Als ich in den 1970er Jahren in den USA gelebt habe, konnte man am Eingang der Universität, an der ich tätig war, das folgende Schild lesen: “The world watches the US, and the US watches television”. Die Welt schaut auf die USA, und die USA schaut ins Fernsehen. Immerhin konnte man damals dort noch etwas von dem sehen, was sich in der Welt mit ihrer Wirklichkeit ereignet hat. In jüngster Zeit hat sich dies geändert, denn inzwischen berichtet das amerikanische Fernsehen vor allem über das, was der US-Präsident im Fernsehen gesehen hat, und der kennt die Welt nur aus diesem Medium. Es schiebt sich auf diese Weise vor die Welt, die es nur in der Form gibt, die man im Fernsehen anschauen kann. Früher gab es eine Welt ohne Fernsehen. Heute gibt es im Fernsehen keine Welt mehr, sondern nur noch das Fernsehen selbst. Das Medium hat keine Botschaft mehr. Es zeigt sich nur noch selbst. Und die Welt schaut zu, das heißt, sie sieht nichts, weil sie sowieso vor dem TV-Gerät einschläft. Der letzte macht den Kasten aus. Im Fernsehen ist nichts mehr. Vielleicht kann man mit dem Nahsehen versuchen, die Welt zu finden. Sie müsste noch da sein.
Übrigens – im deutschen Fernsehen treten in Talkrunden und ähnlich öden Veranstaltungen immer mehr Leute auf, die sich dadurch auszeichnen, dass sie im Fernsehen – als Moderatoren zum Beispiel – auftreten. So reproduziert sich auch hierzulande das Medium, das keine Welt mehr braucht. Und wozu gehören wir TV-Konsumenten? Viele möchten ins Fernsehen. Und wer schaut dann noch zu?
Kommentare (10)