Das britische Unterhaus hat nach ausführlicher und  – wie zu hören und zu lesen ist – ernsthafter und fairer Debatte den Einsatz einer Befruchtungstechnik erlaubt, die an der Universität in Newcastle entwickelt worden ist und es erlaubt, die Vererbung einer Krankheit namens Mitochondriopathie zu verhindern. Es geht um die als Mitochondrien bekannten Organellen einer Zelle, die über eigenes Genmaterial verfügen und in denen es zu Stoffwechselstörungen kommen kann, die das betroffene Kind früh leiden und nur kurz leben lassen. Mitochondrien werden nur von der Mutter und ihrer Eizelle vererbt, und die Methode erlaubt es, dafür zu sorgen, dass die weitergegebenen Organellen keine Krankheit auslösen, weil und wenn sie von einer Frau stammen, deren Mitochondrien normal funktionieren. Das Neugeborene bekommt also den Samen vom Vater, die Eizelle von der Mutter und die dazugehörigen Mitochondrien woanders her. Kritiker des Verfahren sprechen deshalb von Kindern dreier Elternteile und sie warnen davor, dass sich hier der Weg öffnet, um Designer-Babys in die Welt zu setzen. Immerhin verweigern kirchliche Stellen nicht rigoros ihre Zustimmung. Die Church of England hat durch einen Bischof Zustimmung signalisiert, wenn Schutzbestimmungen erlassen werden und greifen, so dass da kein Missbrauch getrieben wird. Mir scheint, Missbrauch wird vor allem sprachlich betrieben, denn ein Kind gleich mit einem Makel – Drei-Eltern-Baby – zu belegen, den das Wunschkind sein Leben lang nicht los wird, halte ich für unmoralischer als jeden Austausch von Mitochondrien. Die Kritiker der Organisation “Human Genetics Alert” sollten sich auch fragen, was sie mit einem Designer-Baby meinen. Das Kind eines Designers wohl nicht. Und ein von einem Designer entworfenes Kind wohl auch nicht, weil so etwas außerhalb der menschlichen Reichweite liegt, wie seit Jahren besprochen und bewiesen worden ist. Was man also von den Genkritikern hört, sind bloße Automatismen, die sich einstellen, wenn irgendwo die Vorsilbe “Gen” auftaucht. Sie steckt auch in der Genesis. Und während dieses Vorgangs hat der liebe Gott die Dinge (und die Menschen) so gemacht, dass sie sich selbst machen können. So hat es bereits der Erzbischof von Canterbury gesagt, als Charles Darwin beerdigt wurde. Es wäre schön, wenn sich dieser Gedanke genetisch entwickelt.

 

 

Kommentare (6)

  1. #1 Radicchio
    Februar 4, 2015

    “Kritiker des Verfahren”

  2. #2 Angelika Wittig
    Berlin
    Februar 9, 2015

    Früher sagte man oft, wenn man ein besonders hübsches Kind sah, “Habt ihr vorher ein Bild gemalt?” Vielleicht ist hieraus der Begriff “Designer-Baby” entstanden.
    Jede Mutter möchte doch, dass ihre Kinder etwas Besonderes sind und hat schon während der Schwangerschaft ihre ganz eigenen Wünsche und Träume.
    Das ist durchaus verständlich.
    Dir Furcht, dass ein Kind nicht ganz so vollkommen sein wird wie erhofft, ist nachvollziehbar.
    Wer jedoch erlebt, wie schwer es ein Mensch hat, der nur ein wenig von der Norm abweicht, sucht oft nach Möglichkeiten, diese Abweichungen zu korrigieren.
    Es geht nicht um Design und Perfektion, es geht um die Erleichterungen bei der Lebensführung, z.B. die korrekte Funktion von Organen, die Reparatur von Gendefekten.
    Wenn die Forschung hier Erfolge erzielt, verdient sie unsere größte Achtung.
    Auch die Natur korrigiert ihre Prozesse.
    Es geht nicht darum, das Leben zu normen sondern um die Verbesserung von Lebensfreude und Lebenskraft.
    Ich stimme mit Ihnen überein, dass falsche Bezeichnungen für eine gute Sache erheblichen Schaden anrichten können.

    Design bedeutet sinngemäß Skizze, zeichnerischer oder plastischer Entwurf.
    Zwischen dem Entwurf und dem Resultat gibt es immer eine erfreuliche Lücke, die das Mögliche vom Unmöglichen trennt.
    (Gott sei dank)

  3. #4 Angelika Wittig
    Februar 14, 2015

    Sehr geehrter Dr. Webbaer.
    vielen Dank für Ihren Kommentar und besonders für den link.
    Endlich wieder ein Artikel von Professor Fischer, der mir beweist, dass ich mich nicht getäuscht habe.
    Er ist mit Leib und Seele Naturwissenschaftler und ein ausgezeichneter Brückenbauer von oft komplizierten Theorien zu den Herzen der Menschen.
    In diesem Blog habe ich das sehr vermisst, vielleicht weil ich nicht sorgfältig genug las.
    Herzliche Grüße

  4. #5 Dr. Webbaer
    Februar 20, 2015

    Sehr geehrte Frau Wittig,
    hier ist Feuilleton, insofern ist der Schreiber dieser Zeilen hier auch höchst zufrieden.
    MFG
    Dr. W (der Ihre positive Einstellung zur Wissenschaftlichkeit schätzt)

  5. #6 Angelika Wittig
    Februar 22, 2015

    Sehr geehrter Herr Dr. Webbaer, vielen Dank für Ihren Hinweis.
    Unter diesem Blickwinkel (Feuilleton) habe ich den Blog noch nicht betrachtet.
    Differenzieren ist offensichtlich nicht meine Stärke.
    Freundliche Grüße aus Berlin von
    Angelika Wittig (die sich künftig um mehr Objektivität bemühen wird)