Zu den Gefahren beim jubilierenden Feiern großer Geister gehört es, ihnen zu unterschieben, sie hätten das, was nach ihnen gedacht worden ist, schon vorweggenommen. In seiner ansonsten glänzenden – wenn nicht überragenden – Hegel Biographie, in der Jürgen Kaube die Leser in “Hegels Welt” entführt, meint der Autor in den Schriften des Philosophen Hinweise auf das zu finden, was später Charles Darwin dem werdenden Wissen hinzufügen konnte, nämlich das Werden auch der Organismen und des Lebens. An anderer Stelle ist Kaube vorsichtiger, und er hütet sich zum Beispiel, Hegels Verwendung des Wortes “Quantum” – verstanden als eine qualifizierte Menge, eine Zahl verbunden mit einer Messeinheit – auf die moderne Quantentheorie zu beziehen, aber da hätte ihn etwas locken können. In seiner “Einleitung zur Phänomenologie des Geistes” stellt Hegel Erkennen nämlich erst als ein Werkzeug vor, mit dem sich der Geist “des absoluten Wesens … bemächtigen” möchte (was immer das heißen soll), um dann zu konstatieren: Es “fällt sogleich auf, dass die Anwendung eines Werkzeugs auf eine Sache sie vielmehr nicht lässt, wie sie für sich ist, sondern eine Formierung und Änderung mit ihr vornimmt.” Genau das sagt die Quantenmechanik auch: Da es mindestens ein Quantum der Wirkung zwischen dem Beobachtenden und dem Beobachteten ausgetauscht werden muss, um etwas messen zu können, ändert das Anwenden eines dafür geeigneten Werkzeugs das Objekt der wissenschaftlichen Begierde. Menschen kennen nicht die Welt, wie sie für sich ist, sondern wie sie verändert worden ist. Ob Hegel das wirklich so genau – auf ein Quantum genau – wissen wollte?
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