Die Naturwissenschaften sind stolz auf ihr Publikationssystem, dessen wichtigster Teil der sogenannte Peer-Review ist. Peers, das meint Kumpel im Geiste, also Leute, die auch in der Lage wären, die Arbeit zu schreiben, die sie beurteilen und entweder akzeptieren oder verwerfen sollen, wobei es Zwischenlösungen gibt, bei denen Korrekturen und Ergänzungen verlangt werden. Das wichtige Prinzip bei dem Peer-Review sieht vor, dass der Autor oder die Autoren, der oder die einen Text einreicht oder einreichen, namentlich bekannt sind, während der Reviewer – der Peer – sich anonym austoben darf oder abarbeiten muss – je nachdem. Nun möchte die bedeutendste Wissenschaftszeitschrift der Gegenwart, das britische Magazin Nature, daran etwas ändern. Man möchte den Doppelblind-Review einführen, bei dem nicht nur der Begutachter ( meistens ein Beschlechtachter), sondern auch der oder die Verfasser der eingereichten Arbeit anonym bleibt oder bleiben. Erste Erfahrungen scheinen positiv zu sein, und es wird sich lohnen, die weitere Entwicklung abzuwarten.
Der Verfasser dieser Zeilen, die keinem Peer-Review unterliegen, ist allerdings der Meinung, dass das beste Gutachtersystem nicht in dem Doppelblindverfahren, sondern darin besteht, die bisher zugeteilte Anonymität zu tauschen. Diejenigen, die publizieren wollen, dürfen zunächst anonym bleiben, während der Reviewer sich zu erkennen gibt. Das hat mehrere Vorteile. Erstens kann kein Begutachter mehr die Ideen klauen, die er zu beurteilen hat, zweitens kann sein oder ihr Name mit auf der Publikation erscheinen, wenn die Durchsicht zu Verbesserungen geführt hat, und drittens können überhaupt die Reviewer für ihre mühevolle Arbeit anerkannt und gelobt werden. Was will denn ein Wissenschaftler mehr – außer einer Dauerstelle?
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