Ich war am Ende des Jahres 2018 in Neuseeland und insofern 12 Stunden vor den Europäern im neuen Jahr. Natürlich gibt es viel zu erzählen von der Rückseite der Erde, die Dante noch mit der Hölle ausfüllen wollte, die aber von den dort lebenden Menschen eher als Paradies empfunden wird. Als ich in Neuseeland eintraf, sah ich zuerst ein Schild, auf dem stand, “our glass is half full and the first half was excellent”. Auch scheinen Neuseeländer witzig zu sein. Auf einer Hauswand konnte man lesen, dass Blondinenwitze deshalb kurz sind, damit Männer sie behalten können. Und aus dem schönen Satz “Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters”, der auf Englisch “beholder” heißt, machen die Kiwis “The Beauty lies in the Eye of the beer holder.” Als ich mir ein Bier holen wollte und dazu eine enge Treppe hinabsteigen wollte, kam mir eine Dame entgegen. Als ich versuchte, ihr auszuweichen, lächelte sie und fragte freundlich, “Do you want to dance with me?”
Solche Arten von zwischenmenschlichen Begegnungen wird jeder Reisende und jede Touristin kennen, was mich zu der Meldung bringt, die den Anlass für diesen Text ausmacht. Auf dem Rückflug von Neuseeland, der über Shanghai führte, las ich die Zeitung China Daily und hier die Meldung, dass der Technologiegigant Alibaba ein “Future Hotel” eröffnet habe, in dem Roboter den ganzen Kram des Eincheckens und Abrechnens übernehmen. Kein Mensch mehr am Empfang, und das Unternehmen hofft auf gute Geschäfte, weil das Roboterhotel den Reisenden das nimmt, was Alibaba als “cumbersome aspect of travel”, also als den Teil des Reisens bezeichnet, der Mühe macht und den man leid ist. Das Unternehmen meint tatsächlich “basic human interaction”, also das Treffen von Menschen. Der Mensch als Störfaktor, den man wegschaffen möchte – wenn das die Zukunft meint, ist das Glas halb leer, und die erste Hälfte war zudem bitter. Das könnte die Art Hölle sein, die Dante meinte.
Trotzdem: Alles Gute im neuen Jahr.
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