule bei uns zuhause ein wichtiger Punkt. In diesen Schichten ist dies (Wissen aus meiner eigenen ehrenamtlichen Hilfe) aber nicht (mehr) der Fall. Da wird nicht (immer) darauf geachtet, dass die Kinder z.B. ihre Hausaufgaben ordentlich machen. Teilweise sind sogar manche Eltern überfordert ihren Kindern (vierte Klasse Grundschule) bei den Hausaufgaben zu helfen. Nein, nicht alle HarzIVler sind überfordert. Aber ein großer Teil dieser Menschen ist dazu nicht(mehr) in der Lage. Deshalb müssen die Hilfestellungen verbessert werden und nicht der schnöde Mammon.
    Doch es ist viel einfacher von seinem trockenen und angenehmen Aufenthaltsort sich über den Betrag von 1.39 Euro zu echauffieren.
    Hopp, Hopp Herr Fischer, einmal im Monat werden sie doch Zeit haben z.B. in einem Problembezirk (gibt es auch in Konstanz) etwas für bessere Bildung zu leisten. Falls das zu anstrengend sein sollte, Hauptschulen, Grundschulen oder Kindergärten sind durchaus für zusätzliche Hilfe dankbar.
    Keine Ausrede! Bildung für die unteren Schichten sollte ihnen doch schnöde 2 Stunden im Monat Wert sein. Es sind natürlich auch alle andere Eingeladen sich dabei zu beteiligen!

  10. #10 Jörg Friedrich
    September 29, 2010

    @Thomas R. Stellen Sie sich vor, man erhöht den Regelsatz um 10 € und sagt dazu: “Das ist jetzt aber für Bildung!” – Was ist damit erreicht? Ich denke, das erreicht man nur mit Sachleistungen – was ja auch geschehen soll.

    @Soph: Das ist eine interessante Sicht auf den Text. Tatsächlich ist bedenklich, dass das statistische Bundesamt eben diesen Betrag ermittelt hat. Wobei – wie gesagt – bei den Ausgaben für Freizeit, Kultur, Internet wohl hoffentlich auch Bildungs-Anteile “versteckt” sind.

  11. #11 maxfoxim
    September 29, 2010

    @ Maulwurf
    “Hopp, Hopp Herr Fischer, einmal im Monat werden sie doch Zeit haben z.B. in einem Problembezirk (gibt es auch in Konstanz) etwas für bessere Bildung zu leisten.”

    und wie so häufig gilt auch hier wieder:
    Sozial ist wenn die Anderen zahlen.

  12. #12 Hank Scorpio
    September 29, 2010

    1,39 € sind nicht der Betrag, den das Statistische Bundesamt für “Bildungsausgaben” errechnet hat, sondern lediglich der Posten, der bei Einpersonenhausahlten in den Bildungsausgaben für “Gebühren für Kurse u.ä.” ermittelt hat. Für den ganzen Posten “Bildungswesen” wurden durchschnittliche Ausgaben in Höhe von 7,94 € (mit Nachhilfe, Studiengebühren, Prüfungsgebühren, Kinderbetreuung) ermittelt. Allerdings wird nur dieser eine Posten als “regelsatzrelevant” bewertet. Bei “Paarhaushalten” mit einem Kind bis 6 Jahre liegt der ermittelte Posten dagegen bei 17,52 € und sinkt danach, je älter das Kind ist. Alles der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2008 zu entnehmen.
    Und auch die 1,39 € legen nicht fest, wieviel ein Hartz IV-Empfänger für Bildung ausgeben darf (denn er dürfte natürlich soviel mehr aufwenden, wie er möchte), wahrscheinlich aber, wieviel er dafür ausgeben kann.