Als ich das erste Mal etwas über das Immunsystem gelernt habe, musste man zwischen einer zellulären und einer molekularen Antwort des Körpers auf Eindringlinge unterscheiden, wobei die Forschung zudem von B- und T-Zellen berichtet hat, die auf ihre Weise den Krieg im Körper führen, wie man allgemein das Wirken des Immunreaktionen beschrieben hat. Im Rahmen der derzeitigen Pandemie mit einem Virus namens Corona kann man lesen, dass diese Abwehrreihe des Körpers, die man auch als adaptives Immunsystem bezeichnet, erst die zweite Linie ist, die gegen die schädlichen Eindringlinge aufgebaut wird. Dessen Aktionen voraus kommt ein Arsenal zum Einsatz, für das in der Literatur die Bezeichnung “innate immune system” zirkuliert, was man mit eingeborener oder vorgegebener Immunreaktion übersetzen könnte. Dieser evolutionär offenbar uralte Verteidigungsmechanismus erweist sich dabei nicht nur als ein stures Bollwerk, sondern als ein flexibles Geschehen, das trainiert werden kann und ein eigenes Gedächtnis entwickelt (Details zum Beispiel in New Scientist, Ausgabe vom 3.4. 2021, S. 40 ff). Diese Feststellung hat den öffentlich kaum zu hörenden Gedanken aufkommen lassen, dass man sich vor Corona oder kommenden Infektionsherden schützen kann, wenn man diese erste natürlich Abwehrreihe des Immunsystems zeitig trainiert, zum Beispiel durch eine einfache Grippeschutzimpfung. Es gilt, sowohl den adaptiven als auch den eingeborenen Schutzmechanismus in Gang zu bekommen, um vor Viren geschützt zu sein, und vielleicht kommt am Ende der Corona Pandemie tatsächlich ein neues Verständnis des Immunsystems und die Art zustande, wie mit seiner Hilfe die Gesundheit bewahrt und gestärkt werden kann.
Stichwort: Verständnis des Immunsystems. Die mit ihm möglichen Abwehrreaktionen werden seit ihrer Entdeckung mit militärischen Metaphern beschrieben, weil die ersten Einsichten in bedrohlichen Zeiten und in Staaten gelungen, die sich kriegerisch gegenüberstanden und bereit zum Kampf waren. Im 20. Jahrhundert hat man vorgeschlagen, statt der militärischen Sprache mit Kriegen im Körper eine ökoklogische Nomenklatur mit Bemühen um ein Gleichgewicht des organischen Lebens einzuführen. Im Angesicht der Pandemie zieht sich dieser Gedanke hinter die Kampflinien zurück. Aber wahrscheinlich können Menschen Viren nicht besiegen. Sie müssen mit ihnen zusammenleben. It takes two to tango – auf jeder Ebene.
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