Dieser Anblick ist für mich etwas gewöhnungsbedürftig, aber offen gesagt, wenn damit rot-grün-farbendblinde Menschen erkennen können worum es in diesem Bild geht, gewöhne ich mich sehr gerne an diese Farbpalette. Wenn man statt der Kamera seine eigenen Augen benutzt um das Fluoreszenzlicht zu betrachten, sieht man natürlich die “echte” Farbe des Farbstoffs. An dieser Stelle kam es des öfteren zu Missverständnissen zwischen meinen Kollegen und mir. Der oben angesprochene Farbstoff Alexa Fluor 568 erscheint beim Blick ins Okular rot/orange, und wird daher folgerichtig von meinen Biologen-Kollegen als roter Farbstoff bezeichnet. Mein Blickwinkel auf Farbstoffe ist ein anderer. Da ich von der Aufbauseite aus denke, haben Farbstoffe für mich immer die Farbe, die sie zur Anregung benötigen. Im Fall von Alexa Fluor 568 ist das grün. Über unterschiedliche Sichtweisen in verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen habe ich etwas in Die Frage nach der Wissenschaft, der Kommunikation und dem ganzen Rest geschrieben.
Ob man nun die Farbstoffe nach Anregungsfarbe oder Fluoreszenzfarbe benennt kommt also auf die Sozialisation im jeweiligen Wissenschaftsfeld an. Vermutlich werden die meisten hier sagen, dass die Farbstoffbenennung nach der Fluoreszenzfarbe wohl die praktikabelste ist, schließlich sieht man diese Farbe wenn man mal durch das Mikroskop schaut. Aber damit macht ihr euch die Sache ein wenig einfach. Ich will damit nicht sagen, dass meine Farbinterpretation von der Anregungsseite besser ist, ich würde euch hingegen gerne zeigen wie die Farbstoffe aussehen, wenn man sie in die Probe bringt.
Um wieder das Beispiel von oben aufzugreifen: Der Farbstoff Alexa Fluor 568 wird mit grünem Licht angeregt, fluoresziert orange/rot und hat als Substanz die Farbe magenta. Ich würde behaupten, dass jede Farbbezeichnung ihre Berechtigung hat. Welche am sinnvollsten ist hängt dann stark davon ab was man mit den Farbstoffen macht.
Das Fluoreszenzmirkoskop
Bevor ich mich aber in philosophischen Fragen über Farben verliere möchte ich noch kurz den generellen Aufbau eines Fluoreszenzmirkoskops beschreiben. In den meisten Fällen besteht so ein Mikroskop aus einer weißen Lichtquelle, einem Anregungsfilter, einem Strahlteiler (dichroitischer Spiegel), Objektiv, Probe, Sperrfilter, Okular und Detektor. Das weiße Licht fällt auf den Anregungsfilter, der nur Licht durchlässt, dass für die Anregung eines Farbstoffs geeignet ist. Der Strahlteiler ist speziell beschichtet, so dass er für bestimmte Wellenlängen als Spiegel funktioniert und andere Wellenlängen durch lässt. Für das Anregungslicht wirkt der Strahlteiler als Spiegel und schickt es durch das Objektiv auf die Probe. Das Fluoreszenzlicht kommt von der Probe durch das Objektiv und wird vom Strahlteiler durchgelassen. Der Sperrfilter blockt nun jede Wellenlänge die nicht zum Fluoreszenzlicht passt. Das ist Notwendig, da das Fluoreszenzlicht weitaus schwächer ist als das Anregungslicht und ein Teil von zuletzt genanntem auch von der Probe reflektiert wird. Schließlich geht das Fluoreszenzlicht durch das Okular auf den Detektor, der entweder eine schwarz-weiß Kamera ist oder das Auge. Visuell zusammen gefasst ist das im folgenden Bild von Wimox.
In so gut wie allen Forschungsmikroskopen sind Anregungsfilter, Strahlteiler und Sperrfilter in einem Filterwürfel verbaut. Diese Filterwürfel können von einem Karussell sehr schnell ausgetauscht werden, so dass man für jeden Farbstoff einen passenden Filtersatz verwendet. Wie diese optischen Filter und Strahlteiler genau funktionieren ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Wissenschaft für sich und verdient einen eigenen Artikel.
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