Als ich in den 1970er Jahren in den USA gelebt habe, konnte man am Eingang der Universität, an der ich tätig war, das folgende Schild lesen: “The world watches the US, and the US watches television”. Die Welt schaut auf die USA, und die USA schaut ins Fernsehen. Immerhin konnte man damals dort noch etwas von dem sehen, was sich in der Welt mit ihrer Wirklichkeit ereignet hat. In jüngster Zeit hat sich dies geändert, denn inzwischen berichtet das amerikanische Fernsehen vor allem über das, was der US-Präsident im Fernsehen gesehen hat, und der kennt die Welt nur aus diesem Medium. Es schiebt sich auf diese Weise vor die Welt, die es nur in der Form gibt, die man im Fernsehen anschauen kann. Früher gab es eine Welt ohne Fernsehen. Heute gibt es im Fernsehen keine Welt mehr, sondern nur noch das Fernsehen selbst. Das Medium hat keine Botschaft mehr. Es zeigt sich nur noch selbst. Und die Welt schaut zu, das heißt, sie sieht nichts, weil sie sowieso vor dem TV-Gerät einschläft. Der letzte macht den Kasten aus. Im Fernsehen ist nichts mehr. Vielleicht kann man mit dem Nahsehen versuchen, die Welt zu finden. Sie müsste noch da sein.

Übrigens – im deutschen Fernsehen treten in Talkrunden und ähnlich öden Veranstaltungen immer mehr Leute auf, die sich dadurch auszeichnen, dass sie im Fernsehen – als Moderatoren zum Beispiel – auftreten. So reproduziert sich auch hierzulande das Medium, das keine Welt mehr braucht. Und wozu gehören wir TV-Konsumenten? Viele möchten ins Fernsehen. Und wer schaut dann noch zu?

Kommentare (10)

  1. #1 Rene F.
    Mai 4, 2017

    Die Lösung ist simpel: Einfach ignorieren und nicht fernsehen.

  2. #2 MarcoBallhaus
    Mai 4, 2017

    Das schaut schwer danach aus, als ob die Welt auf dem Weg zur Singularität sei. Das Fernsehen um seiner Selbst willen – und allen Menschen davor fast schon “darin”….

  3. #3 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    Mai 4, 2017
  4. #4 Dr. Webbaer
    Mai 4, 2017

    Übrigens – im deutschen Fernsehen treten in Talkrunden und ähnlich öden Veranstaltungen immer mehr Leute auf, die sich dadurch auszeichnen, dass sie im Fernsehen – als Moderatoren zum Beispiel – auftreten.

    Nett formuliert.
    Es entstanden mittlerweile “TV-Menschen”, die sich zuvörderst dadurch auszeichnen, dass sie in dem langsam sterbenden, aber noch viele Menschen mitnehmenden, TV, ausgehalten werden können – ohne dass alle wegrennen.

    Das TV wird als sequentielles Medium (das Fachwort) wie auch als Push-Medium (ein weiteres) bald an sein Ende kommen.

    MFG
    Dr. Webbaer (der vor ca. 20 Jahren im Sinne von Peter Lustig endgültig abgeschaltet hat)

  5. #5 MarcoBallhaus
    Mai 4, 2017

    Herr Webbaer, so wie sie vor dem Fernseher vorgeblich “unpräsent” sind, so sind sie das dann im Internet in den üblichen Foren. Sitzen also trotzdem vor einem Bildschirm.
    Die eigentliche Sache aber ist, dass sich das Internt und der Fernseher als “Unterhaltungsformat” (oder auch mal zur Bildung) nicht besonders unterscheiden.

    Im Gehirn sind wahrscheinlich hauptsächlich die gleichen Bereiche aktiv. Ebenso, wie beim Lesen von Büchern.
    Abhilfe schüfe da nur die Bewusstseinsorientierung in einem sozialen Umfeld.

  6. #6 Statistiker
    Mai 4, 2017

    Abgesehen davon, dass dem Braunbären ein Deutschkurs gut zu Gesicht stünde, entbehrt sein Restringat jeglicher Relevanz.

    Komisch, dass er wisse, wie Television funktioniere, da er doch abstinenziere. Das ist unglaubwürdig. Ich vermute hinter dem Braunbären einen intensiven Nutzer der Will-/Steinbrecher-/etc-egalitären Hinterwäldler, aus denen der Braunbär jegliche Information bezieht, aus der er dann sein Wissen klaubt und schlau zu sein meint.

  7. #7 Christian Berger
    Mai 4, 2017

    Ja, es wird schade, dass sich das Fernsehen immer mehr mit sich selbst beschäftigt, wobei das in einigen Ländern schlimmer ist als in anderen. Nicht überall ist das Fernsehen so schlimm wie in den USA oder bei uns.

    Was ein wenig hilft ist ausländisches Fernsehen. Das zeigt zumindest was die Fernsehmacher in anderen Ländern so umtreibt.

  8. #8 Earonn
    Mai 5, 2017

    Das klingt wirklich übel. Ich war noch nie in den USA, mir mangelt’s also an Erfahrung, ich hab mir das Fernsehen dort ähnlich wie in DE (prä 2013)* oder dem UK vorgestellt – Gutes, Schlechtes, Schätze und Grausamkeiten, aber eben doch teilweise tatsächlich zur Meinungsbildung geeignet.
    *erinnere mich gerade an meinen DE-Besuch im März, als ich abends im Hotel versuchte, mal wieder deutsches Programm zu schauen. War schon bitter…

    @Volker #3
    Ich hab das Lesen nach dem 15. Schimpfwort aufgegeben. “Rant” heißt eben NICHT, dass man nur mit Beleidigungen um sich wirft oder seinem Bias munter-fröhlich die Zügel schießen läßt. Wie Debatten im deutschen TV nun aussehen, konnte ich daraus jedenfalls nicht verläßlich erschließen.

  9. #9 Dr. Webbaer
    Mai 5, 2017

    Die eigentliche Sache aber ist, dass sich das Internt und der Fernseher als “Unterhaltungsformat” (oder auch mal zur Bildung) nicht besonders unterscheiden.

    Definiere Besonderheit!

    Im Gehirn sind wahrscheinlich hauptsächlich die gleichen Bereiche aktiv. Ebenso, wie beim Lesen von Büchern.

    Kann eigentlich nicht sein…
    Oder: Definiere Wahrscheinlichkeit!

  10. #10 Laie
    Mai 11, 2017

    @MarcoBallhaus

    Die eigentliche Sache aber ist, dass sich das Internet und der Fernseher als “Unterhaltungsformat” (oder auch mal zur Bildung) nicht besonders unterscheiden.

    Hier irren sie sich gewaltig, das Angebot im Bereich des WWW ist nicht nur viel größer, es beinhaltet auch direkte textuelle Kommunikation – somit Dialog, wie hier im Forum.

    Beim Fernseher können sie sich nur berieseln lassen, und wie Gehirnforscher zeigen, werden durch das Fernsehen viele Teile des Gehirns abgeschaltet, ganz im Gegensatz um Lesen von Büchern oder Foren, wie dieses hier.

    (Wenn sie selbst auf fernsehähliche Seiten gehen, in denen Berieselung an 1.Stelle steht, oder sie es nicht schaffen, sich einen Werbeblocker zu installieren dann haben sie ähnlich schlechte Bedingungen wie beim Fernsehen. Das ist jedoch nicht der Regelfall)

    @Dr. Webbaer
    Ich hab auch schon vor einigen Jahren den Fernseher wegen mangelndem Niveau der “Inhalte” entgültig abgeschaltet.