Von einem Stein der Weisen, einem lapis philosophorum, haben sicher schon viele Menschen gehört. Er spielte in der alte Alchemie eine Rolle und sollte wertloses Material wie Blei in ein wertvolles Element wie Gold verwandeln, was in den Rauchlöchern der frühen Alchemisten vergeblich versucht wurde und erst in den Laboratorien der Hochenergiephysik zu klappen scheint. Der amerikanische Physiker Frank Wilczek (Nobelpreis 2004) meint in seinem Buch “A beautiful question”, einen besonderen Stein der Weisen erkennen zu können, wie gleich erläutert wird. Die schöne Frage, die Wilczek vor Augen schwebt, lautet, “Ist die Welt eine Verkörperung schöner Ideen?”. Oder anders, “Ist die Welt ein Kunstwerk?” Frühere Generationen haben solche Fragen mit Gott in der Hauptrolle gestellt und zum Beispiel wissen wollen, ob Gott eher ein Handwerker oder ein Künstler – nicht zuletzt ein Dichter – war, aber Wilczek kommt ohne solch einen Schöpfer aus, wobei er in früheren Büchern davon gesprochen hat, dass man im Innersten der Welt “embodied ideas” findet, also verkörperte Ideen, womit er konkret meint, dass das Quark-Gluonen-Plasma in den Kernteilchen am besten als die Lösung der Gleichungen verstanden werden kann, die solch ein Plasma beschreiben. Das Ideale wird das Reale, das zum Stein der Weisen führt. Um von ihm zu sprechen, schlägt Wilczek vor, das Spektrum des Lichts – die Spektralfarben – als sein Periodensystem anzusehen, um dann überlegen zu können, wie man eine Farbe in eine andere verwandeln kann, wozu ja im Sinne der Alchemisten ein Stein der Weisen benötigt wird. Er ist in dem Fall nicht zu übersehen, denn wer einen Lichtstrahl beobachtet, sieht ihn zwar mit stets konstanter Geschwindigkeit unterwegs, aber wenn sich Beobachter bewegen, sehen sie immer andere Farben. Der Stein der Weisen ist also die Bewegung der Menschen, was schon schön genug ist. Nun kann man aber das Konzept der Bewegung nicht außen festhalten, weil Menschen auch innere Bewegungen kennen, was den Gedanken erlaubt, dass auch dieses innere Bewegen zu Farben führt. Es sind dann die Farben eines bunten Lebens, wie man es aus sich heraus führen kann. Eine schöne Idee. Wer will da noch eine schöne Frage stellen?
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