Ein Gastbeitrag von Daniel Kürner, Student der Medizinischen Informatik an der Technischen Universität Wien, mit fachlicher Unterstützung von Corinna Kainrad, Studentin der Diätologie an der Fachhochschule St. Pölten

 

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Nach einem 7 Millionen Euro schweren Mediainvestment bei der Puls-4-Show „2 Minuten 2 Millionen“ wurde das Jungunternehmen Kiweno, das Tests zur Bestimmung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten anbietet, als Rekord-Start-up gefeiert. Kiweno ist angetreten, die „individuelle Gesundheitsvorsorge zu revolutionieren“, doch nun melden sich immer mehr kritische Stimmen aus der Wissenschaft zu Wort und weisen darauf hin, dass derartige Tests nutzlos sind.

Hintergrund: Was sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten?

Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten reagieren empfindlich auf bestimmte Nahrungsbestandteile. Man unterscheidet hierbei immunologische und nicht-immunologische Reaktionen. Bei einer Nahrungsmittelallergie lösen allergene Inhaltsstoffe eine Immunreaktion aus und der Körper bildet IgE-Antikörper, die sich mit einer Blutabnahme nachweisen lassen. Ein Beispiel hierfür ist die Erdnussallergie, bei der es zu einem schweren anaphylaktischen Schock kommen kann. Zöliakie ist ebenfalls eine immunologische, jedoch nicht-IgE-vermittelte Reaktion. Dabei kommt es zu einer lokalen Entzündung der Dünndarmschleimhaut und zu einer Schädigung der Darmzotten. Im Gegensatz dazu haben Nahrungsmittelintoleranzen keinen immunologischen Hintergrund. Bei einer Fructosemalabsorption kann der Dünndarm den zugeführten Fruchtzucker nicht aufnehmen, sodass dieser in den Dickdarm gelangt und dort zu Problemen führt. Bei einer Laktoseintoleranz kann Milchzucker aufgrund eines Enzymmangels nicht verdaut werden.

Bluttest auf Basis von IgG4

Mit all dem hat der Kiweno-Bluttest nichts zu tun. Auch wenn Kiweno angibt, auf über 70 Nahrungsmittelbestandteile zu testen, kann der Nutreos-Test keine dieser Nahrungsmittelunverträglichkeiten feststellen, denn er arbeitet auf Basis von IgG4-Antikörpern. Diese Methode ist seit langem bekannt, das Innovative an Kiweno ist also nicht ein neu entwickeltes Testverfahren, sondern die Online-Plattform, auf der die Laborergebnisse aufbereitet werden. Dementsprechend besteht auch das Team von Kiweno hauptsächlich aus Marketing-Leuten und Softwareentwicklern.

Das Problem an Tests auf Basis von IgG bzw. IgG4 ist, dass diese nichts über vermeintliche Unverträglichkeiten aussagen und zu unnötigen Einschränkungen führen, wie die Diätologin Johanna Lhotta im Profil aufklärt. Wissenschaftler und Allergologenverbände sind sich einig, dass diese Antikörper zur Abklärung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten untauglich sind – genauso wie Austestungen mittels Kinesiologie, Bioresonanz oder Elektroakupunktur, die bestenfalls Zufallstreffer erzielen.

Wenig aussagekräftige Testergebnisse

Bevor ein medizinischer Test zur Diagnose von Erkrankungen eingesetzt wird, sollte er zeigen, dass er zuverlässig reproduzierbare Ergebnisse liefert und auch tatsächlich das misst, was er vorgibt zu messen. Er sollte vorhandene Erkrankungen nicht übersehen (Sensitivität), aber auch nicht überreagieren, wenn die Erkrankung gar nicht vorliegt (Spezifität). Für Tests auf Basis von IgG bzw. IgG4 wurde gezeigt, dass dies nicht geleistet werden kann. Aufgrund der fehlenden Aussagekraft werden diese Tests in der evidenzbasierten Medizin mit gutem Grund nicht angewendet. Wie wenig aussagekräftig die Testergebnisse von Kiweno sind, offenbart ein Versuch in der Futurezone. Ein Proband schickte je eine Blutprobe von seiner linken und seiner rechten Hand ein, mit dem verblüffenden Ergebnis, dass die linke Hand auf 9 Nahrungsmittelbestandteile reagiert, während die rechte Hand 38 Unverträglichkeiten aufweist – für Kiweno ein bedauerlicher Einzelfall.

Kiweno gibt zu, dass der Test „umstritten“ sei und in Diskussion stehe. Mit der Aussage, dass er wissenschaftlich „noch nicht bewiesen“ sei, verkennt man aber den Stand der Forschung. Es ist nicht so, dass die Evidenz für den IgG4-Test einfach nur noch fehlen würde, sondern es ist ganz im Gegenteil belegt, dass derartige Tests keinen diagnostischen Nutzen bieten. In der Wissenschaft herrscht Konsens darüber, dass IgG4-Tests als Indikator für Nahrungsmittelunverträglichkeiten untauglich sind, da hohe IgG4-Werte nicht mit klinischen Symptomen korrespondieren. IgG4-Antikörper weisen meist nicht auf einen Krankheitsprozess hin, sondern sind eine natürliche immunologische Antwort auf den Kontakt mit Nahrungsmittelbestandteilen. Man könnte sagen: Der Test zeigt, was man gegessen hat. Paradoxerweise kommen einige wissenschaftliche Studien mit Allergikern sogar zum Ergebnis, dass IgG-Antikörper als Marker dafür dienen können, dass man ein Lebensmittel verträgt – also zum Gegenteil dessen, was Kiweno behauptet. In diesen Studien stiegen mit zunehmender Toleranz auch die IgG-Werte an.

Kiweno hält fest, dass für die Allergologen-Leitlinie, die die Bestimmung von IgG4-Antikörpern zum Nachweis einer Nahrungsmittelunverträglichkeit als irrelevant erachtet, nicht sämtliche zur Verfügung stehenden Daten berücksichtigt wurden, und führt zwei Studien auf seiner Website an. Dass die Studie von Atkinson et al. (2004) mit Reizdarmpatienten unerwähnt bleibt, stimmt nicht. Sie wird in der Allergologen-Leitlinie angesprochen, jedoch werden die Schlussfolgerungen aufgrund von methodischen Mängeln in Frage gestellt. Laut Kiweno attestiert eine Studie von Bernardi et al. (2008) dem IgG4-Test eine gute diagnostische Genauigkeit und klinische Relevanz. Genau das wird von den Studienautoren selbst jedoch verneint! Die Angabe von Sensitivität und Spezifität alleine reicht nicht. Berücksichtigt man die niedrige Prävalenz von Nahrungsmittelunverträglichkeiten, ergibt sich nur ein geringer positiver Vorhersagewert. Das heißt, dass der Test viele falsch-positive Ergebnisse liefern wird. Auch wenn der Test positiv ausfällt, hat man die angezeigte Unverträglichkeit mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht. Bernardi et al. (2008) kommen zum Schluss, dass der Test zur Bestätigung einer Unverträglichkeit oder gar für ein Screening der Allgemeinbevölkerung nicht angewendet werden sollte.

Gegen den Forschungsstand

Unterdessen kämpft Kiweno weiterhin gegen den Forschungsstand an und argumentiert ganz in Alternativmediziner-Manier: „Was heute als nicht wissenschaftlich gilt, kann morgen schon der Goldstandard sein.“ Wissenschaftliche Erkenntnisse seien „im Fluss“. (Mit dem Fließenden scheint man sich bei Kiweno auszukennen: Das „Ki“ in Kiweno steht für den japanischen Begriff der Lebensenergie.) Auch die Akupunktur sei früher „ausgegrenzt und verteufelt“ worden, heute sei sie aber anerkannt. Kiweno meint, im medizinischen Bereich sei man eben „nicht so innovationsoffen wie anderswo“. Die Ablehnung der Allergologen rühre auch daher, dass Kiweno in ein bereits besetztes Geschäftsfeld „reingehen“ würde. Kiweno entwickle die Tests für jene Menschen, die dem „Gott im weißen Kittel“ nicht mehr vertrauen und der „Allmacht der Pharmariesen und Ärztevereinigungen“ entkommen wollen. Seltsam: Kiweno „erhebt nicht den Anspruch, im klinischen Sinne zu heilen“ und empfiehlt zur Abklärung von Beschwerden dann doch, einen Facharzt aufzusuchen.

Positive Rückmeldungen

Auch wenn die Tests „umstritten“ seien, gelinge es Kiweno, die Menschen dazu zu motivieren, sich mit Ernährung und Gesundheit auseinanderzusetzen. Mitgründerin Bianca Gfrei verweist auf zahlreiche positive Rückmeldungen und überzeugende Resultate. „Warum sollten wir also einen Test, der in der Praxis zum Wohlbefinden vieler Menschen beiträgt, nicht anbieten?“ Dass sich eine Ernährungsumstellung positiv auswirken kann, steht außer Frage. Dennoch gibt es ethische Bedenken: Kiweno verdient an der Verunsicherung der Anwender. Den Kunden werden Unverträglichkeiten eingeredet, auch wenn sie gar nicht betroffen sind. Es wird keine zuverlässige Austestung verkauft, sondern eine „Modekrankheit“. Viele Menschen sehen in einer Liste zu meidender Lebensmittel eine vermeintliche Lösung für allerlei gesundheitliche Beschwerden. Eine auf beliebigen Ergebnissen aufbauende Diät schränkt die Lebensqualität der Betroffenen allerdings unnötig ein. Ein enttäuschter Anwender bezeichnet das Marketing als „extrem dreist und unehrlich“ und findet die irreführenden Informationen auf der Website „vollkommen daneben“.

Dubiose Allergietests

Mit dubiosen Allergietests verdienen Ärzte, Heilpraktiker und Labore in Deutschland etwa 10-20 Millionen Euro pro Jahr. Solche Tests erfreuen sich besonders im alternativmedizinischen Bereich großer Beliebtheit, wo sie mitunter mit wissenschaftlich klingenden Erklärungen angepriesen werden. Es wird beispielsweise behauptet, man teste auf verzögerte Reaktionen, sogenannte Typ-3-Allergien. Der Allergologe Jörg Kleine-Tebbe stellt klar: „Allergien vom Typ III gegen Nahrungsmittel gibt es praktisch nicht. Das ist eine reine Erfindung.“

In genau diese Kerbe schlägt auch Kiweno und möchte mit seinem „einzigartigen Testverfahren“ angebliche Typ-3-Allergien aufspüren. Zur Verteidigung des IgG4-Tests verweist man auf das laut Selbstbeschreibung führende Labor im Bereich der „wissenschaftlich basierten Komplementärmedizin [sic]“ (GANZIMMUN), auf ein Labor für „komplementärmedizinische Diagnostik“ (Labor Dr. Bayer) und auf ein Labor mit einem Schwerpunkt im Bereich der „naturheilkundlichen Labordiagnostik“ (Biovis), das als Partnerlabor von Kiweno auch die Auswertung der Blutproben vornimmt.

Das angebliche Leaky-Gut-Syndrom

Kiweno erklärt, dass Nahrungsmittelunverträglichkeiten auf feine Risse in der Darmschleimhaut zurückzuführen seien. Der moderne Lebenswandel mit einseitiger Ernährung und Antibiotika würden die Darmschleimhaut schädigen und durchlässig machen. Dadurch würden Nahrungspartikel, Toxine und Schwermetalle in die Blutbahn gelangen und eine chronische Entzündung verursachen, die zu diffusen Beschwerdebildern führen soll. Kiweno spricht vom sogenannten „Leaky-Gut-Syndrom“ und bietet auch dafür einen Bluttest an, der die Durchlässigkeit des Darms bestimmt. Dieser Bluttest sei eine „sehr gute Methode, um ein Leaky Gut Syndrom festzustellen“, behauptet Kiweno.

Die Ausführungen über das Leaky-Gut-Syndrom erscheinen auf den ersten Blick plausibel und klingen nach einer handfesten Erkrankung. Nur: Das Leaky-Gut-Syndrom gibt es in dieser Form gar nicht! Die Existenz eines Leaky-Gut-Syndroms wird gerne von Alternativmedizinern behauptet, um fragwürdige Therapien und Produkte zu verkaufen. Verschiedenste Erkrankungen wie Migräne, Asthma, Multiple Sklerose oder Autismus werden von den Verfechtern auf das Leaky-Gut-Syndrom zurückgeführt. Heilung sollen spezielle Nahrungsergänzungsmittel, Kräutermischungen und Diäten bringen. Wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit solcher Maßnahmen gibt es nicht. Übrigens: Auch bei Kiweno ist der Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln für Betroffene angedacht.

Ein Körnchen Wahrheit steckt dennoch in den Behauptungen. Es ist bekannt, dass Alkohol und Medikamente wie Aspirin und Ibuprofen die Darmschleimhaut schädigen und vorübergehend zu einer erhöhten Durchlässigkeit führen. Auch von Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie weiß man, dass sie mit einer Schädigung der Darmwand einhergehen. Der Kiweno-Bluttest verwendet als Marker für die Darmdurchlässigkeit vermutlich das Protein Zonulin, das an der Regulation der Öffnung der Zellzwischenräume des Darmepithels beteiligt ist. Es konnte gezeigt werden, dass Zonulin im Blut von Zöliakie-Patienten in höherer Konzentration vorkommt, Ursache und Wirkung sind jedoch noch nicht restlos geklärt. Ob diese vorläufigen Ergebnisse neue Wege in der Diagnose und Behandlung von Autoimmunerkrankungen eröffnen, ist Gegenstand aktueller Forschung. Für die Diagnose oder gar Behandlung eines spekulativen Leaky-Gut-Syndroms ist es definitiv zu früh.

Hang zu fragwürdigen Heilverfahren

Im Kiweno-Expertenbeirat, dem im Profil „Unterhaltungswert“ zugeschrieben wird, ist man anscheinend durchaus offen für Therapien ohne nachgewiesenen Nutzen. Dr. Roland Fuschelberger, der ärztliche Leiter von Kiweno und Vater eines Mitgründers, führt auf seiner Website zahlreiche pseudomedizinische Leistungen an. Er bezeichnet sich als Coach für die (esoterische) Spiegelgesetz-Methode® und bietet neben Entgiftungs- und Entschlackungskuren auch eine „biologische intravasale Lasertherapie“ zur Stärkung des Immunsystems an. Diese Laserbestrahlung des Blutes („Blutakupunktur“) soll „im Sinne einer energetischen Systemakupunktur“ bei einer breiten Palette von Erkrankungen helfen, auch begleitend bei Krebs. Die Methode wird mit den Mitochondrien erklärt, die die Lichtquanten aufsaugen würden. Eine Wirksamkeit des Verfahrens ist freilich nicht nachgewiesen.

Mithilfe der „Pain Neutralisation Technique“ (PNT) sollen Schmerzen durch Berühren und Beklopfen von Reflexzonen innerhalb von Sekunden zum Verschwinden gebracht werden. Diese Wunderkur kann man angeblich ganz einfach per DVD-Kurs erlernen. Erfahrungsberichte bezeugen, wie phänomenal, revolutionär und unglaublich die Behandlung sein muss. Im Kleingedruckten der wenig Vertrauen erweckenden Website wird man dann aber darauf hingewiesen, dass es sich bei PNT um keine medizinische Methode zur Diagnose, Behandlung oder Heilung von Krankheiten handelt. Die dargestellten Fälle seien „nicht typisch“, Ergebnisse werden keine garantiert. Die PNT-Methode wird in Redmond an der „ganzheitlichen“ Tahoma-Klinik – die übrigens auch einen eigenen Shop für Nahrungsergänzungsmittel führt – praktiziert, und zwar von ihrem medizinischen Direktor Gastón Cornu-Labat. Dieser wird ebenfalls im Kiweno-Expertenbeirat angeführt.

Gefährlich wird es, wenn Dr. Fuschelberger sogenannte „bio-identische Hormone“ als nebenwirkungsarme Alternative zur konventionellen Hormonersatztherapie propagiert. Dabei wird suggeriert, dass bestimmte „natürliche“, aus Pflanzen gewonnene Hormone wirksamer und sicherer wären als synthetische Hormone. Diese Therapieform sei aufgrund der „kommerziellen Interessen der Pharmaindustrie“ aber nur wenig bekannt. Der Begriff wurde von Jonathan Wright, dem Gründer der Tahoma-Klinik, geprägt. Für die meisten Behauptungen gibt es keine wissenschaftliche Grundlage. Patientinnen werden dazu verleitet, das Risiko zu unterschätzen, obwohl mit demselben Nebenwirkungsprofil wie in der herkömmlichen Hormonersatztherapie zu rechnen ist. Von wissenschaftlicher Seite wird auch kritisiert, dass mit einem einfachen Speicheltest gearbeitet wird, der als unzuverlässig gilt.

Fazit

Wir sind uns sicher, dass das Kiweno-Team mit Herzblut bei der Sache ist und an sein Produkt glaubt, doch die Ergebnisse des Kiweno-Bluttests lassen leider keine sinnvolle Interpretation zu. Vieles deutet darauf hin, dass die Kiweno-„Experten“ der Alternativmedizin näher stehen als der wissenschaftlichen Medizin. Wenn Kiweno ernst genommen werden will, sollte es sich unbedingt seriöses medizinisches Know-how an Bord holen. Menschen mit gesundheitlichen Problemen sollten derweil Ärzte oder Diätologen aufsuchen, die ihnen keine ungerechtfertigten Nahrungsmittelunverträglichkeiten einreden, sondern ihre Beschwerden ernst nehmen.

Kommentare (24)

  1. #1 rolak
    21. Mai 2016

    Nach einem 7 Millionen Euro

    Oh ist das ätzend (keine Panik, liebe Autor*en: von mir für mich): Wohl aufgrund der Kombination Präposition+Menge war der erste LeseEindruck ‘Nach 7 Millionen Jahren’ :‑)

    Die rationale Durchleuchtung, die Frage nach der Faktenlage ist für die Kundschaft generell dann irrelevant bzw wird sogar als unverschämte Aggression wahrgenommen, wenn es um Geschäftsmodelle geht á la “Wir sagen Ihnen, was Sie hören wollen”, ganz besonders in der Ausprägung “..und beteuern Ihnen, es sei wissenschaftlich”. Schlicht weil es nicht um die zu erforschende Welt, sondern um zu verteidigende Eigenwelten geht.

    ein bedauerlicher Einzelfall

    Das sind immer bedauerliche Einzelfälle, die als Ausnahme sogar die Regeln bestätigen, fragt mal Vertreter einer etwas länger etablierten KonkurrenzBranche, der Astrologie…

    Vielen Dank für die schöne Zusammenstellung der Studienlage!

  2. #2 Laie
    21. Mai 2016

    Ich fasse mal zusammen 🙂

    Esotherrische Schwingungen sollen das Wohlbefinden steigern. Mit Bioresonanz lassen sich böse Schlacken im Körper schneller lösen und mit der “Klopf-dich-gesund-Methode” restlos aus dem Körper befördern.

    Speziell hochenergetische Rosenquarzkristalle schützen vor bösen Bildschirmstrahlen und Blutakupunktur macht das Immunsystem ganz stark.

  3. #3 Spritkopf
    21. Mai 2016

    Theranos anyone?

  4. #4 rolak
    21. Mai 2016

    ?

    Sachma Spritkopf, führst Du das als Beleg für eine Analogie an, nur daß bei den findigen Österreichern das magische Gerät durch einen echten Test mit echten (wenn auch für die Fragestellung völlig irrelevanten) Ergebnissen ersetzt wurde, mithin ein Punkt weniger zum Hebelansetzen ist? Dann hätten sie aber sicherlich ein Problem mit dem Copyright auf dies Geschäftsmodell, welches seit spätestens der Altsteinzeit in festen Händen ist – das dürfte es ausgleichen.

    Von Theranos hatte ich iirc noch nie gehört – die Welt des Clan der trickster ist derart vielfältig…

  5. #5 roman
    21. Mai 2016

    das nächste österreichische Startup scharrt schon in den Löchern, um nicht zu halten was es verspricht….

    wird hier zerlegt:
    https://youtu.be/aPvXnmBIO7o

  6. #6 Spritkopf
    21. Mai 2016

    @rolak

    nur daß bei den findigen Österreichern das magische Gerät durch einen echten Test mit echten (wenn auch für die Fragestellung völlig irrelevanten) Ergebnissen ersetzt wurde

    Soweit ich informiert bin, verwendet auch Theranos nicht die Methoden, mit denen üblicherweise die echten Esoteriker auftreten. Ihre Bluttests basieren also nicht auf irgendwelchen geistartigen Kräften, die von den Homöopathen, Granderwasser-Verkäufern oder sonstigen Schwurbelkönigen beschworen werden.

    Elisabeth Holmes, die Gründerin, behauptet, dass ihre Bluttests eine ähnliche Methodik aufweisen würden wie die ganz normalen und anerkannten Bluttests, die von den Testlabors durchgeführt werden. Mit den zwei großen Unterschieden, dass ihre Bluttests mit einem kleinen Tröpfchen Blut aus dem Finger funktionieren würden statt mit 50 ml Blut aus der Armvene wie bei den Labors und dass dieser Tropfen Blut von einem Chip in einem Gerät so klein wie ein Desktopcomputer analysiert werden könne statt aufwendig mit diverser Indikatorchemie.

    Schall und Rauch nichtsdestoweniger.

  7. #7 Michel
    21. Mai 2016

    Für Menschen, die zu hysterisch sind, sich einen Ernährungsplan selbst zusammen zu stellen, sind doch solche nutzlosen Tests lebensnotwendig.

  8. #8 rolak
    21. Mai 2016

    eine ähnliche Methodik

    Nu ja, hinter Deinem link ist zu lesen

    the company voided and revised two years of results from its Edison blood-testing devices

    was den Test doch zu einem Hirngespinst ohne Aussage degradiert. Also mehr fahles Echo mit Gemüffel von Schall und Rauch.

  9. #9 noch'n Flo
    Schoggiland
    21. Mai 2016

    Wie wäre es, wenn man mal (möglichst öffentlichkeitswirksam) die Investoren der 7 Millionen dieses Start-ups darüber informieren würde, dass sie in einen Betrug investiert und sich damit möglicherweise sogar strafbar gemacht haben. Sollte für die GkD doch machbar sein, oder?

  10. #10 Spritkopf
    21. Mai 2016

    @rolak
    Der Witz ist, dass diese Tests höchstwahrscheinlich gar nicht auf Theranos-Geräten gemacht wurden, sondern auf herkömmlichen Geräten von Siemens und anderen Medizingeräteherstellern. Das Problem dabei ist, soweit ich das aufgefasst habe, dass man nicht wie in der üblichen Laborpraxis mit relativ viel Blut aus der Armvene gearbeitet hat, wie in meinem letzten Kommentar beschrieben, sondern mit stark verdünnten Blutproben aus dem Finger. Somit sind quantitative Bestimmungen von irgendwelchen Inhaltsstoffen im Blut extrem ungenau und nicht aussagekräftig, zumal Blutproben aus dem Finger auch noch Gewebeflüssigkeit enthalten, die die Ergebnisse nochmals verfälschen. Ich schätze aber, noch’n Flo wird das viel besser erklären können als ich mit meinen extrem beschränkten Kenntnissen.

  11. #11 rolak
    21. Mai 2016

    höchstwahrscheinlich gar nicht

    Jo, wie berichtet 94% outsourced. Eigentlich keine schlechte Idee, ein teures SpezialSupiDupiVerfahren anzubieten und dann die Ergebnisse von günstigen 0815-Laboren ausbrüten zu lassen…

  12. #12 WolfgangM
    21. Mai 2016

    Da gibt es einen Passus im Ärztegesetz, dass die Ausübung der Medizin Ärzten vorbehalten ist- dazu gehört ja auch jegliche medizinische Diagnostik. Und wie stehts da mit der Verschwiegenheitspflicht- was machen die mit den Daten? Was macht die Qualitätskontrolle?

    Rätsel über Rätsel.

    Erinnert ein wenig an das Al-Ex Institut der “Medizinjournalisten” Bert Ehgartner der hat unsinnige Aluminium Bestimmungen im Harn zu Höchstpreisen angeboten. Nach zarten Fragen zur Gesetzeskonformität ist das Ganze hinter einer pay wall verschwunden- nur mehr für zahlende Mitglieder zugänglich.

  13. #13 Lercherl
    22. Mai 2016

    Gegenüber Theranos sind das ja blutige Anfänger. 7 Millionen verbraten, das ist ja läppisch! Theranos hat es geschafft, 700 Millionen oder so durchzubringen. Holmes, this is amazing!

    Oligoscan ist auch so eine Firma, die mir reichlich verdächtig vorkommt.

  14. #14 Agata
    Wien
    25. Mai 2016

    Bianca Gfrei von kiweno referiet übrigens an der TU Wien zum Thema “Disrupting Healthcare: How to Transform your Problem into a Business” am Mittwoch, den 1. Juni 2016 um 17:00 Uhr an der TU Wien https://www.eventbrite.com/e/i2cfoundertalk-disrupting-healthcare-how-to-transform-your-problem-into-a-business-by-bianca-gfrei-tickets-24282402319 Vielleicht eine gute Möglichkeit, diese Dinge anzusprechen?

  15. #15 Dr. Hans-Werner Bertelsen
    27. Mai 2016
  16. #16 Gast
    30. Mai 2016

    Gehört vielleicht nicht ganz zum Thema, aber zur Arbeitsweise von Kritikern:
    https://science.orf.at/stories/2776800/

    Im alternativ Bereich findet man oft nur einzelne Personen oder Institute welche auf Eigeninitiative Forschung betreiben. Deshalb ist es normal dass die Qualität der Arbeitsergebnisse unter dem Industriestandard liegen und deshalb in erster Linie “mangelhaft, fehlerhaft” sind (was normal ist).

    “mangelhaft bzw. fehlerhaft” bedeutet aber nicht zwangsweise “falsch” bzw. “falisifiziert”, sondern dass weitere Untersuchungen notwendig sind.

    Es ist sehr leicht zu beobachten, dass Kritiker die Psychologie von “mangelhaften, fehlerhaften” Abläufen, masslos ausnützen und deshalb gezielt nach Mängel suchen. (was natürlich auch nicht schwer ist)

    Diese werden dann in blasphemischer Form veröffentlicht.

    so liest man desöfteren auf psiram:”Dr.xxxx musste schlussendlich ´resiginiert´ zugeben, dass”

    Die meisten “bekennenden” Kritiker nutzen dies aus umso gezielt Personen schikanieren zu können. Dabei werden auch anerkannte Autoritäten von Akademien eingesetzt um in der Öffentlichkeit der Schikane einen seriösen wissenschaftlichen touch zu geben.

    Prüft man kritisch nach, muss man feststellen dass auch die Arbeitsweise des Kritikers selbst meist als
    “äußerst mangelhaft” anzusehen ist. (Drücken einfach nur die Kopiertaste und versenden massenweise irgendwelche Links – wo “Fehler” gefunden wurden).

    Auch wenn es “seriöse Kritiker” nicht gerne hören, aber:
    Die meisten Behauptungen im Eso-Bereich lassen sich nicht überprüfen bzw. klar falsifizieren.
    Beispiel: Akte Astrologie
    Welcher Statistik soll ich nun glauben ?

  17. #17 rolak
    30. Mai 2016

    in erster Linie “mangelhaft, fehlerhaft” sind (was normal ist).

    moin Gast, daß das normal ist, liegt entweder an der höchst rudimentären Vorbildung der Studienautor*en – oder ist Vorsatz, da bei solchen Veröffentlichungen für die Klientel ein guter Eindruck ausreicht. Denn kompliziert wäre es nun wirklich nicht – selbst Schüler/innen liefern methodisch korrekte Arbeiten ab.

    “mangelhaft bzw. fehlerhaft” bedeutet aber nicht zwangsweise “falsch” bzw. “falisifiziert”..

    Ein äußerst wackeliger Strohmann, denn dies hat sicherlich kein ernstzunehmender Mensch behauptet – doch immerhin deklassiert dies die Arbeit zu ‘aussagelos’, was schon vernichtend genug ist.

    ..sondern dass weitere Untersuchungen notwendig sind

    non sequitur. Das einzige, was daraus folgt ist ein Bedarf an sauberem methodischen Arbeiten. Was allerdings typischerweise die behaupteten Effekte verschwinden läßt.

    Die meisten Behauptungen im Eso-Bereich lassen sich nicht überprüfen bzw. klar falsifizieren.
    Beispiel: Akte Astrologie

    Völliger Quatsch – just dieses Beispiel ist überprüft worden. Vor mindestens sieben Jahren schon.

    Aber jammer ruhig weiter, kein Problem!

  18. #18 noch'n Flo
    Schoggiland
    30. Mai 2016

    @ Gast:

    Im alternativ Bereich findet man oft nur einzelne Personen oder Institute welche auf Eigeninitiative Forschung betreiben.

    Schon diese Prämisse ist falsch: insbesondere im Bereich der sog. “Alternativmedizin” gab und gibt es jede Menge Forschung, auch von Universitäten. Aber wo nichts zu beweisen ist, ist nun einmal nichts. Das musst selbst Du einsehen.

  19. #19 Daniel Kürner
    6. Juni 2016

    In der Sendung “Faszination Wissen” zum Thema Unverträglichkeiten wird die Kiweno-Website als Beispiel für widersprüchliche und unseriöse Ratgeberseiten gebracht, die zur Verunsicherung der Patienten beitragen. Weiters wird erklärt, warum IgG4-Tests problematisch und klar abzulehnen sind. (Ab Minute 16.)
    https://www.br.de/mediathek/video/sendungen/faszination-wissen/unvertraeglichkeit-lebensmittel-allergie-video-100.html

    Bei Medizin transparent gibt es einen aktuellen Beitrag zum Mythos Leaky-Gut-Syndrom:
    https://www.medizin-transparent.at/leaky-gut-syndrom

  20. #20 M.
    25. Juli 2016

    Es sollte das Werbeverbot für medizinische Behandlungen verschärft werden. Sonst nehmen die Kurpfuscher überhand

  21. #21 Schlotti
    25. Juli 2016

    @M.:

    Es sollte das Werbeverbot für medizinische Behandlungen verschärft werden. Sonst nehmen die Kurpfuscher überhand

    Das stimmt. Diese Verschärfung sollte übrigens mindestens 88% betragen.

  22. #22 Basilios
    Heavy Objects
    26. Juli 2016

    ^_^

  23. #23 Bullet
    26. Juli 2016

    hihi

  24. #24 noch'n Flo
    Schoggiland
    26. Juli 2016

    @ Schlotti:

    ymmd