Es ist Ostern – Ostermontag, um genauer zu sein – und Corona herrscht, also ein Virus. Da könnte man einmal überlegen, ob beide – das Virus und das Osterfest – etwas gemeinsam haben, und wer etwa in dem 2015 erschienenen Buch “Supermacht des Lebens” von Karin Mölling liest und sich mit ihr auf “Reisen in die erstaunliche Welt der Viren” begibt, wird auf Seite 149 fündig. Die Autorin berichtet darin von einem Experiment, bei dem Thierry Heidmann aus Paris sich die Sequenzen im menschlichen Erbgut vorgenommen hat, die offenbar von Retroviren stammen – ihre Genen bestehen aus RNA und können in DNA zurückgeführt werden, was die Vorsilben “Retro” erklärt – und es sich nun in den humanen Chromosomen bequem machen, ohne sich noch zu rühren. Das heißt, im Erbgut des Menschen finden sich tote Viren, und die Frage, die sich Heidmann stellte, ob sie einmal gelebt haben, was bei Viren heißt, dass sie Zellen infizieren und sich mit ihrer Hilfe vermehren können. Heidmann schaute sich einen Haufen von toten Virussequenzen an und rekonstruierte daraus erst im Computer ein Genom, das er dann mit einer Maschine tatsächlich als Erbmolekül anfertigen ließ und in eine Zelle einführte. Und in der Tat. Dieses Biest fing in der es aufgenommen habenden Zelle an, sich zu vermehren und also zu leben. Mit anderen Worten: Im Labor konnte man die Auferstehung von den Toten beobachten, die offenbar am Grund allen Lebens möglich ist. Das unheimliche Ding nannten die Molekularbiologen Phoenix, weil es aus der Asche des menschlichen Genoms gekommen war, in dem es schon lange geschlafen hatte. Übrigens schlafen: Das Wiederbelebungsexperiment oder die Auferstehung eines Toten konnte mit der Sequenz eines anderen Retrovirus wiederholt werden, das von amerikanischen Biologen den Namen “Sleeping Beauty” erhielt. Man hatte es aus seinem Dornröschenschlaf zum Leben erweckt. Irgendwie haben Viren etwas Märchenhaftes an sich, aber das müssen Menschen erst noch lernen. Dabei gibt es mehr Viren auf der Welt als Sterne am Himmel. Aber dahin steigen sie nicht auf. Sie bleiben bei uns.
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