Die moderne Biologie ist bekanntlich das Werk von Physikern, wie man zum Beispiel an Gregor Mendel und Max Delbrück sehen kann, die die klassische bzw. die molekulare Genetik in Gang gebracht haben, nachdem sie als Physiker ausgebildet worden waren, ohne damit viel anfangen zu können. Die Physik hat viele Formen der Wissenschaft beeinflusst, nicht zuletzt die Psychoanalyse, deren Begründer am Ende des 19. Jahrhunderts den Erfolg wiederholen wollte, den die Physik mit dem Satz von der Erhaltung der Energie hatte. Sigmund Freud versuchte daher, einen Energiesatz der Seele zu formulieren, um die unbewussten Gedanken erfassen und bilanzieren zu können. Natürlich haben sich die Psychologen und Biologen von der Physik emanzipiert und ihre eigenen Denkschulen gebildet, etwa dann, wenn es um das Verständnis von Krebs geht, bei dem es in diesen Tagen um genetische Faktoren geht – Onkogene und andere, die in Massen sequenziert werden und umfangreiche Krebsatlanten entstehen lassen. Keine Frage – die Molekularbiologen unserer Tage sammeln mehr Informationen über den Krebs als alle Generationen vor ihnen, und sie erwecken den Anschein, auch immer besser zu verstehen, was Zellen in die krebsartige Irre laufen lässt – aber dabei entsteht in der Öffentlichkeit nicht unbedingt der Eindruck, dass damit die Chancen auf Heilung steigen. Irgendetwas sollte vielleicht anders gemacht werden, wie der Astrobiologe und Autor Paul Davies in der Ausgabe vom 5. Januar des britischen New Scientist meint (S. 24-25), und er schlägt vor, zur Physik zurückzukehren und Zellen auch einmal als physikalische Objekte ins Visier zu nehmen. Das kann man Elastizität, Elektrisches, Temperaturen und mehr messen und vielleicht so Krebszellen beeinflussen. Es geht Davies darum, die konzeptionellen Grundlagen der Krebsforschung zu ändern, weil er historische Fälle vor Augen hat – ohne sie zu nennen -, bei denen auf diese Weise Fortschritte erreicht werden konnten. Keine Frage – in der Krebsforschung könnte ein neuer Denkstil von Nutzen sein, aber kann er aus der Physik kommen? Möglicherweise ja, aber eher weniger auf die klassische Weise, die Davies ankündigt. Krebs kann kaum durch Betrachtungen der Energie in einer Zelle in die Knie gezwungen werden. Das haben im letzten Jahrhundert schon Mitglieder der Familie Warburg versucht, ohne an ein Ziel zu kommen. Neue Ideen wären so schön und wichtig. Aber sie kommen nicht aus den alten Versuchen.
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