In der Ausgabe der FAZ von 13.9.17 schreibt der Sekretär des Wissenschaftskollegs – sein Name ist Thorsten Wilhelmy, und er hat Literatur studiert -, dass die Wissenschaft aus sich selbst heraus viel zu uninteressant ist, um angefeindet zu werden. Der gute Sekretär scheint noch nie etwas von Feinden der Evolution, Einbrechern in gentechnischen Laboratorien, Nazihetze gegen jüdische Physik (Einstein) oder soziologischen Analysen einer wissenschaftlich bedingten Risikogesellschaft gehört zu haben. Er denkt auch sicher, dass die künstliche Intelligenz und die Digitalisierung von selbst kommen oder gar vom Himmel fallen und von allen freudig begrüßt werden, und er hat sicher nicht verstanden, warum so viele Ethikkommissionen die Wissenschaft daran hindern wollen, sie frei zu entfalten.

Früher hat man in den Reihen der Forschung den Mut gehabt, von Feinden der Wissenschaft zu reden, und man meinte damit Esoteriker, Astrologen und andere Scharlatane. Man meinte damit Leute, die von der Wissenschaft nichts halten und ihre Heilslehren verkünden. Heute unternimmt das der Sekretär des Wissenschaftskollegs, der viel Verständnis für Wissenschaftsfeindlichkeit zeigt und Menschen versteht, die Forschern vorwerfen, Ideologen zu sein. Thorsten Wilhelmy wertet die Wissenschaft ab, wo er kann, und auf die Geschichte hat sie seiner Ansicht nach so viel Einfluss wie die Denkmalpflege und die Kinofilme. Da fällt einem nur noch der alte Satz ein, dass man mit seinen Feinden schon fertig wird. Mühe machen die angeblichen Freude, zum Beispiel der Sekretär des Wissenschaftskollegs. Man würde gerne wissen, was der den ganzen Tag macht. Der Wissenschaft dient er sicher nicht.

Kommentare (9)

  1. #1 RPGNo1
    September 14, 2017

    Man würde gerne wissen, was der den ganzen Tag macht.

    “Kluge” Artikel für die FAZ bzw. andere Zeitungen schreiben? Die Verwaltung leiten? Denn Thorsten Wilhelmy hat eine rein administrative Stellung am Kolleg.
    https://www.wiko-berlin.de/institution/leitung/

  2. #2 Lercherl
    September 14, 2017

    Ich muss gestehen, von dem Verein habe ich noch nie etwas gehört. In ihrem Verständnis von Wissenschaft kommen die “hard sciences”, außer ein bisschen Biologie, anscheinend nicht vor:

    Das Wissenschaftskolleg beruft Fellows aus allen Fächern und Disziplinen. In jedem Jahr finden sich Wissenschaftler aus den Geisteswissenschaften, den Sozialwissenschaften und den Life Sciences neben einzelnen Künstlern und Künstlerinnen aus der Musik, der bildenden Kunst oder der Literatur.

    (https://www.wiko-berlin.de/fellows/)

  3. #3 RPGNo1
    September 14, 2017

    @Lercherl
    Stimmt, das sind ausschließlich “humanities” (der englische Begriff passt so schön).

  4. #4 DH
    September 14, 2017

    “Mühe machen die angeblichen Freunde, zum Beispiel der Sekretär des Wissenschaftskollegs. ”
    Tatsächlich nicht ungeschickt, was der Mann macht. Ignorieren statt aufregen. Nicht so geschickt, sein Argument anzuerkennen, indem man die Feinde der W. betont, das ist indirekte Bestätigung.

  5. #5 Lercherl
    September 15, 2017

    Etwas off-topic: Ärgerlich finde ich auch das Profil-Cover von voriger Woche: https://www.profil.at/_storage/asset/8289127/storage/vgnat:twocolumn_930:x/file/123050877/61191145.jpg. Insbesondere die Formulierung mit “wir” stößt mir sauer auf. Ja, es gibt Leute, die sich vor Mathematik fürchten, aber mit “wir” wird eine universale Gemeinschaft der Mathematik-Hasser suggeriert, und wer sich nicht vor Mathematik fürchtet, ist ein seltsamer Außenseiter.

    Warum schreibt niemand etwas wie: Warum wir Mathematik lieben und Psychologie uns langweilt? Das trifft auf mich zu, aber ich maße mir nicht an, für andere zu sprechen. (OK, Psychologie kann auch interessant sein, aber mein Psychologie-Unterricht in der Schule war ziemlich einschläfernd.)

  6. #6 Laie
    September 15, 2017

    Der Mann hat die falsche Literatur studiert, sonst käme nicht das raus! 🙂

    (Es gibt sehr viel Literatur, inflationär!)

  7. #7 Dr. Webbaer
    September 15, 2017

    Gut wäre den Text des Herrn Thorsten Wilhelmy als solchen aufnehmen zu können, im Web ist er noch nicht verfügbar, oft ist die FAZ so freundlich ihn ein wenig zeitversetzt auch im Web bereit zu stellen, also derartige Texte meinend.
    Es darf diesbezüglich in Lauerstellung verblieben werden.

    Sicherlich sind derartig publizierende Kräfte, bspw. mit Wir-Sätzen und Psychologisierungen / Püschologisierungen nicht immer erträglich.

    Die Mathematik ist allerdings als Fähigkeitslehre primär zu schätzen, nicht zu lieben, und die Püschologie darf zwar geliebt werden, funktioniert aber bidirektional, so dass sich nicht immer Freunde, sich Liebende, zusammen finden können.
    Oft ist die Püschologie etwas für die anderen.

    MFG + schönes Wochenende noch,
    Dr. Webbaer

  8. #8 Robert
    September 17, 2017

    Dr. W.
    Nach der Definition sind fast alle Menschen Püschologen, Autisten und Heilige ausgenommen.
    Wenn Germanisten über Wissenschaft reden, dann wird es halt püschologisch.

  9. #9 Dr. Webbaer
    September 18, 2017

    Es gibt gutes und schlechtes Feuilleton.