Im Jahre 1994 – lang lang ist´s her – hat die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) ein Institut für Wissenschaftsgeschichte gegründet. Das war sehr gut und wichtig und wäre ein Grund zum Feiern gewesen, hätte es da nicht einen Haken gegeben. Dem Institut wurde untersagt, die Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft zu erforschen. Das sollten andere Institutionen übernehmen, die außerhalb der MPG organisiert waren. Zwar war das Argument von Anfang an schwachsinnig, denn wenn es ein Sinn hätte, dann dürften die Deutschen nicht die Geschichte der Deutschen und die Engländer nicht die Geschichte der Engländer erkunden. Aber die MPG fand freundliches Personal, dass sich dem Verbot fügte und brav Kleinkram der harmlosen Art untersuchte, das für einzelne Historiker von Interesse war. Mehr nicht. Irgendwann merkte dann ein Präsident der MPG, wie viel brisanter Stoff vor allen in den Jahren des Dritten Reiches in seiner Gesellschaft steckte, und er erlaubte einer Historikerkommission, die dazugehörige Arbeit aufzunehmen. Aber Stückwerk bleibt Stückwerk, und niemand nahm zur Kenntnis, was dabei zwar produziert, aber nicht in Buchform, sondern schlicht geheftet und nur auf Anfrage verfügbar gemacht wurde. Doch nun der Sinneswandel. Wie den Zeitungen zu entnehmen ist, wollen Forscher der MPG die Geschichte der MPG aufarbeiten. Wow! Super! Zwanzig Jahre hat die große MPG gebraucht, um Mut für diesen kleinen Gedanken zu fassen. Sie bewegt sich doch. Wir gratulieren herzlich und sind gespannt, wie viele Jahrhunderte die Forscher brauchen und wie lange der Berg kreist um hoffentlich mehr als ein Mäuslein zu produzieren.

Kommentare (7)

  1. #1 Dr. Webbaer
    Februar 22, 2015

    Äquidistanz, sollte diese vorgelegen haben, kann post festum in Online-Enzyklopädien wie folgt beschrieben werden:
    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Planck#Nationalsozialismus_und_Zweiter_Weltkrieg

    MFG
    Dr. W

  2. #2 Thilo
    Februar 22, 2015

    @Webbi: Es geht nicht um Max Planck, sondern um die Vorgängergesellschaft der MPG https://de.wikipedia.org/wiki/Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft_zur_Förderung_der_Wissenschaften . Deren Präsident ist Max Planck zwar gewesen, allerdings nur vor 36 und nach 45.

  3. #3 Thilo
    Februar 22, 2015

    Dass die Gescichte der KWG bisher nicht erforscht worden wäre, wäre mir allerdings neu. Nicht zuletzt das Literaturverzeichnis des Wikipediaartikels spricht dagegen.

  4. #4 Dr. Webbaer
    Februar 22, 2015

    Es geht letztlich um den Rahmen von Veranstaltung,

    MFG
    Dr. W (der inbesondere Herrn Küssner viel Erfolg wünscht, dort. wo er ist, anderen sowieso)

  5. #5 Dr. Webbaer
    Februar 22, 2015

    * insbesondere

  6. #6 Frank Wappler
    https://sie.publizieren.nicht--sie.bloggen.nicht—und.begutachtbar.sind.ihre.Recherchen.doch
    Februar 25, 2015

    Thilo schrieb (#2, Februar 22, 2015):
    > Es geht […] um die Vorgängergesellschaft der MPG [KWG]

    Die “Aktuelle Nachrichten aus der Max-Planck-Gesellschaft” ist jedenfalls zu entnehmen:

    Der amtierende Präsident Martin Stratmann hat im Juni 2014 ein Forschungsprogramm zur „Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft 1948–2002“ auf den Weg gebracht, das jetzt seine Arbeit aufgenommen hat.

    Das war offenbar auch Zeitungen zu entnehmen, z.B.
    https://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Wissen/Wissen-aus-aller-Welt/Geschichte-der-Max-Planck-Gesellschaft-Forschungsauftrag-an-Historiker

  7. #7 Frank Wappler
    https://sie.publizieren.nicht--sie.bloggen.nicht—und.begutachtbar.sind.ihre.Recherchen.doch
    Februar 25, 2015