Sein Buch “Das informative Universum” (München 2005) beendet der Physiker Hans Christian von Baeyer mit einer Hommage an die Erweiterung des klassischen Bits zu seiner Quantenform namens Qubit. Es heißt bei von Baeyer:

“Das Qubit zu ergreifen, es zu messen und ihm eine eindeutige Farbe zu verleihen bzw. es zu einem klaren Ja oder Nein oder einer numerischen Null oder Eins zu reduzieren, darin liegt für mich ein von mir ausgeführter schöpferischer Akt, der durch keine Vergangenheit vorherbestimmt ist und der in der Zukunft nie mehr wiederholt werden kann. Für mich ist das Qubit die höchste Form des Wunders.”

Diese Art über Physik zu sprechen ist jetzt in der Fachliteratur angekommen. In einem Aufsatz über Quantencomputer aus der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift NATURE (Ausgabe vom 19. Juni 2014, S. 345-6) heißt es, dass sie von Magie angetrieben werden, “powered by Magic”. Magic – das gilt als Fachwort und bezeichnet die Art, wie Qubits initialisiert werden, wie es heißt und womit das gemeint ist, was von Baeyer oben konkret beschrieben hat, wenn die technischen Details hier auch völlig ausgespart bleiben und übergangen werden. Was diesen magischen Zustand so besonders macht, bezeichnen die Physiker als ihre Kontextualität, und wer jetzt meint, das sei doch ein Ausdruck aus der Literaturwissenschaft, der hat recht. Die Natur wird auf diese Weise vielleicht dadurch lesbar, das wir sie schreiben. Das wäre das eigentliche Wunder.

Kommentare (9)

  1. #1 Name auf Verlangen entfernt
    Juni 26, 2014

    Nun freilich, das ist das Wunder – und immer schon Magie: aber nicht erst seit heute, sondern von Anbeginn – des Tauschs: Gedächtnis für die Schrift (Wotan, Toth, etc. … ). Man kann das u.a. im Phaidros (Platon) nachlesen. Doch erst in der Neuzeit wird die Simulation massenhaft schöpferisch. Mal gucken, ob wir den Drachen reiten können – oder ob er uns reitet. Da es, vor allem wegen völlig unbedafter Naturwissenschaftler, dafür heute kein Bewußtsein gibt, und man den Rest schon fast naturgemäß vergessen hat (siehe unter “Gedächtnis”), sieht es eher nach dem zweiten aus.

  2. #2 Stefan Wagner
    https://demystifikation.wordpress.de/2014/06/25/torfestival-verkackt/
    Juni 26, 2014

    Während im Gegensatz zu den völlig unbedarften Naturwissenschaftlern ein sehr bedarfter und bewusster Herr Termin die Magie verstanden hat, und qua Sterndeutung sich dienstbar – Hallelujah!

  3. #3 Stefan Wagner
    https://demystifikation.wordpress.de/2014/06/25/torfestival-verkackt/
    Juni 26, 2014

    …. gemacht hat.

    (Pardon).

  4. #4 Dr. Webbaer
    Juni 26, 2014

    Die Natur ist sicherlich aus bestimmter Sicht magisch (‘Mager’, ‘mächtig’ mag hier drinstecken), aber hier besteht der Verdacht, dass der große Magus, der Quanten-Computer, nie gebaut werden kann.

  5. #5 Name auf Verlangen entfernt
    Juni 26, 2014

    @ Dr. Webbär: da kann man gewiss sein: der Quantencomputer wird (das Zeitalter der Technik hat noch gar nicht richtig begonnen … ) gebaut werden. Denn prinzipiell existiert er ja jetzt bereits.

    @ Stefan Wagner: Du sagst es.

  6. #6 Dr. Webbaer
    Juni 28, 2014

    @ Termin :
    Es kann nicht mit Unendlichkeiten gerechnet werden, insofern besteht hier der Verdacht, dass mit den sogenannten Qubits zwar gerechnet werden kann, nicht aber die Performance der üblichen Digitalsysteme überschritten werden kann.

  7. #7 hubert taber
    Juli 1, 2014

    über die angeblich stochastische welt der quanten ist hier nachzulesen :
    https://scienceblogs.de/klausis-krypto-kolumne/2014/06/22

    verschlüsselungsmaschine sphinx.
    und zwar in den posts von Thorsten Heitzmann und auch meinen posts.

    mfg. hubert taber

  8. #8 hubert taber
    Juli 2, 2014

    auf der erwähnten seite kamen noch einige erklärende posts dazu.
    z.b. über den scheinbegriff “paradoxon”

  9. #9 hubert taber
    Juli 4, 2014

    da meine antwort im thread “ausgeschlossen” nicht erscheint, wiederhole ich hier :

    ich habe keineswegs ein gestörtes verhältnis zur wissenschaft.
    aber grundlagenforscher haben mangels intelligenz ein gestörtes verhältnis zur logik !
    und weniger begabte und kritiklose “realisieren” den unsinn, der von denen in die welt gesetzt wurde.

    siehe z.b. unter :
    https://cdvolko.blogspot.co.at/2013/10/einstein-widerlegt.html
    und
    https://cdvolko.blogspot.co.at/2013/08/kurt-godel.html

    wenn von mir bewiesene sachverhalte (jederzeit reproduzierbar) von weniger begabten (und dagegen arbeitenden) nicht realisiert werden, stört mich das nur wenig.

    eine passende antwort an diese wäre ein bekannter imperativ.
    und es ist nicht der kategorische von kant.

    mfg. hubert taber