Als das neue Jahrtausend begann, verkündete die Gemeinde der Genetiker mit präsidialer Schützenhilfe, sie hätten das oder ein menschliches Genom sequenziert und könnten nun den Plan Gottes lesen, der in den Genen steckt. Das war beides gelogen, aber wenigstens die Sequenz eines Humangenoms lag um 2003 vor, allerdings zeigten sich da mehr Rätsel als Einsichten. Heute – also nur ein gutes Jahrzehnt später – haben die Genetiker von mehr als einer Millionen Menschen das Genom sequenziert, und man wartet gespannt darauf, was sich daraus lernen lässt.
Das rohe Sequenzieren klingt wie die Axt im Haus, die den Zimmermann erspart, aber die Genetiker können längst subtiler agieren. Ihnen ist es mit der als CRISPR-Cas9 bekannten Technik zum Edieren von Genomen gelungen, ein Hühnchen in eine Kreatur zu verwandeln, die an den Füßen mehr wie ein Dinosaurier aussieht, was die evolutionären Vorläufer des Federviehs sind. Das Ziel dieser Versuche besteht darin, die molekularen Ereignisse zu verstehen, die zu den entscheidenden Übergängen in der Evolution geführt haben. Inzwischen gibt es einen Fisch, dessen Flossenspitzen mehr wie die Füße von Landtieren aussehen, und so wird man weiter bald Gene von ausgestorbenen Lebensformen in die Genome ihrer lebenden Nachkommen übertragen.
In der Geschichte der Genetik ist einmal der Begriff des “hopeful Monsters” aufgetaucht, in dem sich eine Fülle von Mutationen zeigten, um dabei eine neue Art ins Leben zu rufen. In der aktuellen Genetik kann man daher von “hopeful CRISPR Monstern” sprechen und fragen, was sich von ihnen lernen lässt. Wahrscheinlich ebenso viel wie von den historischen “hopeful Monsters”, also ziemlich wenig. Evolution findet nicht im Labor, sondern in der Natur statt, und da würde man gerne wissen, wie sie zu den Genen Kontakt aufnimmt.
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